Ich glaube mit den heute aktuellen Akkugrößen käme die Masse der Auto-NutzerInnen bereits heute bei 90% ihrer Alltagsfahrten zu Recht. Unser e-Golf hat eine Netto-Kapazität von ca. 32 kWh, unser tägliches Fahrprofil sind keine 50 km/d, eher wesentlich weniger. 6x im Jahr fahren wir weiter als 80 km/Strecke und maximal 1x im Jahr weiter als 100 km/Strecke. Die Größe des e-Golfs reichte bei uns (3-köpfige Familie) bisher immer aus, zuletzt sogar einige Jahre mit einem noch kleineren Audi A2. Auch dort fuhren wir selten weiter als oben beschrieben.
Sollten wir nun dennoch mal auf die Idee kommen 300 km an die Nordsee zu fahren, so müssten wir 1x mit dem e-Golf an CCS nachladen. Bei maximal 2 Fahrten im Jahr die so lang sind, sind 2x 30 min Pause vollkommen vertretbar. Ein Auto mit größerem Akku erscheint da wenig wirtschaftlich.
In Zukunft wird es sicherlich mehr Auswahlmöglichkeiten hinsichtlich der Akku-Kapazitäten bei den Fahrzeugen geben. Hyundai/Nissam machen es mit KONA/Leaf2 vor. Selbst wenn ich wüsste, dass ich 2x im Jahr 300 km an die Nordsee fahre, würde ich mir deswegen nicht das Fahrzeug mit dem 60 kWh-Akku kaufen, sondern das mit dem 40 kWh-Akku, wenn der große Akku viel, viel teurer ist und ich ihn im Endeffekt kaum ausnutzen würde.
Die Menschen werden sich ihre Fahrzeug-Reichweite zukünftig mehr am tatsächlichen Bedarf ausrichten, da die großen Kapazitäten für die Masse viel zu teuer sein werden.
Aber vielleicht kommt ja doch alles ganz anders.
Bis vor kurzen galt Deutschland als rohstoffarmes Land. Für das gerade auslaufende Zeitalter hatte Deutschland kaum eigene Ressourcen (wenig Erdöl, kaum Erdgas). Jetzt kommt der Schwenk hin zur Batterietechnologie, die dominiert ist von Lithium basierten Energiespeichersystemen. Das Blatt kann sich nun wenden und Deutschland könnte vom rohstoffarmen Land zum rohstoffreichen Land werden. Deutschland besitzt Li-reiche Pegmatitfelder. In Deutsch- und dem benachbarten Böhmisch-Zinnwald (Cínovec) liegt mit prognostizierten 1.500.000 Tonnen Europas größtes Lithiumvorkommen. Gebunden ist das Lithium in Zinnwaldit, einem Mineral das im Wesentlichen aus:
Fe (Eisen)
Li (Lithium)
Al (Aluminium)
Si (Silicium)
K (Kalium)
F (Fluor)
O (Sauerstoff)
besteht.
Neben dem Li können somit auch weitere Rohstoffe gewonnen werden, beispielsweise Fe für Lithium-Eisenphosphat-Akkus.
Artikel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung:
https://www.bmbf.de/de/lithium-aus-deut ... -5576.html
Die Deutsche Lithium GmbH und die BASF wollen demnächst (2019) mit dem kommerziellen Abbau beginnen.
Vielleicht ändert sich damit noch einiges in Sachen E-Mobilität in Deutschland?