Re: Akku wie richtig Laden?????
03.05.2018 11:50Hallo Zmeister
eigentlich ist diese Diskusion gar nicht notwendig, denn über Physik und Chemie kann man nicht diskutieren, sie folgen festgelegten Gesetzmäßigkeiten.
Zunächst einmal schreibst Du, dass Li-Akkus meist den Hitzetod sterben. Das kann ich nicht bestätigen, denn meistens werden sie, z.B. im Modellbau, zu tief entladen oder zu schnell geladen. das macht man mit einem Li-Akku nur einmal, dann ist er im Eimer.
In einem Auto kann das wegen der Überwachung, also dem BMS gar nicht passieren.
Dass man den Akku im Winter am besten immer anstecken sollte ist nicht richtig. Wenn der Akku nicht genutzt wird darf er auch minus 20°C haben. Aufwärmen sollte man ihn nur bevor man ihn benutzt, also bevor man los fährt. Wenn man diese Möglichkeit nicht hat, einfach dezent fahren. Im Winter sollte man ihn also laden bevor man losfährt, und nicht schon Stunden vorher.
Dass Du der Theorie, dass man ihn nicht immer voll laden soll, nicht folgen kannst, weil es nicht in der Ioniq-Anleitung steht kann ich verstehen, aber das hat nichts damit zu tun, dass der Akku das mag. Es handelt sich auch nicht um eine Theorie, sondern um eine Tatsache. Hyundai ist so schlau (andere auch), das BMS so zu programmieren, dass der Akku seine Garantiezeit unbeschadet übersteht, egal wie blöd sich der User anstellt. (Siehe Bemerkung von EddyB: Was die Ladung betrifft ist der Ioniq völlig DAU-resistent)
Helfried hat hier schon richtig geschrieben, dass sich die Zeiten in denen der Akku einen ungünstigen Ladezustand hat summieren. Einmal 100 Stunden sind genau so schädlich wie 100 mal eine Stunde. Helfried schreibt auch, dass ein Beliakku nichts mit einem Lithiumakku gemeinsam hat. Auch das ist richtig.
Du schreibst auch, dass Du wissen willst wie man den Akku perfekt pflegt, später kommt aber dann das von Dir:
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Zitat:"Genau das war doch was ich hören wollte, also kann ich nach wie vor mit dem ladeziegel (10A) innerhalb 10-12 Stunden volladen, meistens ist er dann im schlimmstenfall 4 Stunden vorher voll...
Also alles tuti ich sehe dann eher ein Problem wenn mann dann im Winter die ganze woche kaum bis garnicht läd.....
Im Sommer wäre eswahrscheinlich auch nicht schlecht bis 22 Uhr zu warten bis der Akku runtergekühlt ist und es draussen auch kühler wird.."
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Willst Du jetzt wissen wie man den Akku perfekt behandelt, oder willst Du das hören was bequem für Dich ist?
EddyB nennt genaue Zahlen, und zeigt in seinem Video auch, dass der Ioniq bei 100% Ladeanzeige noch 5% Reserve hat. Diese 5% sorgen dafür, dass der Akku nicht zu schnell altert, und seine 8 Jahre Garantiezeit überlebt. Hyundai kann sich deshalb auch erlauben, den "vollen" Akku durch Rekuperation noch weiter zu laden. Wenn das gelegentlich gemacht wird nimmt er dadurch keinen Schaden, er altert halt ein bischen schneller, was insgesamt aber unerheblich ist. Blöd wäre das nur, wenn jemand der auf dem Berg wohnt, jeden Tag voll lädt und dann 20 km bergab zur Arbeit fährt, und der Ioniq dann 10 Stunden mit 101% rumsteht.
Besonders Aufschlussreich ist der link von gekfsns. Die Grafik gleich am Anfang zeigt, dass die Ladeschlussspannung einen sehr großen Einfluss auf die Lebensdauer hat. Sie zeigt aber auch, dass die ersten 1000 Zyklen immer gut überstanden werden, danach zeigt sich dann der Unterschied. Somit ist klar, warum Hyundai die Zellen nur bis 4,13 Volt lädt. Würden sie 10 jahre Garantie geben, würden sie wahrscheinlich nur bis 4,1 Volt laden. In dem link kann auch klar erkannt werden, dass die höchste Lebensdauer erwartet werden kann, wenn der Akku zwischen 20 und 70% genutzt wird. Es ist auch klar, warum kein Ioniq-Besitzer Probleme hat. Wie auch? Man kann jahrelang alles falsch machen, weil das BMS aufpasst. Erst wenn die Garantiezeit abläuft, werden sich die Sünden der ersten jahre zeigen. Beim Einen wird der Akku noch nach 12 jahren gute Dienste leisten, beim Anderen wird nach 10 Jahren die Reichweite auf 120 km fallen.
Wie EddyB geschrieben hat liegt die Nennspannung der Zellen bei 3,75 Volt, dies entspricht 50% Ladezustand. Bei genau diesen 3,75 Volt befindet sich der Akku in einem "Gleichgewicht" bei dem er sich wohl fühlt.
Die Sache ist also klar. Man sollte den Akku, wenn möglich, immer um diese Nennspannung herum nutzen. Was man aber bedenken sollte ist auch die Belastung die den Akku altern lässt. Die Spannung fällt bei Belastung leicht ab. Besonders wenn er unter 20% geht, bricht die Spannung bei hoher Belastung stärker ein als bei 50 oder 80% Ladezustand. Es ist, wenn man es genau nimmt, nicht der Ladezustand, den man beachten sollte, sondern die Zellspannung. Wenn er bei 30% Ladezustand so belastet wird, dass die Spannung auf den Spannungswert fällt den er bei 10% Ladezustand hat, ist das für den Akku der selbe Effekt.
Nun ist beim Ioniq der Motor relativ schwach. 88 kW bei einem 31 kWh Akku (brutto) sind nur 2,8 C. Das steckt der locker weg, und wenn man mit fast leerem Akku unterwegs ist und dann Vollstromorgien vermeidet, muss man sich keine Sorgen machen.
Ich komme zum Schluss:
Wenn Du Deinem Akku wirklich etwas gutes tun willst, dann solltest Du ihn bei gut 50% halten und vor der nächsten Fahrt so laden, dass er durch die Fahrt nicht unter 30% entladen wird.
Das ist natürlich sehr umständlich, und ich würde so nen Quatsch auch nicht anstellen. Du könntest aber ausprobieren wie "voll" Du ihn laden musst, damit Dein täglicher Arbeitsweg bei etwa 30% (plus minus 10) endet. Wie aus dem link von gekfsns hervorgeht, ist die Beladung über 70% schädlicher als die Entladung unter 30%. Bis 20% sind für den Akku also gar kein Problem, während mehr als 70% die Lebensdauer verkürzt. Es wäre also besser täglich bis 60 oder 70% (oder wenn notwendig auch mehr) nachzuladen. Einmal pro Woche, oder alle 3 bis 4 Tage auf 100% laden ist nicht "tutti" wie Du schreibst, sondern falsch. Die Garantiezeit wird der Akku aber mit Sicherheit problemlos überstehen, Du wolltest aber wissen was optimal ist.
Gruß
Peter
Nachtrag:
Einen wichtigen Punkt habe ich vergessen.
Man sollte/muss den Akku gelegentlich, beim Ioniq eventuell alle 2000 km, ganz voll laden und einige Stunden am Lader hängen lassen, damit das BMS die Zellspannungen angleichen kann. Ohne diese Maßnahme driften die Zellspannungen auseinander, was vor allem mit zunehmendem Alter kritisch werden kann.
Umweltrelevantes: ab 2007 5,76 kWp PV, ab 2008 Naturstromkunde, ab 2009 20m² Thermie, ab 3. Dez. 19 Ioniq FL Style in blau
Eine Frau, 2 Kinder, 3 Enkel, eine Katze