Joerg_R hat geschrieben: ↑Ich frage mich woher die Aussage kommt, dass erst ab 100 km/h die Aerodynamik dominiert.
Liest man z. B. In
https://www.auto-motor-und-sport.de/new ... windkanal/ nach, so heißt es dass die Aerodynamik den Fahrwiderstand ab 50 bis 70 km/h dominiert. Alternativ kann man auch die Fahrwiderstandsgleichung selbst berechnen...
Wen es genauer interessiert dem empfehle ich das Buch Aerodynamik des Automobils.
Meine Erklärung dafür: "dominiert" betrifft jeden Punkt der Widerstandskurven (Luftwiderstand / übrige Fahrwiderstände) oberhalb des Kreuzungspunktes, also ab da, wo der Luftwiderstand allein größer wird als die Summe der übrigen Fahrwiderstände.
Aufgrund des anfangs noch relativ flachen Anstiegs der Kurve einer quadratischen Funktion ist diese Dominanz aber anfangs noch schwach ausgeprägt und macht sich daher vergleichsweise noch nur gering bemerkbar.
Der Kreuzungspunkt mag also je nach Fahrzeug so zwischen 50 und 70 km/h liegen, die "Spürbarkeit" jedoch darüber.
Für mich habe ich mal 2 "Effizienzziele" gesetzt: "Zeiteffizienz" (ich möchte nicht zu lang unterwegs sein) und "Streckeneffizienz" (ich möchte mit einer Batterieladung möglichst weit kommen) .
Die Erfahrung mit meinem iOn (ich fahre fast nur auf ländlichen Straßen, wenig "flotte" Bundesstraße, fast nie AB) zeigt:
=> bei einer angestrebten Geschwindigkeit von um 50 km/h (effektiver Schnitt dann so bei 40-45) erziele ich die besten Reichweiten - noch langsamer zu fahren würde bedeuten, zu sehr zu schleichen und übrigen Verkehr zu behindern.
Anmerkung: Mit einer angestrebten Geschwindigkeit von 30-40 km/h käme ich sicher noch weiter ... zu langsam ist irgendwann aber auch im Sinne der "Streckeneffizienz" nicht mehr sinnvoll, da der elektrische "Eigenverbrauch" des Fahrzeugs (Steuergeräte, Wirkungsgrad des DC-DC-Wandlers etc.) schließlich mehr "durchschlägt".
=> bei einer angestrebten Geschwindigkeit von um 60 km/h (effektiver Schnitt dann so bei 50) ist der Reichweitenverlust im Vergleich noch gering, ich komme aber schon spürbar früher an
=> bei einer angestrebten Geschwindigkeit von um 70 km/h (effektiver Schnitt dann so bei 50) ist der Reichweitenverlust im Vergleich zum Zeitgewinn schon arg spürbar
=> angestrebte Geschwindigkeiten von 80 km/h und mehr senken die Reichweite sehr viel deutlicher als für den Zeitgewinn üblicherweise sinnvoll - nur dann vernünftig, wenn ich wirklich schneller ankommen
muss und ggfs. "schnelle" Möglichkeiten zum Zwischenladen verfügbar sind.
Und das deckt sich dann auch wieder mit meiner obigen Annahme: "Kreuzungspunkt so zwischen 50 und 70 km/h, spürbarer Anstieg jedoch darüber".
Je besser die Aerodynamik eines Fahrzeugs ist, um so länger ist natürlich der flach ansteigende Verlauf der Kurve am Anfang, was sowohl den Kreuzungspunkt wie auch den "Spürbarkeitspunkt" zu höheren Geschwindigkeiten hin verschiebt. Mein iOn ist nun gerade kein "Aerodynamikwunder" bei einem ioniq z.B. kann es durchaus sein, dass es erst so ab 100 km/h oder darüber "spürbar" wird.
"Früher[tm]", also so zu meiner Jugend-/ Fahrschulzeit war übrigens immer so von "ab 80 km/h dominiert der aerodynamische Widerstand" die Rede.
Damals waren die Fahrzeuge aber aerodynamisch auch deutlich schlechter als heute. Passt.