Und hier ist schon das Problem:i_Peter hat geschrieben:Stell Dir doch einfach vor, du kommst zu einer zukünftigen CCS-150kW-Säule, es werden 10€ pro 10 Minuten verlangt, auch für den AC-22kW Anschluss, der freundlicherweise installiert ist.Marcel_S hat geschrieben:...Das ist wie mit dem Schiverleih...
Warum soll ich am selben Parkplatz einer Hochleistungsschnellladestation einen AC Socket mitinstallieren??
Bei einer DC Ladestation will man Durchsatz: Je schneller ein Fahrzeug wieder weg ist, desto höher ist die Auslastung, desto geringer ist die Wartezeit (, desto höher ist die Kundenzufriedenheit).
Ein AC-Socket reduziert genau dieses Paradigma und riskiert, dass ein "Schnarchlader" den Parkplatz verstellt.
Fazit: DC Lader und zwei Parkplätze weiter ein oder zwei AC-Lader. Die Leitung wurde ohnehin gegraben und die Leistung wurde ohnehin eingekauft. An diesen AC-Ladern gibt es dann natürlich andere Zeittarife.
Apropos "Zeittarife":
Eine Ladestation dient zum Laden und nicht zum Parken. Oberste Prinzip ist somit, die Ladestation wieder frei zu bekommen, um bei hoffentlich steigender Nutzerzahl die Verfügbarkeit der Ladestationen zu gewährleisten. Dies gelingt mit Zeittarifen.
Was wären die Alternativen zum Zeittarif? Hier meine sehr persönlichen Gedanken:
"Verschenken":
Positiv: keine Verrechnung, keine Karten, kein Backend, kein ... Super Sache
Negativ:(Philosophisch) Energie ist wertvoll. Man kann nicht Energieeffizienz und -einsparung predigen und dann den Strom fürs Auto verschenken. (Wirtschaftlich) Wenn keine Umsätze sichtbar sind, reduziert sich die potentielle Gruppe der Ladestationsaufbauer deutlich.
"Lademenge" (in kWh):
Positiv: Man zahlt, was man bezieht. Naheliegend und super. Genauso wie bei der Tankstelle!
Negativ: Die Kosten lassen sich bei Ladebeginn schwer kalkulieren. Zudem: RWE möchte (und forciert) das. Warum? Erstens (meine Annahme): Sie kalkuliert mit einer geringen Auslastung und legt keinen Wert darauf, die Stationen schnell wieder frei zu bekommen. Zweitens: Verrechnung nach kWh ist "Stromhandel" und somit ein streng reglementiertes Gewerbe: Nur EVUs dürfen da mitspielen und Strom verkaufen. Kommunen, EMPs (TNM, Plugsurfing, etc.) und andere, welche die Energiemenge verrechnen, begeben sich derzeit (positiv gesprochen) in einen rechtlichen Graubereich.
Zum beliebten Tankstellenvergleich: Wenn man über mehrere Stunden hinweg eine von mehreren Zapfsäulen einer Tankstelle für einen Umsatz von unter 10 Euro exklusiv blockiert, würde jeder Tankwart früher-oder-später anfangen, einen Zeittarif zu verlangen. Man muß im Auge behalten: Eine Tankstelle schafft 600Euro pro Tanksäule und Stunde, eine Ladestation (bei geringeren Investitions- und laufenden Kosten) zum Teil nur 10 Euro pro Stunde.
"Pauschalbeträge":
Positiv: Einfach zu verrechnen und fixe Einkünfte für den EVU
Negativ: Verunmöglicht de facto Laderoaming: wenn dem Kunden einen Fixbetrag pro Monat verrechnet wird, ist es sehr schwer zu kommunizieren, wie die Roaming-Beträge zustande kommen. Zumeist werden Pauschalbeträge deshalb verrechnet, weil es noch kein ensprechendes Verrechnungssystem gibt.
"Hybridverrechnung" (Zeit und Menge):
Super Sache, sehe ich sehr große Chancen. Aber auch hier ist die Transparenz der Kosten kaum gegeben und die Verbraucherschützer werden Sturm laufen: Ohne Belegdrucker (oder sonst einem Abrechnungsmodul) wird kaum kommunizierbar sein, welcher Kostenanteil durch Zeit und welcher Anteil durch Energiemenge verursacht wird.
Ausserdem: die Software ist einfach nicht so weit. Riesige Mengen an Geldern in die Entwicklung ebendieser zu investieren ist bei den geringen Umsätzen pro Stunde/kWh und Ladepunkt unwirtschaftlich.
Wir befinden uns im Jahr 2015. Im Jahr 2017 sieht es vielleicht wieder ganz anders aus. Mit der IEC15118 und PLC wird deutlich mehr zwischen Fahrzeug und Ladeinfrastruktur kommuniziert werden und somit vielleicht andere Verrechnungsmodelle spannend werden.
Derzeit befinden wir uns aber immer noch an der Schwelle zwischen Fördermodell/Leuchttürme/etc. und Kommerzialisierung der Ladeinfrastruktur. Wo die Reise hingeht, wissen die wenigsten.
Fakt ist: Ladeinfrastruktur wächst und die Nachfrage seitens Betreiber und E-Mobilisten steigt. Es gibt verschiedene Ansätze der Verrechnung und man weiß einfach noch nicht, was sich durchsetzen wird. Derzeit ist es der Zeittarif, weil der Kunde bereits beim Weggehen vom Auto weiß, was er zahlt, wenn er in einer Stunde zurückkommen wird. So wird es wahrscheinlich nicht bleiben. Technische Fortschritte, coole Apps und neue Autos werden (hoffentlich) ihren Teil dazu beitragen.
Es bleibt spannend
bg
Marcel
PS: der Vergleich ist ganz ok: Kinderschi (max. 22kW AC) haben andere Stundesätze im Schiverleih als Rennski (50 kW DC). Und niemand käme auf die Idee, diese nur als Set zu vermieten.
Das macht dann 0,40 €/kWh für den Audi Q6, ein Zoe oder Tesla zahlt ebenfalls 10 € pro 10 Minuten an 22kW, ist doch fair, oder ?
Bist Du immer noch für Abrechnung nach Nutzungsdauer ?
Ja ? Dann rechne mal: 2,73 € pro kWh für Tesla oder Zoe an 22 kW.
Klingelt es jetzt ?????
Oder hörst Du das rascheln der Scheine nicht, die Dir aus dem Portemonnaie gezogen werden ?
Ich jedenfalls boykottiere Ladesäulen, die für mich Wucherpreise bedeuten.
Ganz konkret: >300 EnBw- und RWE-Ladesäulen im Großraum Stuttgart / Tübingen / Sindelfingen.
Alternativ tanke ich z.Zt. gratis an ca. 20 CCS-Säulen, wenn ich mal mehr Reichweite brauche.
Freue mich auf Deine ehrliche Antwort !
Gruß,
i_Peter