Man muss auch die deutsche Autoindustrie verstehen. Denn derzeit sind 98% ihrer Kunden Elektroautos egal (haben uns ja mit "Mann (Frau) ist nur Sicher in einem SUVs" werbestrategisch zugetextet) . Wenn man einen BMW, Audi etc. genauer anschaut sieht man, der Motor an sich hat schon lange nicht mehr den Stellenwert, den er einmal gehabt hat. Inzwischen sind es Sicherheitsstandards, Raumgefühl etc. Und wenn man ehrlich/zynisch ist, der Innenraum vieler Ober/Mittelklassefahrer ist inzwischen wahrscheinlich schöner und moderner als das Wohnzimmer zu Hause. Dies zusammen mit den Assistenz-Schnick-Schnack und der Verarbeitungsqualität macht eben deutsche Autos noch immer aus.
Elektroautos verschieben aber genau diesen Fokus. Das was Elektromobilisten wichtig ist, ist derzeit noch Energieeffizienz und in weiterer Folge Reichweite. Dies erreicht man derzeit noch fast nur über Reduktion ... Reduktion von jenen Elementen, die die deutsche Automobilkunst unter anderen ausmachen ... also, auch wenn einer von uns in der Manager-Position wäre, zusammen mit den 98% und der Forderung im "Jetzt" Autos verkaufen zu müssen, würden wir ganz ähnlich handeln, wie die Blockierer*.
Tesla tut sich da viel leichter, die müssen ja "neu" sein, müssen ja "anders" sein. So sehr ich den/das Model S auch mag, aber ehrlich, der Screen ist abartig überdimensioniert, eigentlich typisch banales US-Premium (supersizeme).
Das grundsätzliche Problem liegt aber auch darin, dass in einer klassischen Kosten-Nutzebetrachtung den Kosten (Fahrzeugpreis, geringere Reichweiten, Komfortverlust) wenig Nutzen (Spritersparnis, Fahrkomfort, ÖKO-Faktor etc.) gegenüberstehen. Gerade diese Nutzen sind subjektiv bzw. hängen stark mit Werthaltungen zusammen. Gerade Early-Adopters haben diesbezüglich eine andere Werthaltung, für sie/uns ist eben auch ein Benefit gegeben, wenn wir etwas Neues erproben, das gefühl haben vorne dabei zu sein, ökologischer zu handeln als der normale Rest, etc. Nur das sind Werte die für den normalen Rest (noch) nicht zählen. Daher gibt es zukünftig zwei Möglichkeiten:
a) die Kostenfaktor verringern sich
- Elektroautos werden billiger ( > gibt keinen Grund warum nicht)
- Reichweite steigt ( > so oder so werden >24kWh Akkus eingebaut werden)
- Mehr Ladestationen (mit einfacherer Bedienung, fixen Kabeln etc.) ( > ??? )
oder b) der Nutzenfaktor steigt
- Energieersparnis** ( > Wirtschaft erholt sich, Ölpreis steigt ...)
- Coolness vor dem Nachbarn (Gesellschaftlicher Stellenwert, etc.) ( > durch mehr i3, Model S auf der Straße)
- ökologisches Handeln bekommt wieder einen höheren Stellenwert ( > ??? von der positiv "empfundenen" Energiewende ist leider nicht viel geblieben)
- Fahrkomfort, Fahrdynamik (Lärm, Vibrationen, Speed ...) ( > Excurs: Wien Triesterstraße, Samstagabend, mit dem i3 einen M3 verblasen, fcuk yeah ...)
Vieles von a) und b) wird so oder so kommen, daher gilt für mich DON'T PANIK! ...
... ich (meine Glaskugel) gehe eher davon aus, dass wir eine (vielleicht schon 2014) Schweinebauch-Situation erleben werden, dass die Nachfrage bald die niederen Prognosen (und Produktionskapazitäten) übersteigen wird und es sogar schwer werden wird, überhaupt zeitnah (irgend)ein Elektroauto zu bekommen (klingt komisch bei 0,25% Marktanteil). Aber vielleicht bin ich da auch ein bisserl voreingenommen
... ich glaube auch nicht, dass z.B. Samsung da schnell was ändern kann, weil ein neues Auto ist schon ein anderes Kaliber als ein Smartphone, die müssen sich erst mal eine Ruf erarbeiten, um überhaupt als "wertig genug für ein Auto" wahrgenommen zu werden ... KIA / Hundai haben dazu auch Jahre gebraucht ... obwohl, mit einer kleinen, preiswerten, optisch coole Kiste in Smart-Größe könnte Samsung/LG vielleicht auch mich überzeugen noch mehr #Neuland zu betreten ...
*) das muss aufgebrochen werden
**) da kann man lustig (aber ohne mich) streiten, ob dies ein Kosten- oder Nutzenfaktor ist