Sehr geehrter Herr XXX,
vielen Dank für Ihre Mail und Ihr Interesse an PlusMinus.
Ihre Kritik an meiner Berichterstattung kann ich allerdings nicht teilen. Warum, werde ich Ihnen nachfolgend darlegen.
Dass Brennstoffzellenfahrzeuge ebenfalls Elektroautos sind, wurde im Beitrag erwähnt. Der Elektromobilität gehört sicher ein großer Teil der Zukunft. Nur um den Weg in die elektrische Zukunft geht es in dem Beitrag. Dazu habe ich mit sehr vielen Fachleuten aus der Forschung (Universitäten, DEKRA) und der Herstellung (VW, Audi, Mercedes, BMW) und der Politik (Bundesverkehrsminister) gesprochen. Der überwiegende Teil dieser Fachleute sieht in der batteriebetriebenen Elektromobilität eine Nischenerscheinung für spezielle Aufgaben (Postautos für Kurzstrecken, Carsharingmodelle), nicht aber eine massenkompatible und zukunftsweisende Mobilitätsform. nicht umsonst entwickelt die Deutsche Post neben den erfolgreichen batteriebetriebenen E-Fahrzeugen ein Wasserstofffahrzeug, weil die bisherigen E-Autos immer wieder an ihre Grenzen stoßen. Die Autobauer setzen übrigens auf E-Fuels und die Brennstoffzelle. Die Experten der DEKRA sehen ebenfalls diese beiden Antriebarten vorne. Der Noch-Bundesverkehrsminister sieht die Brennstoffzelle weit vorne.
Sie müssen nun nicht in ungläubiges Entsetzen verfallen, wie bei meinem Beitrag, denn die Einschätzungen der Fachleute sind begründet. Ich versucht, dies in meinem Beitrag darzulegen. Zu allererst wird ein Ausbau der Infrastruktur zur flächendeckenden Stromversorgung der Autos in Großstätten von allen Experten geradezu ausgeschlossen. Zig Milliarden € und viele Jahrzehnte wären von Nöten, diese Infrastruktur zu schaffen. Dazu fehlen Steuerungskonzepte. Wie bezahlt wer den Strom an wen? Wie werden Verbräuche exakt berechnet? Wie löst man das Problem der Stromüberkapazitäten und der Stromunterversorgung, da man ja nur noch sauberen Strom verwenden will. Alleine diese Argumente reichen, um das Thema Batterie für die breite Masse ad acta zu legen. Dann kommen weitere Probleme, die den Komfort betreffen. Wer will eine Stunde und länger neben seinem Auto stehen müssen, bis der AKKU aufgeladen ist? Was passiert in der kalten Jahreszeit? Möchten Sie ohne Heizung fahren? Oder heizen Sie Ihre Heizung mit einem benzinbetriebenen Zusatztank und konterkarieren damit den Öko-Effekt? Wie gehen Sie damit um, dass der Akku bei frostigen Temperaturen nur noch die Hälfte der Kapazität hat? Im Sommer haben Sie das gleiche Spiel mit Ihrer Klimaautomatik. Läuft sie, können Sie dem Akku beim entladen wunderbar zugucken. Das Radio einmal laut aufgedreht macht sich auch gleich bemerkbar. Die Menschen wollen sauber autofahren. Sie wollen aber möglichst keine Abstriche machen. Akzeptanz ist das Zauberwort mit dem Sie Gewohnheiten aufbrechen und Änderungen erreichen. Dies schaffen Sie nur mit Mobilitätsmodellen, die sich ähnlich anfühlen, wie das bisherige und trotzdem absolut sauber sind. Die Brennstoffzelle ist eins davon, die Batterie sicher nicht.
Nun zu den von Ihnen aufgeführten Nachteilen.
- Der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle liegt bei zwischen 20 und 40 %. wenn Sie die gesamte Energiekette mit einbeziehen, liegen Akkus nämlich dann auch nicht bei 90 %, sondern bei ca. 60 %. Noch nicht abgezogen sind die Energieverluste durch den Transport durch Hochspannungsleitungen, der bei geschätzten zehn bis 20 % liegt.
- Hochdrucktanks sind kein Nachteil. Wo soll der liegen? Sie sind stark verformbar und nicht gefährlicher als Akkus, die man nicht löschen kann.
- Noch brauchen Brennstoffzellen Platin. Sächsische Forscher haben aber gerade eine Brennstoffzelle ohne Platin entwickelt. Akkus brauchen dafür das seltene Metall Kobalt, dass unter unfassbaren Zuständen in Afrika und China abgebaut wird.
- Tankstellen für Wasserstoff sind damit um ein vielfaches billiger, als der Aufbau einer Ladeinfrastruktur.
- Wasserstoff mit reiner Windenergie erzeugt - das ist die Forderung in unserem Beitrag- ist die sauberste Energieform, die wir momentan haben. Dieser Wasserstoff ist zudem der ideale Energiespeicher für Stromspitzen und überschüssigen Strom. Die angeblich aufwendigen Zwischenschritte, die Sie nennen, gibt es im Elektrolyseverfahren nicht. Der hohe Energieverbrauch sticht nicht, weil die Windenergie bisher in großen Mengen regelrecht verpulvert wird. Sie steht kostenlos zur Verfügung und sollte genutzt werden, anstatt Probleme, wie blackouts zu verursachen.
- Ob der Verlust des Arbeitsplatzes ein gutes oder schlechtes Argument ist, sollten wir den betroffenen Arbeiter und die Sozialkassen fragen.
Zu Ihren Quellen, die ich mir im Vorfeld der Recherche auch zu Gemüte geführt habe. Es gibt nur eine einzige nicht interessengelenkte Quelle darunter und zwar die des österreichischen Umweltbundesamtes. Und diese Studie belegt, dass die Brennstoffzelle eine Alternative ist und dass der Wasserstoff mit Windenergie (Elektrolyse) erzeugt, ein 100% sauberer Antrieb ist.
Wenn es tatsächlich gelingen sollte, eine andere Form der Batterie zu entwickeln, die innerhalb weniger Minuten lädt und beständig ist gegen Frost und Hitze, dann sieht die Sache allerdings wieder anders aus. Angeblich gibt es eine solche Erfindung. Die Frage ist, ob es sich um einen Fake oder die Wahrheit handelt:
https://www.texasmonthly.com/energy/all ... oodenough/
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Krull
NDR
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