Reisebericht BMW i3 (non REX)
Ich hatte hier im Forum versprochen, nach meiner Reise mit dem BMW i3 meine Erfahrungen weiterzugeben.
Ich möchte nicht ausschließen, dass eine solche Unternehmung auch mit anderen Elektrofahrzeugen möglich wäre. Es geht aber hier um die Fahrleistungen des i3.
Der Artikel ist zwar etwas umfangreich für ein Forum, ich hoffe aber, ich kann damit alle i3-Besitzer, i3-Interessierten und i3-Kritiker erreichen. Vielleicht können meine Angaben und Erfahrungen auch jenen helfen, die ebenfalls ein solches Vorhaben planen möchten.
Der i3 ohne REX ist eigentlich als Elektromobil für das urbane Gebiet gedacht, mit welchem man - ganz nach belieben - sehr sparsam und gemütlich oder mit hohem Komfort und sehr sportlich Emissionslos Kurzstrecken fahren kann. Dass der i3 aber durchaus auch für längere Urlaubsreisen taugt, möchte ich mit meinem Bericht vermitteln.
Es kommt in erster Linie auf die Planung an. Fahrten mit einem Elektromobil sollte man grundsätzlich planen. Man will ja schließlich vermeiden, mit leerem Akku liegenzubleiben. Ich verwendete dafür BMW-Routes und verschiedene andere Routenplaner. Sehr wichtig kann es sein, die Höhenprofile für die Streckenbewertung zu studieren, aber dazu später mehr.
Vor der Reise habe ich natürlich durch Tests und Verbrauchsfahrten versucht, das Fahrzeug und sein Verbrauchsverhalten entsprechend kennenzulernen.
Die Fahrtstrecken führten grundsätzlich über abseits der Hauptrouten befindliche Bundes- und Landesstraßen, seltener über Schnellstraßen und praktisch nie über Autobahnen. Das Verkehrsaufkommen war dort entsprechend gering. Ich wusste, dass ich für lange Strecken eine geringere Durchschnittsgeschwindigkeit wählen muss, wollte aber keine Verkehrsbehinderung sein. Die Wenigen, die auch dort schneller fahren wollten, habe ich meistens überholen lassen. Ein großer Vorteil dieser Streckenwahl war nebenbei der, dass ich die reizvolle Landschaft, die man nur dort findet, ohne Stress und Lärm genießen und immer wieder ganz nach Belieben für Fotos stehenbleiben konnte. Man befindet sich schließlich im Urlaub und hat Zeit fast ohne Ende. Darüber hinaus ist der Stromverbrauch auf den Landstraßen aufgrund des geringeren Tempos viel geringer und man spart sich den Stress mit den LKW’s und die Autobahngebühren.
Die Reise:
Wir hatten schon seit längerem eine Kunst- und Kulturreise durch die Toskana geplant mit dem Ziel, die wichtigsten und schönsten alten Städte und Dörfer zu besichtigen und uns mit deren Geschichte zu befassen. Die Entfernungen zwischen den Zielen liegen alle im Erreichbarkeitskreis des i3. Wir verzichteten daher auf unseren geräumigen Dieselbus und wählten den i3 als Reisefahrzeug.
Der i3 war beladen mit zwei Personen (meine Frau und ich), zwei Falträdern am Rücksitz, ca. 40 Litern stilles Mineralwasser für unsere Radausflüge hinter den Vordersitzen (wir bevorzugen eine bestimmte Marke, weshalb wir das Trinkwasser mitgenommen haben) und drei Koffer bzw. Taschen und diverser Kleinkram im Kofferraum. Das Gewicht für Personen und Ladung schätze ich auf knapp 300 kg. Zum Schutz der Rücksitze habe ich Schaumstoffmatten und Decken aufgebreitet.
Das Ein- und Ausladen der Falträder funktionierte dank der verkehrt öffnenden Hintertüren hervorragend. Überhaupt gefällt mir dieses Prinzip immer besser. Wenn man etwas von den Rücksitzen holen möchte, braucht man nicht immer um die Hintertür herumlaufen, sondern kann direkt darauf zugreifen. Jede Kritik und jedes Vorurteil die hinteren Türen betreffend halte ich für unüberlegt.
Derart bepackt begann die Reise in der Nähe von Innsbruck und führte im Wesentlichen über 11 Zwischenstationen, also 11 sehenswürdige Städte und Dörfer der Emilia Romagna, von Umbrien und der Toskana. Überall hatte ich Hotels gebucht, die über Parkplätze mit einer Lademöglichkeit verfügten. Das waren einfache Steckdosen mit 10 bis 16 Ampere, die direkt oder mit einer entsprechend starken Verlängerung erreichbar waren. Verlängerungen und passende Steckdosenadapter führte ich selbst ausreichend mit. Alle angefragten Hotels und Zimmervermietungen konnten solche Lademöglichkeiten problemlos zur Verfügung stellen. Geladen wurde immer über Nacht. Lediglich bei einer Strecke (Innsbruck – Gardasee) war eine Zwischenladung notwendig, die ich beim BMW-Händler in Bozen angefragt hatte und freundlicher Weise machen durfte.
Als Ladegerät verwendete ich ein Kabel von Mennekes, an welchem ich die Höhe des Ladestromes zwischen 6 und 16 Ampere einstellen konnte. Ich wählte meist 13 Ampere. Alle Ladungen funktionierten problemlos. Es gab keine Ausfälle. Am jeweiligen Morgen hatte ich immer einen vollgeladenen Akku zur Verfügung.
Ich führte übrigens als Reserve noch das original-Ladegerät vom i3 mit, falls eines defekt werden sollte. Auch verwendete ich stets ein geeichtes Zählgerät für den Stromverbrauch.
Die Reiseziele waren folgende:
1) Innsbruck – Bozen (Fahrzeit ca. 2,5 h, 122 km, 980 hm, Aufenthalt ca. 4 Stunden, Reisebeginn)
(Zwischenladung 4 h bei BMW-Händler während verschiedener Einkäufe)
1a) Bozen – Garda (Fahrzeit ca. 3 h, 141 km, 680 hm, Aufenthalt 1 Tag)
(Hotel, Bummel durch Garda mit Abendessen)
2) Garda – Ferrara (Fahrzeit ca. 3 h, 130 km, 280 hm, Aufenthalt 1 Tag)
(Hotel, Stadtbesichtigung mit Rad)
3) Ferrara – San Marino (Fahrzeit ca. 3 h, 137 km, 710 hm, Aufenthalt 1 Tag)
(Zimmer mit Frühstück, Stadtbesichtigung mit Rad)
4) San Marino – Assisi (Fahrzeit ca. 3,5 h, 144 km, 2300 hm, Aufenthalt 1 Tag)
(Hotel, Stadtbesichtigung zu Fuß)
5) Assisi – Bolsena (Fahrzeit ca. 2 h, 97 km, 1120 hm, Aufenthalt 3 Tage)
(Zimmer mit Frühstück, Besichtigung Bolsena zu Fuß, Museum Bolsena, Bagnoreggio, Orvieto, Pittigliano, Sovana, Sorano, Onano, Saturnia, alle mit i3, Radtour um den See)
6) Bolsena – Siena (Fahrzeit ca. 2,5 h, 118 km, 1100 hm, Aufenthalt 2 Tage)
(Agritourismo, Stadtbesichtigung mit Rad)
7) Siena – Monteriggioni – San Gimignano – Florenz (Fahrzeit ca. 8 h, 86 km, 1500 hm, Aufenthalt 2 Tage)
(Zimmer mit Frühstück, Stadtbesichtigungen zu Fuß und mit Rad)
8) Florenz – Pisa – Lucca (Fahrzeit ca. 5 h, 112 km, 1150 hm, Aufenthalt 2 Tage)
(Zimmer mit Frühstück, Stadtbesichtigungen mit Rad)
9) Lucca – Parma (Fahrzeit ca. 4,5 h, 188 km, 1600 hm, Aufenthalt 2 Tage)
(Hotel, Stadtbesichtigung zu Fuß)
Auf dieser Strecke habe ich bei einem Restaurant während des Mittagessens für ca. 1,5 h eine Zwischenladung gemacht. Die Akkuladung hätte zwar vermutlich knapp gereicht, ich wollte aber kein Risiko eingehen.
10) Parma – Verona – Toskolano/Maderno am Gardasee (Fahrzeit ca. 4 h, 154 km, 680 hm, Aufenthalt 1 Tag)
(Ferienwohnung, Stadtbesichtigung Salo mit Rad)
11) Toskolano/Maderno am Gardasee – Eppan bei Bozen (Fahrzeit ca. 3,5 h, 143 km, 2750 hm, Aufenthalt 1 Tag)
(Hotel, Radtour auf den Mendelpass)
12) Eppan bei Bozen – Innsbruck (Fahrzeit 2,5 h, 123 km, 2770 hm, Reiseende)
Erfahrungen mit i3 und Fahrwerte:
Zunächst habe ich die Erfahrung gemacht, dass Höhenmeter kaum eine Rolle spielen. Was man bei der Bergfahrt mehr an Strom braucht, wird bei der Talfahrt fast zur Gänze wieder rekuperiert. Ich dachte, dass ich die schwierigste Etappe – die 9. Etappe – nie ohne Zwischenladung schaffen würde. Obwohl ich dann auch wirklich eine Zwischenladung über ca. 1,5 Stunden machte, hätte es leicht gereicht. Die Gesamtreichweite betrug mit Zwischenladung 235 km und ich hatte rund 25 km zwischengeladen. Also hätte ich eine Gesamtreichweite von ca. 210 km gehabt, mit der ich die 188 km leicht geschafft hätte. Die Angst war also unbegründet. Man muss sich nur trauen.
Interessant ist, dass der Bordcomputer meist eine viel geringere Reichweite berechnet, als sie dann wirklich möglich ist. Bei der 12. und letzten Etappe über das Penser Joch (2200m Höhe) und über den Brenner (1400 m Höhe) z.B. sagte er, dass ich insgesamt nur 80 km weit kommen würde. Letztendlich betrug die Gesamtreichweite trotz der insgesamt 2770 hm auch hier wieder 180 km. Am Penser Joch viel der Bordcomputer plötzlich relativ schnell auf 29 km Restreichweite. Am Brenner hatte ich dann noch ca. 50 km Restreichweite und in Innsbruck ca. 55 km.
Einen wichtigen Aspekt dazu möchte ich aber mitteilen: Befindet sich am hinteren Ende einer Fahrt eine größere Erhöhung oder liegt das Ziel um ein paar hundert Meter höher als der Startpunkt, kann es knapp werden. Wäre das Penser Joch auf der Fahrtstrecke ein paar km weiter weg gelegen, wäre es wohl knapp geworden. Man muss dafür ein bestimmtes Gefühl entwickeln.
Im Übrigen fuhr ich immer mit dem ECO-Pro Modus. Ganz selten mit dem ECO-Pro+ Modus. Die Klimaanlage hatte ich nur sehr selten in Betrieb, nur wenn es sehr heiß war. Die relativ kalte Luft aus den Düsen finde ich nicht so fein. Ich genoss lieber den Fahrtwind über das Dachfenster und die Seitenscheiben, wobei ich fast ein wenig Cabrio-Feeling dabei hatte.
Im ECO-Pro Modus funktioniert die Klimaanlage wirklich hervorragend. Es genügt bei 30°C Außentemperatur eine Einstellung von 23 bis 24°C, um eine angenehm kühle Innentemperatur zu schaffen. Die Reichweiteneinbuße beträgt dabei durchschnittlich nur ca. 5 km. Natürlich ist die Wohlfühltemperatur immer individuell.
Die Gesamtreichweiten (Fahrtstrecke + Restreichweite) betrugen im Schnitt immer ca. 170 bis 180 km, unabhängig davon, ob viele Höhenmeter zu bewältigen waren oder nicht.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug über alle Fahrtstrecken hinweg ziemlich genau 45 km/h.
Die Außentemperaturen betrugen zwischen 18 und 30°C. Ich konnte keinen großen Zusammenhang zwischen hohen Außentemperaturen und Reichweite feststellen.
Der Durchschnittsverbrauch über die gesamte Fahrtstrecke betrug laut Bordcomputer 9,9 kWh/100 km. Unter Berücksichtigung der Ladeverluste dürfte der tatsächliche Verbrauch erfahrungsgemäß bei ca. 12 kWh/100 km liegen.
Alle Ladungen zusammen kosteten mich insgesamt ca. € 25.-- bei einem Strompreis von € 0,25/kWh in Italien. Deshalb so wenig, weil die meisten Hotelbesitzer oder Vermieter es als Ehrensache betrachteten, mir die Ladung nicht zu verrechnen. Ich gleichte das aber durch entsprechendes Trinkgeld aus, das ich aber ohnehin gegeben hätte. Darüber hinaus entstanden mir keine direkten Fahrtkosten für die insgesamt 1699 km. Mit meinem Dieselbus hätte mich der Sprit für die Fahrt ca. € 230.-- gekostet, da in Italien der Dieselpreis recht hoch ist.
Alles in Allem gab es keine Probleme. Es machte unheimlich Spaß, ohne Emissionen, so leise, ruhig und gleichmäßig durch die wunderschönen Landschaften zu gleiten. Ein Erlebnis, das sicher nicht einmalig bleiben wird.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Leute überall sehr interessiert waren am i3. Überall wurde man freundlich behandelt, wurde befragt und gelobt. Immer wieder Erhobene Daumen von Passanten am Gehsteig in den Städten und neugierige und interessierte Blicke auf den Parkplätzen. Ein gutes Gefühl.
Ich kann allen, die eine solche Reise mit ihrem i3 überlegen nur ermutigen. Es funktioniert problemlos, wenn man die richtige Einstellung zu einer entspannten, Verbrauchs-schonenden Fahrweise mitbringt. Je länger die Fahrtstrecke, desto vorsichtiger muss man mit dem Strompedal umgehen. Das hat man bald heraus. Richtig gebremst habe ich auf der gesamten Strecke geschätzt vielleicht 5 mal. Das Bremsen durch Rekuperation funktioniert praktisch intuitiv. Man fährt also nicht nur eine Strecke, um möglichst rasch von von A nach B zu kommen, sondern genießt jeden km Freiheit mit einem wirklich gelungenen Elektrofahrzeug: dem BMW i3.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem umfangreichen Reisebericht einen Beitrag für alle zur Verfügung stellen, die noch beim Sammeln von Erfahrungen sind. Vielleicht kann ich damit auch helfen, den i3 besser einzuschätzen.
Es lebe das Zeitalter der Elektromobilität!