Hallo,
hab den Artikel in meiner Signatur aktualisiert.
Mache das jedes Jahr seit ich 2014 meine ZOE gekauft habe.
Würde mich über Kommentare bzw. Eure Meinung freuen.
Phasen der Markteinführung des Elektroautos (Stand 2019)
1. Ölpreisschock 2008 als Auslöser
2008 haben sich die Rohölpreise innerhalb eines halben Jahres nahezu verdoppelt. Inflationsbereinigt war der Rohölpreis damit auf dem Niveau der letzten großen Erdölkrise Anfang der 80er Jahre.
Dass die Kosten für das Laden eines Elektroautos geringer sind, als für das Tanken eines Verbrenners bestreitet wohl niemand.
Als zukünftige günstigere Alternative wurde daher ab 2009 das Elektroauto in Großserienproduktion genannt.
2. Übertriebene Erwartungen 2009-2010
Die Ökobilanz (Ins besonders die CO2-Bilanz) ist besser. Wobei der benötigte Strom natürlich aus erneuerbaren Energien produziert werden sollte.
Der Elektromotor beschleunigt besser und benötigt kein Schaltgetriebe, verursacht lokal keine Abgase und ist nahezu lautlos und wartungsfrei.
Man benötigt zunächst keine neue Infrastruktur, da das E-Auto zu Hause über Nacht an einer Haushaltssteckdose oder einer Wallbox bequem geladen werden kann. Ein zukünftiges öffentliches Schnellladenetz ist ebenfalls kostengünstig realisierbar.
Dank neuer Lithium-Ionen-Akkus steht auch ein geeigneter Stromspeicher zur Verfügung. (Ausreichende Energie- und Leistungsdichte, Zyklenfestigkeit und kalendarischer Lebensdauer, Betriebstemperaturbereich, vernachlässigbare Selbstentladung, kein Memory-Effekt)
Einziges Problem sind die hohen Anschaffungskosten des Li-Ionen-Akkus, wodurch das Elektroauto vorerst nur in Kleinserie produziert wird (z.B. Tesla R).
3. Ernüchterung 2011-2012
2011 kommt in Europa das Erste in Großserie produzierte Elektroauto auf den Markt. Der Mitsubishi iMiev, welcher in Europa zunächst als Citroen Zero und als Peugeot Ion verkauft wird. Der Bruttopreis beträgt allerdings 35.000€! Was für einen Kleinwagen zu teuer ist.
Die Stimmung in den Deutschen Medien schlägt um, und die Marktreife des Elektroautos wird mit frühestens 2020 angegeben.
4. Verbesserungen 2013-2014
2012 kommt der Nissan Leaf auf den Europäischen Markt. Welcher von 2012-2014 das weltweit meistverkaufte Elektroauto ist.
2013 kommt der Tesla S auf den Europäischen Mark. Dieses sportliche Luxusauto (ab 70.000€) befreite das Elektroauto vom Image einer Notlösung.
Ebenfalls 2013 kommt die Renault ZOE auf den Markt, die in Österreich 2013 und 2014 das meistverkaufte Elektroauto ist.
In Österreich und Deutschland wo die Förderungen gering sind, beträgt der Anteil bei den neuzugelassenen PKWs 2014 nur 0,4%.
Mit entsprechender stattlicher Förderung setzt sich jedoch das Elektroautos schon durch. Norwegen 2014: 12% der Neuzulassungen sind Elektroautos.
5. Niedriger Ölpreis 2015-2017
Von 2011-2014 kostete Rohöl 100-120 USD/Barrel, von 2015-2018 nur 40-60 USD/Barrel.
Die Endkundenpreise von Li-Ionen Akkus waren bereits auf einem tiefen Niveau. (2011: ca. 1000€/kWh, 2015: ca. 250€/kWh), und blieben nun nahezu unverändert.
Das Luxusauto Tesla S war daher 2015 sowohl weltweit als auch in Österreich das meistverkaufte Elektroauto.
Die Weltklimakonferenz in Paris, Studien des deutschen Umweltbundesamtes und der VW-Abgasskandal führten in den deutschen Medien zu einem erneuten Stimmungsumschwung. Das E-Auto wurde nun wieder als umweltfreundliche Alternative zum Verbrennerauto angesehen.
2016/17 wurden E-Autos (Renault ZOE, BMWi3, Nissan Leaf, e-Golf) mit einer höheren Akkukapazität und damit einer deutlich höheren Reichweite angeboten, wobei der Verkaufspreis nur unwesentlich stieg.
In Österreich kam es zu einer Bundesförderung von E-Autos. Ab 2016 für Firmenautos. Ab 2017 auch für Privatautos. Die Neuzulassungen für Elektroautos haben sich in Österreich deshalb 2016 mehr als verdoppelt, und überschritten das erste Mal 1%. 2017 stiegen sie auf 1,5%.
6. Marktdurchbruch ab 2018
Mehr als die Hälfte aller Elektroautos wurden 2018 in China verkauft!
In den USA zeigt Tesla mit Gigafactory und Modell 3 vor wie man einen „Elektro-Volkswagen“ verkauft. Der Tesla 3 ist seit 2018 das weltweit meistverkaufte Elektroauto.
Die weltgrößten Autokonzerne (VW, Toyota und GM) betreiben Gewinnmaximierung mit ihrer vorhandenen Verbrennertechnologie. Der in Europa dominierende VW-Konzern mit seinen 9 Automarken (VW, Audi, Porsche, Bentley, Seat, Skoda, …) wird von E-Autofahrern „Der Ankündigungsweltmeister“ genannt.
In Europa hatte 2018 die Renault-Nissan-Allianz mit ZOE und LEAF noch immer die meistverkauften Modelle. (Da GM 2018 den Verkauf des Opel Ampera e nahezu vollständig einstellte.)
Ab 2019 wird der Tesla 3 auch in Europa verkauft, und das meistverkaufte BEV sein. (Da der Kia/Hyundai Konzern 2019 seine E-Autos eNiro, Kona und Ioniq nicht in ausreichender Stückzahl liefern kann.)
Meines Erachtens ist die Wende zum E-Auto nicht aufzuhalten. Die Verzögerungstaktik von VW wird das Ende für VW als größter Autokonzern der Welt (Stand 2018) sein, und damit in Europa viele Arbeitsplätze kosten ☹
Anmerkungen:
*) Die Umweltbelastung ist für die Kaufentscheidung nebensächlich, was jeder täglich an immer größeren und leistungsstärkeren Autos auf der Straße sieht (Stichwort: SUV). Umweltbewusste werden wohl auch in Zukunft kaum Autos kaufen (Ressourcenverschwendung, Parkplatzbedarf), sondern Autos nur in Formen von „Carsharing“ benutzen.
*) Der in der EU ab 2021 geltende Flottendurchschnitt für neu zugelassene PkWs von max. 95 gCO2/km (entspricht 4,1 Liter Benzin bzw. 3,6 Liter Diesel pro 100 km) wird m.E. mit entsprechenden Messzyklen (NEFZ und WLTP) und SUVs mit Ladeanschluss (Plug-In-Hybrid) umgangen werden.
*) Der Rohölpreis und der Li-Ionen-Zellenpreis entscheidet ob ein Elektroauto im Vergleich zu einem Verbrenner finanziell konkurrenzfähig ist. Nicht betroffen davon sind naturgemäß Luxusautos, wie man an dem Erfolg der Elektroautos von Tesla (Model R, S, X) sehen kann.
Aufgrund der „Fracking-Revolution“ glaube ich, dass die Rohölpreise in nächster Zeit nicht steigen werden. (Die USA werden 2019 voraussichtlich das erste Mal seit 1948 wieder ein Nettoexportland für Erdöl bzw. Flüssiggas.)
Die europäischen Autohersteller haben verabsäumt Zellenfabriken zu errichten. Diese wurden jedoch von koreanischen Konzernen in Niedriglohnländern in der EU gebaut. (Samsung SDI hat in Ungarn und LG Chem in Polen Zellenfabriken errichtet welche Ende 2018 ihre Produktion aufgenommen haben.) Mit den
kolportierten niedrigen Produktionskosten von 100€/kWh, sollten man auch in Europa E-Autos bauen können welche finanziell konkurrenzfähig sind.