Tobi42 hat geschrieben:
Was ich schreibe, soll sich jetzt mal ausschließlich auf Schnellader (CCS, Chademo) beziehen.
Bei 50 kW Ladeleistung gibt die Säule in einer Stunde bis zu 50 kWh ab. Verlangt man dafür dann z. B. 18 Euro (kann man schön mit 30 ct. pro Minute abrechnen), dann kostet eine kWh 36 Cent, wenn das Auto auch mit 50 kW laden kann. Lädt das Auto nur mit 35 oder 40 kW, dann sind es eben 45 bis rund 50 Cent pro kWh, alles noch im erträglichen Bereich und auch für den Fahrer berechenbar, was ihn 100 km kosten.
Eben nicht.
Wie schnell lädt dein (mein) Auto bei -10 °C? Und bei +30°C?
Wie schnell lädt dein (mein) Auto bei -10 °C und bei +30°C, wenn man schon 60 km gefahren ist. Oder gleich nach dem Start an die Säule fährt?
Kennst du die Ladekurven über Temperatur?
Wie lange lädt dein (mein) Auto schnell, wann fängt er an, die Ladeleistung zu reduzieren?
Wie schnell lädt ein Ioniq/Soul gegenüber einem eGolf? Oder gegenüber einem i3?
Selbst wenn du dein Fahrzeug perfekt kennst, weil du technikaffin bist und gerne in die Pionier-Rolle schlüpfst: Wie willst du dieses System jemandem erklären, der einfach nur Autofahren will?
Ich habe diese Diskussionen fast täglich in meinem Kollegen- und Freundeskreis. Und ich kann die Skepsis auch durchaus verstehen. Natürlich waren nahezu alle fasziniert vom elektrischen Fahren, ich habe bestimmt 500 km nur mit interessierten Menschen gedreht, die das einfach nur mal erleben wollten. Und manch einer denkt vielleicht auch an einen Wechsel. Einige haben sich auch schon informiert und "konfrontieren" mich jetzt mit genau dieser Problematik. Soll ich sie jetzt anlügen und ihnen erzählen, wie super toll das alles ist und dass das nur eine miese Propaganda ist? Die Tatsachen würden mich sehr schnell entlarven...
Wenn wir davon träumen, dass 100% des Individualverkehrs elektrisch werden, dürfen wir andererseits solche Systeme nicht gutheissen oder schönreden. Die gehören angeprangert...
Tobi42 hat geschrieben:
Wer sich den Luxus gönnen möchte, auch noch die letzten 5 % in den Akku zu quetschen, obwohl dies viel langsamer geht, und in Kauf nimmt, dass er andere Ladewillige aufhält, der soll dafür ebenso zahlen wie derjenige, der das längst voll geladene Auto noch an der Säule lässt, weil er weiß-Gott-was unternimmt, während das Auto am Schnellader parkt.
Es geht mir nicht um den Luxus der letzten 5%. Abgesehen davon, dass es immer noch Strecken gibt, auf denen diese 5% entscheidend sein können (Paradestrecke: Dresden-Berlin-Rostock), geht es mir immer noch um ein gerechtes Abrechnungssystem. Es kann doch nicht sein, dass alle es toll finden, dass man entweder selbst an der gleichen Ladesäule, je nach dem, welche Temperatur der Akku hat, unterschiedliche Energiemengen bekommt. Oder das Autofahrer A mit Auto A für die gleiche Menge einen anderen Preis bezahlen muss, als Autofahrer B mit Auto B ...
Dabei bräuchte ich mich hier mit meinem Soul (dank Akku-Temperierung) noch nicht einmal aufregen, tue es aber trotzdem, weil das System an sich ungerecht ist. Und in keinster Weise Massentauglich...