Super-E hat geschrieben:Die Wut bei manchen – wenn sie auch verständlich ist – hat aber mit Realität nichts zu tun. Die Autohersteller haben fast alle gesagt, dass den EVs die Zukunft gehört, aber das es bis dahin noch ein weiter weg ist. VW hat richtig gesagt, dass sie zwar nicht die Ersten sind, aber bisher auch noch nichts verpasst haben. Sie haben angekündigt, dass sie nach und nach Ihre ganze Flotte elektrifizieren wollen (Incl. Hybrid und Gasvarianten) und genau das machen Sie gerade, wenn auch langsam.
Also etwas gemach…
Selten so geschmunzelt wie über diesen Absatz. Die konventionelle Autoindustrie und dazu zähle ich an vorderster Front VW und Winterkorn, haben nicht den kleinsten Funken an Interesse sich um E-Antriebe zu kümmern. Schwerpunkt heute liegt wohl mehr im Greenwashing ihrer eigenen Fahrzeugflotte. Wird der E-Antrieb erfolgreich, machen sie wohl eher notgedrungen mit. Noch ist er das aber nicht.
Von kleinen Automärkten wie Dänemark oder Holland mal abgesehen dümpelt die E-Zulassung weltweit vor sich hin. Selbst in den USA wurden bis Oktober nur knapp 75.000 Fahrzeuge neu zugelassen. Was ist das schon bei weit über 10 Million neu zugelassener Fahrzeuge in den USA 2013!
Selbst wenn BMW die i3 Produktion bis an die Kapazitätsgrenze ausdehnt, schaffen die gerade mal 75.000 Fahrzeuge was auf den wichtigsten 5 Absatzmärkten im Schnitt gerade mal 15.000 Fahrzeuge bedeutet. Von ihrem Brot- und Butterwagen, dem 3er, werden alleine von der Limousine rund 220.000 Einheit jährlich gebaut. BMW dürfte allerdings ziemliche Schwierigkeiten bekommen, die Produktion tatsächlich auf die max. mögliche Anzahl zu bekommen, denn das Bottleneck liegt im Karbon und den Akkuzellen. Ähnliches gilt für Tesla. Die haben gewaltige Probleme ihre Produktion massiv auszubauen.
VW ist nur leicht verschreckt worden, weil sie den Run auf den i3 nie so vorhergesehen haben und vom Einstiegspreis überrascht wurden. Für die war klar, dass der i3 von BMW ein teurer Marktflop wird. Jetzt müssen sie zumindest bei Audi versuchen hier wieder Boden gut zu machen. Und ihr E-Golf wird wohl nur sehr schwer zu vermarkten sein. Preislich liegt er zu nahe am BMW. Und nachdem das ja keine preiswerten Familienkutschen sind, sondern eigentlich nur Fahrzeuge für Freaks wird wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Automobilzulassungen im E-Bereich ein BMW Kleinwagen vor dem Platzhirsch aus Wolfsburg stehen.
Und BMW hat mit seiner Strategie noch einen Vorteil: Weder der i3 noch der i8 räubern im eigenen Fahrzeugangebot. Egal was VW macht, ob Luxusliner á la Model S / X von Audi oder Kleinwagen wie den e-up, sollten sie preislich attraktiv sein werden die im eigenen Portfolio Käufer wegschnappen. Und da man mit E-Fahrzeugen noch kein Geld verdienen kann, sind die Hersteller nicht sonderlich begeistert. Erst wenn in den Großstätten dieser Welt vermehrt Fahrverbote oder sonstige Einschränkungen für Verbrennungsfahrzeuge kommen, dürfte sich dies ändern.
Natürlich wird Audi jetzt in Windeseile ein E-Mobil auf die Straße stellen. Aber mehr unter dem Motto, schaut her wir können das auch, aber denkt an den Preis und kauft lieber unsere normalen Fahrzeuge.
Und im Gegensatz zu einem bestimmten Zukunftsforscher, der mir zwar aus der Seele spricht, habe ich bedenken das seine Prognose so eintreffen wird. Dafür ist das Benzin viel zu billig geworden. Der Fracking-Boom in den USA wird das ganze Vorhaben E-Mobilität weit in das nächste Jahrzehnt verschieben.
Die Berichte von höheren Energiedichten bei Akkus vermitteln für viele - auch hier - einen falschen Eindruck. Die Akkukapazität wird nicht wegen stärkeren Zellen in nächster Zeit signifikant steigen, sondern weil durch Preisverfall mehr Zellen in den Fahrzeugen verbaut werden. Eine Verdopplung der Zellkapazität sehe ich frühestens zum Ende dieses Jahrzehnts. Erst dann wird sie für den Massenmarkt preislich sinnvoll verfügbar sein.
Juergen