(Diese Gedanken habe ich mir in Ansätzen auch schon in einem anderen Thread gemacht; hier noch einmal als eigenes Thema zur Diskussion.)
Über das Interview von Herrn Schuh beim cleanelectric-Podcast bin ich über einen Punkt ins Grübeln gekommen: Vielleicht wäre ein Range Extender im allgemeinen doch besser als ein rein batterielektrisches Auto?
Klar ist, darüber müssen wir uns den Kopf nicht zerbrechen: Wird die Reichweite, die eine Batterie bietet, regelmäßig ausgenutzt, macht sie auf jeden Fall mehr Sinn als ein REX. Die aktuelle Entwicklung geht aber dahin, dass wegen drei oder vier Fahrten im Jahr eine Batterie angeschafft wird, die ansonsten weit über die tatsächlich benötigte Größe hinausgeht. Wegen des Energieaufwands bei der Batterieproduktion kann hier der Range Extender durchaus sinnvoller sein.
Das Öko-Institut geht bei seinem Faktencheck zum Thema Elektromobilität ( https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/F ... t_2017.pdf ) davon aus, dass die Herstellung einer 35-kWh-Batterie ca. 5 t CO2-Emissionen verursacht.
Selbst wenn wir ganz vorsichtig davon ausgehen, dass 25 kWh Batterie nur 1 t CO2 gegenüber der größeren Variante einsparen (geht man von einem linearen Zusammenhang CO2/kWh aus, wären es fast 1,5 t), und etwas bösartig glauben, dass Fahrten mit dem REX zu 150 g/km CO2-Ausstoß führen, könnte ich mehr als 6.500 km mit dem REX fahren, bevor er zu mehr CO2-Ausstoß führen würde als die Batterie.
Das klingt erst einmal nach gar nicht so viel, ist es aber doch, denn: Die 25-kWh-Batterie reicht für meine täglichen Fahrten locker aus. Mehr als das brauche ich ca. 3x im Jahr, für Strecken, die insgesamt (hin und zurück) bei ca. 250 km liegen. Das bedeutet, dass ich mit meinen 25 kWh jeweils ca. 150 km davon noch schaffe, für 3x 100 km = insgesamt 300 km im Jahr dann auf den REX zurückgreifen müsste.
Es würde also über 20 Jahre dauern, bis der REX (von reinen CO2-Ausstoß her betrachtet) schlechter wird als die 35-kWh-Batterie.
Noch schlimmer: Bei den meisten Autos reichen 35 kWh noch nicht einmal aus, um die genannten 250 km sicher zu schaffen. Ich sollte also »besser« auf mindestens 40 kWh zurückgreifen, um auch diese Strecken halbwegs sicher ohne Nachladen hinzukriegen, und auch dann reicht das noch nicht im Winter. Also lieber doch 50 kWh, oder gleich 60 kWh?
Bleiben wir bei der sehr optimistischen Variante, dass 10 kWh zusätzliche Batteriekapazität mit 1 t CO2 zu machen sind, sind wir im Vergleich zur 25-kWh-Batterie bei 2,5 zusätzlichen Tonnen für 50 kWh bzw. 3,5 zusätzlichen Tonnen für 60 kWh. Also > 16500 bzw. > 23.000 REX-Kilometer, bis wir beim Gleichstand angekommen sind und die Batterie besser zu werden beginnt als der Range Extender.
Im Falle der 60-kWh-Batterie müsste man, wenn 25 kWh für den täglichen Gebrauch locker ausreichen, 11 Jahre lang jedes Jahr > 2000 km Urlaubsfahrten unternehmen, bis die Batterie die sinnvollere Alternative ist.
Und, das muss ich dazu betonen, diese Zahlen sind noch sehr freundlich pro Batterie gerechnet! In Wahrheit dürfte es noch deutlich düsterer für das reine BEV mit großer Batterie aussehen.
Dazu kommt noch, dass für die echte Langstrecke auch 60 kWh eigentlich zu wenig sind, da ist vom Komfort her der REX die angenehmere Variante.
Dafür erfordert er mehr Wartung, und ich bin mir nicht sicher, wie gut es so einem Verbrenner tut, 98% der Zeit ungenutzt herumzuliegen. Und natürlich das Gefühl: Will ich noch einen Verbrenner im Bauch haben, den ich eigentlich unnütz mit mir herumschleppe? Wobei das natürlich auch für das zusätzliche Gewicht großer Batterien gilt, die hier noch heftiger zu Buche schlagen.
Außerdem ist es gut für die Batterielebensdauer, wenn sie nicht ständig ausgereizt wird, und Schnellladung, die mir innerhalb möglichst kurzer Zeit möglichst viele Kilometer bringt, ist auch besser machbar, je größer die Batterie ist.
Wenn der SOH bei 80% liegt, spätestens bei 70%, macht es Sinn die Batterie zu tauschen (weil ggfs. die Leistung für stärkere Beschleunigung nicht mehr geliefert werden kann). Dann ist sie aber nicht tot und kann (ohne Recycling im Sinne einer kompletten Zerlegung!) noch viele Jahre wunderbar als Hausspeicher oder Netzpuffer eingesetzt werden. Wie soll man diese Tatsache in die Rechnung aufnehmen, kann man das überhaupt? Bleibt der Vorteil des REX dann weiterhin bestehen?
Könnte man vielleicht sagen: Wir schätzen, nach 8 Jahren Einsatz im Auto kann die Batterie noch 10 Jahre als Speicher eingesetzt werden. Deshalb rechnen wir dem Auto nur 44 % des CO2-Ausstoßes zu?
Selbst dann kann ich noch fast 3000 km REX fahren mit 25 kWh statt 35 kWh Batterie, 10 Jahre in meinem Szenario, mehr als ein Autoleben (zumindest in meinem Besitz).
Hier kommt es dann auf die tatsächliche Nutzung an.
Ich denke, man kann aber eines klar festhalten:
Weil die Batterieherstellung viel Energie benötigt, ist ein REX, nüchtern betrachtet, gar nicht so schlecht, wenn man dafür auf Batteriekapazität verzichtet. Zumindest in Szenarien, wo größere Reichweiten nur selten benötigt werden.
Was meint Ihr dazu? Habe ich was vergessen?