So, wie die Verhältnisse im Moment sind, hat der Professor leider recht. Bei unseren Langstreckenfahrten fahren wir häufig 1000 km am Stück (mit mehreren Fahrern). Das geht derzeit nur mit dem Verbrenner. Für mich ist die Ladegeschwindigkeit im Ergebnis wichtiger als adipöse Batterien. Da hapert es noch massiv. Ich halte 15 Minuten für die Schmerzgrenze, um einen 100-kw/h-Akku von 10 auf 80 % nachzuladen. Wenn man alle 300 km eine kurze Pause macht, wäre das zu verschmerzen, natürlich bei laufender Heizung oder Klima und mindestens 130 auf der Autobahn.
Es muss aber auch noch hinzukommen, dass man bei leerem Akku mit großer Sicherheit eine freie Ladesäule findet. Heute ist es leider so, dass es an vielen Standorten nur eine Säule gibt. Wenn an der dann ein Auto mit ebenso fetter wie leerer Batterie steht, kann man sie auf Stunden vergessen. Oder man trifft auf ein Elektro- oder Verbrennerauto, das dort nur parkt. Zudem werden viele Säulen nur schlecht gewartet. Wenn sie kaputt sind, bleiben es viele Monate.Und dann muss man auch noch eine passende Ladekarte haben, mit der man zu einem vertretbaren Preis laden kann. Es gibt derzeit auf dem Land große Bereiche, wo keine Säule steht. Und Städte, wo es zwar Säulen gibt, die aber nur für Kunden des örtlichen Stromversorgers oder vom Gesetz erzwungen per Hotline zum Wucherfestpreis nutzbar sind. Auch das muss sich radikal ändern. Jede Karte muss an jeder Säule funktionieren und zwar zu gleichen Kondiitionen. Dass es billige und teure Roaming-Partner gibt, ist ein Unding.
Hinzu kommen müssen noch extrem viele Lademöglichkeiten auf Parkplätzen oder in Parkhäusern. Sie können geringere Leistungen besitzen, dafür muss es sehr viele geben. Was soll etwa eine Ladesäule am Bahnhofsparkplatz, wenn man als Pendler dort nur 3 Stunden stehen darf? Hier müssen 80 % aller Parktaschen mit einer Lademöglichkeit versehen sein. Ähnlich natürlich bei allen Parkplätzen und Parkhäusern.
Ich kann meinen Elektrosmart zu Hause in der Garage aufladen. Das sind natürlich 1a Verhältnisse, die nicht jeder hat. Mein Sohn würde gerne ein Elektroauto kaufen. Er hat einen gemieteten Platz in der Tiefgarage des Hauses wo er wohnt. Dort ist keine Lademöglichkeit. Selbst wenn sein Vermieter wollte, müsste er in einer Eigentümerversammlung durchsetzen, dass er seinem Mieter erlauben darf, auf seine Kosten eine Lademöglichkeit zu installieren. Ich habe selbst live erlebt, welche absurden Bedenken, man gegen einen Draht und eine kleine Kiste an der Wand entwickeln kann. Da geht schon einmal im ganzen Haus das Licht aus oder es brennt gleich ganz ab. Hier müsste geregelt werden, dass ein Mieter oder Wohnungseingentümer ohne Rückfrage mit wem auch immer vom Fachmann eine Wallbox montieren lassen darf.