Efan hat geschrieben:Und warum kannst DU dir einen BMW i3 leisten?
Erbe? Oder Lottokönig? Ganz sicher aber nicht Verkäufer bei Kik, oder?
Vielleicht kommen da noch ein paar Faktoren dazu:
Vielleicht gehört ja Casten und viele andere Käufer des i3 zu den 1/4 Steuerpflichtigen, die in unserer Republik 80% der Einkommenssteuer tragen dürfen. Vielleicht gehört ja die Schicht der Premiumfahrer zu einem Personenkreis, denen Schulausbilidung, Weiterbildung, gute Geschäftsideen, harte Arbeit zu Jobs geführt haben, die sich eben so ein Fahrzeug leisten können, wenn sie denn wollen.
Andererseits gibt es da noch die sogenannten "Working Poor":
Waren es 2004 noch 4,9 Prozent, stieg ihre Zahl bis 2010 schon auf 7,5 Prozent. Sie bleiben arm, obwohl sie arbeiten, häufig sogar in Vollzeit. Das ist die Konsequenz der massiven Ausweitung des Niedriglohnsektors mit einem Höchstlohn von 9,15 Euro pro Stunde. In ihm ist mit über 23 Prozent mittlerweile fast ein Viertel der Beschäftigten tätig. Von den Jugendlichen ist es sogar über die Hälfte, von den Leiharbeitern über zwei Drittel. Die Löhne im Niedriglohnsektor liegen teilweise unterhalb der Hartz IV-Sätze und müssen deshalb durch staatliche Transferzahlungen ergänzt werden. Von den sechs Millionen Beziehern von Hartz IV gehören 1,3 Millionen in diese Kategorie. Elf Milliarden Euro, das heißt ein Drittel des Bundesetats für Hartz IV-Leistungen, werden inzwischen für solche Aufstockungsleistungen ausgegeben. Zwölf Prozent der Beschäftigten, also fast vier Millionen Menschen, müssen für Bruttostundenlöhne von weniger als sieben Euro und vier Prozent sogar für weniger als fünf Euro arbeiten. Das sind die Leute, für die selbst ein gebrauchter Dacia noch viel zu teuer ist.
Aber was soll die Lösung sein? Nur noch billige Fahrzeuge kaufen, damit der Arme sich wohler fühlt in dieser Republik? Und wo hört das auf?
Darf ich nur noch Aldi-Lachs kaufen, weil das ja preislich korrekt ist, oder darf es auch der teure Lable Rouge bei Käfer aus schottischer Züchtung sein?
Darf ich in Zukunft nur mehr Discounter-Weine trinken oder ist es noch korrekt die eine oder andere Flasche aus dem Hochpreissegment so mancher Bordeaux Regionen sich zu leisten?
Darf ich mir noch Maßschuhe gönnen, die ich Jahrzehnte lang ohne Abnutzungserscheinungen tragen kann, oder ist nur mehr Plastik-Billigware von Deichmann erlaubt, die ich alle paar Monate ersetzen muss?
Wie sieht es mit Bekleidung aus? Muss ich da bei Kik und Konsorten einkaufen, wohl wissend, dass die Produkte unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hier immer noch viel zu teuer angeboten werden, oder ist es verwerflich sich maßgeschneiderte Kleidung von in Deutschland noch tätigen Schneidern anfertigen zu lassen?
Sollen wir bei der Bahn die 1.Klasse abschaffen, weil ja die Kik-Verkäuferin sich die nicht leisten kann? Werden Flugzeuge in Zukunft nur mehr mit Economy Sitzen ausgestattet weil es ungerecht ist, das sich viele nur dies Klasse leisten können, aber wenige auch die First?
Ist es gerecht, das eine Handvoll Leute in Deutschland einen Leaf für 200 Euro Leasing-Rate im Monat bekommen haben, die Masse aber ab 24.000 Euro oder 500 Euro Leasing p.M. und mehr ausgeben müssen um das Fahrzeug zu erwerben, wenn sie denn können und wollen?
Wenn Dir E-Fahreuzge für 15.000 Euro so wichtig sind, warum suchst Du Dir keinen Job in Frankreich oder Spanien? Da bekommst Du dann Zoe, Leaf und Konsorten für diesen Preis. Und auch da werden - trotz Krise - gute Gehälter bezahlt, wenn man die beruflichen Qualifikationen mitbringt.
Aber warum man auf dem i3 herum hacken muss, der rund 7.000 Euro ausstattungsbereinigt teurer ist wie ein Leaf mit Kaufbatterie, das konnte mir hier noch keiner so richtig erklären.
Juergen