Vor vier Wochen haben wir uns für den Mitsubishi Outlander 2020 als neue Familienkutsche für 5 Personen entschieden. Warum Plug-In-Hybrid? Wir wollten auf jeden Fall so CO2-sparsam wie möglich fahren, also vorwiegend mit Öko-Strom, dabei aber auch die Langstreckenfahrten zur Verwandtschaft sowie Urlaubsfahrten mit für Kinder zumutbarem Aufwand bewältigen können. Und zum Geldbeutel musste es auch passen. Spätestens hier hieß es: Kompromiss statt Tesla X. Und der „Outi“ war am Ende das Modell, das diesen Kompromiss von Klimaschonung, Platz, Reichweite und Preis mit Abstand am besten darstellte.
Nach 4 Wochen hat der „Outi“ uns alle komplett überzeugt. Und im gleichen Zug habe ich mich mehr und mehr geärgert über den Bullshit, der in mitunter sogar renommierten Print-und Web-Medien über dieses Auto geschrieben wird, vor allem was die Motorisierung betrifft. Was die zum Teil faseln zeigt mir als Besitzer so eines Teils vor allem, dass der Schreiber das Auto nicht verstanden hat (https://www.faz.net/aktuell/technik-mot ... 54227.html). Darum gebe ich hier einfach mal unsere Erfahrungen weiter.
Das erste, was mir aufgefallen ist: Es ist sattsam bekannt, wie wenig aussagekräftig die normierten NEFZ- oder WLTP-Verbräuche mit dem zu tun haben, was im Alltag anfällt - aber im Falle eines Plug-In-Hybrid ist eine 100-km-Angabe endgültig völlig nutzlos. Sie ist erstens nur dann übertragbar, wenn die typische Entfernung im Alltag tatsächlich 100km beträgt. Das ist nun gerade für den Outlander aber eine ganz ungünstige Entfernung. Der „Outi“ fungiert dann als Öko-„Outi“, wenn die typische Entfernung zwischen zwei Ladevorgängen unter 70 km liegt (https://passiondriving.de/2021/01/12/mi ... hrbericht/). Weil das bei uns der Fall ist, fahren wir im Alltag im Durchschnitt 90% oder mehr im EV-Betrieb (also rein elektrisch, wobei ich, wenn ich es darauf anlege, ohne Probleme auf 50km Reichweite komme). Die verbleibenden 10%, in denen sich der Verbrenner zuschaltet, befinden sich in der Regel auf der Autobahn bei bereits erreichter Reisegeschwindigkeit. Die Rekuperation beim Bremsvorgang für die Ausfahrt reicht dann, um den Outi im reinen E-Betrieb von da nach Hause zu fahren. Macht im Alltags-Schnitt 0,9l Sprit auf 100km oder 19g CO2/km. Find ich geil. Den Wert liest du aber nirgendwo. Weil die Frage, wieviel der Outlander für die Umwelt bringt, am Ende komplett davon abhängt, wie gut das Streckenprofil des Nutzers mit dem Sparprofil des Autos übereinstimmt. Aber es sind nur ganz wenige Tests, die das zumindest mal reflexiv berücksichtigen.
Der zweite Grund für die Nichtübertragbarkeit irgendwelcher Testverbräuche liegt in der Vielzahl an Modi, in denen du dieses Gerät fahren kannst. Der ADAC-Öko-Test (https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/a ... in-hybrid/) gibt zB 5,4l plus 10,2 kwh Strom auf 100km an. Da habe ich Rückfragen, die der Artikel leider nicht beantwortet: Wurde die Eco-Taste gedrückt? Wurde vorausschauend gefahren und bei ausreichend hoher Batteriekapazität die „Save“-Funktion verwendet, um den Strom z.B. für Innenstadtstrecken aufzusparen? Oder wurde die Batterie auf der Autobahn leergefahren und dann im Stadtverkehr der Motor genutzt? Außerdem: Wenn man im „Normalmodus“ einfach die Batterie leerfährt und dann weiterfährt, lädt der Motor die Batterie automatisch wieder auf, um einen Sockel für e-fähige Strecken aufzubauen. Mit wieviel Akku-Kapazität ist der Tester denn da am Ziel angekommen? Hat er das überhaupt abgelesen, wieviel kwh der Motor nachgeladen hat? Wenn ich im Sportmodus fahre, komme ich auch auf 5,4l Sprit auf 50km. Wenn ich das Auto aber seinen Möglichkeiten entsprechend fahre und dabei ein bißchen was denke, geht das locker unter 4 Liter zu machen. 2,0l (WLTP-Angabe) sind ambitioniert, aber 5,4Liter und mehr (https://passiondriving.de/2021/01/12/mi ... hrbericht/) heißt: Das Auto wurde falsch bedient. Nicht mehr und nicht weniger.
Dann mal auf die Langstrecke. Das war der Elch-Test, weswegen wir am Ende ja beim PHEV gelandet sind. Bange Frage: Macht die Langstrecke die Klima-Bilanz kaputt? Also mit kompletter Familie plus Gepäck bis unters Dach die 500km abgespult (bei konstant 130, Gegenwind und zT mit Heizung). Dabei gleich mal die CHAdeMO-Station von Allegro im Kamen-Karree 5 gefunden, die die Fahrzeuge nicht erkennt (kein Kommentar). Am Ende standen 7,8l Sprit auf 100km. Ich habe die Display-Angabe beim Tanken überprüft und sie stimmte ziemlich gut, und es deckt sich mit den Erfahrungswerten, die von Outlander-Fahrern gepostet werden, so auch hier im Forum. Das ist nicht wenig, aber für ein Auto dieser Größe und voller Beladung echt okay und nach unten optimierbar. Unser alter Berlingo hat bei dem Setting mehr gebraucht.
Also habe ich jetzt mal gerechnet, mit welchem Effekt wir zu rechnen haben, wenn ich das aufs Jahr umrechne. Gerechnet habe ich mit 14.000 km Alltag und 6.000 km Langstrecke im Benziner-Betrieb. Und komme auf max. 2,8l/100km im Jahresschnitt = 64g CO2/km. Der derzeit sparsamste Verbrenner ist der Toyota Yaris mit theoretischen (!) 3,8l. Den unterbiete ich mit diesem Schiff im Real Life bei Vollbeladung um mindestens einen ganzen Liter. Und dabei habe ich überall mit Puffer gerechnet. Okay: Das ist keine 0. Aber genau 100g weniger als unser alter Berlingo und fast 1/3 weniger als das CO2-Ziel der EU, und es liegt nicht so weit weg von den 2,0l (WLTP), die Mitsubishi angibt, wie diverse Reviews glauben machen wollen. Für dieses Paket, verbunden mit der allseits attestierten Zuverlässigkeit, ist der Preis ein Hammer.