Gut dann will ich auch mal was beitragen.
Als ich das Auto neu hatte und wenige Monate später das Typ2 Kabel einsatzbereit war (Januar 2013), wollte ich eine Ladesäulenrunde drehen um die öffentliche Infrastruktur zu testen. An dem Tag war tiefster Winter. Die Heizung hatte ich aus, da ich die Reichweite noch nicht einschätzen konnte, lediglich Front- und Heckscheibenheizung waren aktiv. Nachdem die erste RWE Ladesäule in Dresden blockiert war, fuhr ich weiter zu der Ladesäule in Meißen. Bis dahin standen auf der Anzeige -40 Ah. Bei den verbauten 90 Ah Zellen sollte sich das nach einem kurzen Ladestopp ausgehen dachte ich mir, zumal der Rückweg kürzer wäre.
Also kurz versucht die RWE Säule mittels SMS zum laden zu überreden, was nicht geklappt hat. Der Betrag konnte nicht gebucht werden, obwohl genug Guthaben drauf war. Muss wohl an einer aktiven Drittanbietersperre meines Providers liegen, aber soll ja nicht mein Problem sein, denn ich hab mich an alle Spielregeln gehalten und wollte nur laden. Nach Anruf bei RWE wurde der Ladevorgang dann kostenlos freigeschalten und ich blieb eine halbe Stunde stehen, bis die Kapazitätsanzeige auf -33 Ah geklettert war.
Auf dem Rückweg wollte ich gern die neu gebaute Elbbrücke in Niederwartha überqueren, doch leider ließen mich Ortskenntnisse und Sichtverhältnisse im Stich und ich verpasste die Überquerung. Also weiter nach Dresden und die nächste Brücke nutzen. Doch damit verlängerte sich der Weg ungeplant um etwa 10 km. Etwa 3 km vor dem Ziel ging es bei durchaus sanftem Gasfuß schon los - piep piep - das BMS warnte bei -72 Ah vor Unterspannung. Also langsamer fahren und Scheibenheizung ausschalten. Je mehr meter zusammen kamen, umso mehr musste ich den Gasfuß zügeln. Angst! Die Topographie hatte trotzdem kein Erbarmen und so ging es auch in dieser Situation die letzten 500 meter zu meiner Wohnung bergauf. Es hätte in diesem Moment echt schöneres geben können, als von aller Welt angehupt zu werden. Ich kam schließlich mit etwa 2 km/h und einem Dauerpiepton am Parkplatz an. Dieser Dauerpiepton signalisiert ein kritisches unterschreiten der Zellspannung und kann bis zu deren Defekt führen.
So fand ich letztlich heraus, dass unter diesen winterlichen Bedingungen bei 75 Ah die absolute Kapazitätsuntergrenze erreicht ist, auch wenn dieser Test nicht ganz freiwillig war. Erstaunlicherweise wurde die Kapazitätsmessung ein halbes Jahr später bei deutlich besseren klimatischen Bedingungen nochmal durchgeführt und da konnte ich schon nur noch 65 Ah entnehmen. Die alten Zellen aus dem Jahr 2007 bauten massiv ab und die schlechtesten drei wurden schließlich ersetzt.
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Die 110 km lange Strecke Radebeul - Leipzig gehört etwa einmal aller zwei Monate zu den Standardaufgaben. Dies ist normalerweise auch kein Problem, wenn man einen dreistündigen Zwischenstopp an der RWE Ladesäule in Oschatz einplant, die von beiden Punkten aus sehr zentral liegt. Nach dem oben beschriebenen Austausch von 3 alten Zellen sind immer noch 5 weitere dieser Sorte vorhanden, die die Reichweite massiv beschränken. Der Umstand war aber bis dahin bekannt.
Das verbaute BMS ist für den Fahrer mit all seinen Funktionen frei zugänglich. Einen Tag bevor die Reise stattfinden sollte, beschäftigte ich mich intensiver damit. Dabei konnte ich die versteckten Menüpunkte offen legen, denn ich wollte gern die Balancer- und Ladeschlussspannung reduzieren, die war mir vom Vorbesitzer zu hoch eingestellt. Des weiteren tauchte ein Menüpunkt "Stromabgleich" auf. Hm, was das wohl ist? Ach einfach mal drücken, wird schon nicht explodieren.
Merke hier: lasse niemals einen DAU im offenen BMS arbeiten, das kann nicht gut ausgehen.
Was waren die Auswirkungen? Nun die Stromanzeige wurde genullt. Obwohl das Auto tatsächlich 2 A aus den Akkus zog, standen 0 A auf der Anzeige. Eine Differenz von 2 A habe ich nicht für ernst genommen, denn auf der Strecke werden 110 Ah verbraucht. Kommt es da auf einen Fehler von 4 Ah (2 Stunden Fahrzeit) an? Nein dachte ich und fand mich schließlich 10 km vor dem Ziel gestrandet am Straßenrand wieder, nichts ging mehr. Ich habe mich nichtmal getraut, auf der Schnellstraße den Warnblinker einzuschalten, als ich immer langsamer werden musste. Denn sechs Blinkleuchten ziehen die in dem Moment eh schon leeren Akkus noch weiter runter. Dafür wurde man dann wieder einmal angehupt. Mit letzter Kraft haben wir es noch zur nächsten Seitenstraße geschafft und ich hab erstmal den Kopf gegen das Lenkrad geschlagen.
Wie konnte das passieren? Ein schöner Denkfehler war mir unterlaufen. Denn natürlich werden beim fahren 2 A zu wenig angezeigt, aber dafür bei jedem rekuperieren und laden 2 A zuviel! Das summiert sich. Wir hatten in Oschatz aufgrund des offensichtlich geringen Verbrauchs nur einen 90 Minuten Stopp eingelegt und dafür nochmal einen 30 Minuten Stopp in Wurzen. Da war dann laut Anzeige noch genug Kapazität für 45 km vorhanden und 30 km hätten gereicht. Das kam mir zu diesem Zeitpunkt schon komisch vor, weil Restreichweite und tatsächlich Ladezeit nicht zueinander passen konnten. Aber in Wurzen gibt es auch nichts, was man sich anschauen kann und so wollten wir halt weiter. Böser, böser Fehler. Naja wir wurden dann von der Schwester meiner Freundin zum Ziel gezogen und nebenbei wurde fleißig rekuperiert. Der Stromabgleich wurde später nochmal korrekt durchgeführt.