Zitat Stefanelectric:
"Jedes ausgelieferte Elektroauto lässt die aktuellen Flottenwerte sinken und gleichzeitig wird dadurch auch das Ziel schwieriger, bzw. niedriger.
Wer also mal nachrechnet, der kommt ganz schnell darauf, dass man möglichst wenige BEV und PHEV verkaufen sollte, um später ein möglichst "schlechtes" Ziel zu haben.
Jeder verkaufte Verbrenner ist somit besser (von der rechnerischen Seite) in Bezug auf Gewinne und Strafvermeidung."
Nein, unter keinen Umständen. Das belegt auch Deine "Quelle" nicht.
Das Netz wimmelt von Sachdarstellungen, die die Problematik für die Autohersteller vollkommen anders darstellen. Hier eine Auswahl:
https://media.daimler.com/marsMediaSite ... d=42508702
https://www.kfz-betrieb.vogel.de/co2-gr ... -a-783428/
https://www.vcd.org/themen/auto-umwelt/co2-grenzwert/
https://www.sonnenseite.com/de/mobilita ... tegie.html
Ab 2021 werden für alle Hersteller (Eurozone) Strafzahlungen fällig, die happig sind - 95 Euro pro verkauftem Fahrzeug und Gramm über dem herstellerspezifischen Grenzwert -, der sich im Wesentlichen nach dem Fahrzeuggewicht (Flottengewicht) richtet. So dürfen z.B. Daimler und BMW mit durchschnittlich schwereren Fahrzeugen mehr Co2 immitieren als Hersteller mit vornehmlich Kleinwagen. Was wie eine Bevorzugung aussieht, dient dem Zweck, auch die Hersteller kleinerer Fahrzeuge zur Co2 Reduzierung zu zwingen.
ALLE Hersteller können die Europawerte mit Benzinern bzw. Diesel, nicht mehr erreichen. Schon 2021 müssten dazu die durchschnittlichen Verbräuche der Verbrenner unter 4 Litern liegen. 2025 bei deutlich unter drei Litern.
Einen Ausweg bieten ausschließlich Co2 freie oder reduzierte Fahrzeuge, wobei nur der Verbrauch zählt, nicht die Gesamtbilanz, über die so häufig heutzutage berichtet wird, um den Stromer schlecht zu reden.
Prognostisch trifft es die VW Gruppe am Schlimmsten. 2021 würden beim jetzigen Flottenverbrauch 1,5 Milliarden Strafzahlungen fällig. Eine Summe, bei der ganz schnell Gewinnmargen schrumpfen. Daimler und BMW wären mit 200 - 300 Mio dran, Kia auch mit etwa 300 Mio. Wohlgemerkt beim jetzigen Stand. Da die Grenzwerte ab 2020 auf 95 Gram Co2 Ausstoß sinken, müssen alle Hersteller Gas geben. Wie gesagt, Reduktion lässt sich nur über Co2 freie Fahrzeuge wirklich realisieren, also Hybride, Stromer, Brennstoffzellen in hoher Stückzahl.
ALLE Hersteller haben das erkannt. (S. Link zu Daimler Benz, siehe VW mit dem Streben zur vollständigen Umstellung auf E-Autos).
Dass eine solche Umstellung (angeschoben auch durch die Neuregelung in der EU ab 2018) nicht über Nacht geht, liegt doch für Autohersteller mit einer Modellplanung und Realisierung von 5 - 7 Jahren auf der Hand. Wie um Himmels Willen soll denn der Autohersteller quasi über Nacht seine Modellreihen, Produktionsgegebenheiten und Markterfordernisse umstellen ? Und um welchen Preis ? Nagelneue Fertigungsstraßen einmotten, mal schnell für Stromer neue bauen und Modellreihen, die sich gerade in der Einführung befinden verschrotten ?
Beschäftigte einfach mal freisetzen, weil sie bei der weniger arbeitsintensiven E-Auto Fertigung über sind ? Was sagen Zulieferer (Getriebe !!), die sich auf magere Zeiten einstellen müssen ?
Also, das Ganze ist ein betriebs- und volkswirtschaftlich höchst komplexer Prozess, der Jahre in Anspruch nehmen wird und muss. Die Erklärungen in 1680 Beiträgen hier, zumindest einige, machen mir persönlich den Eindruck als würde aus einer Warte von Frustration und Enttäuschung nach einer einfachen Erklärung gesucht, um einen Sündenbock zu haben. Schade, dass diese Leute mit dem Alleinvertretungsanspruch für Alles und jederzeit im Besitz der wahren Erkenntnis niemals in die Verlegenheit kommen werden, ihr prophetisches Können in verantwortlicher Position in einem Autokonzern einmal unter Beweis zu stellen. Aber es ist wie im Fußball: Zuhause auf dem weichen Sofa haben wir eine Million Bundestrainer, die alles viel besser können.
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In diesem globalen Szenario steht Hyundai/KIA mit seiner Modellpolitik wahrlich nicht schlecht da, wobei der Flottenverbrauch in Europa deutlich anders aussieht als z.B. in USA und China.
Dass KIA von der Dynamik in der Nachfrage und der stark beschleunigten Entwicklung überrascht worden ist, sehe ich als nachvollziehbar an. Dass die Grenzwerte ab 2020 und die Strafzahlungen ab 2021 eine Rolle bei der Marketingstrategie spielen, ist ebenfalls logisch. Aber bitteschön: DAS sind politische Vorgaben, für die die Konzerne nichts können. Vollkommen unlogisch ist, dass die Konzerne besser dastehen, wenn sie mehr Verbrenner verkaufen. Richtig kann sein, dass sie verlegen darum sind, ihre Altbestände noch abzuverkaufen. Und Altbstände sind auch schon die Verbrenner, die gerade neu an den Markt kommen. Auch die sollten noch ihren Gewinn (also nach Abzug der Entwicklungskosten) einspielen.
Ein Drahtseilakt für die Konzerne, aber sicherlich keine verbrecherische Strategie. Bewusst wird einem das vielleicht dann, wenn man sich in die Rolle eine Beschäftigten von Daimler oder VW versetzt, der von seinem Betrieb erwartet und erwarten darf, dass er Gewinne macht, um Löhne zahlen zu können.
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Fazit: Die Fachwelt ist sich eigentlich einig, dass es ab 2020/21 für die Konzerne ernst wird. Sie müssen Co2 freie Fahrzeuge in Mengen an den Start bringen, oder zumindest soviele, dass sie einerseits Strafzahlungen vermeiden, andererseits aber die bereits produzierten und / oder auf Halde stehenden Verbrenner noch losschlagen können. Natürlich wird der eine oder andere Händler oder Hersteller händeringend versuchen, seine Verbrenner an den Markt zu bringen. Und ggf. sogar bei den Stromern auf die Bremse treten. Übel nehmen kann ICH ihnen das nicht, sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Prognostisch kann man, je nach Entwicklung wahrscheinlich davon ausgehen, dass bei einem Überhang an Verbrennern auf Halde deren Preise purzeln werden, insbesondere je näher 2025 bzw. 2030 rückt. Sollten nicht genügend Stromer zu vermarkten sein und die Flottengrenzwerte gerissen werden, wird man auch hier an der Preisschraube drehen, nach unten versteht sich.
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Wie schon erwähnt, halte ich die Kommunikationspolitik KIA`s in dieser Sache, insbesonder bezgl. des Niro für unterirdisch. So geht man nicht mit Kunden um, zu denen ich auch die Händler zähle.
Trifft aber nicht nur für Deutschland zu, wie hier lang Zeit dargestellt wurde. Könnte auch so sein, dass Kontingente zurückgehalten werden, um in 2020 den Flottenbrauch durch größere Stückzahlen beim Verkauf (es zählen die tatsächlich zugelassenen Fahrzeuge) in den Griff zu kriegen. Wenn dem so ist, ist es auch schwer das "ehrlich" zu kommunizieren. Was soll KIA sagen: "Ey Leute, hier stehen 10000 fertige Niro, aber aus politischen Gründen müssen wir sie bis 2020 zurückhalten, damit dann das Ergebnis stimmt ?"
Es fällt aber schon auf, dass die EU Bestimmungen in 2018 erlassen wurden und damit in die Einführungsphase des Niro in Europa. Vielleicht hat hier ein Konzern nur schnell und folgerichtig (aus seiner Sicht) reagiert, um Schaden abzuwenden.
Seit 09/19 Adoptivkind E-Soul, jetzt wohnhaft in Dänemark, ab 07.07.20 mit E-Niro Spirit, zum Weglaufen rot, Leder und 3 P