Vor gut 2 Monaten habe ich im Netz nach einem Autovermieter für Tesla gesucht und zwei in unserer Gegend (etwa 100km Umkreis) gefunden. Einen im Westerwald und einen in Köln. Die Kölner Firma Rentavo hatte dann auch das von mir gewünschte Modell S in der Version P85D mit seinen 700PS!
Um es vorweg zu sagen: Ich bin kein Raser!! Ich interessiere mich - wie die meisten hier auch - für E-Autos und wollte einmal ausprobieren, was wirklich geht.
Dazu gehörten:
- großer Akku (hohe Reichweite)
- hohe Leistung (700PS)
- autonomes Fahren
- gehobene Ausstattung
Am Montag konnten wir dann pünktlich um 10.00 Uhr unseren roten Flitzer in Empfang nehmen. Nach einer ausführlichen Einweisung und Vorführfahrt (natürlich schon mit der Beschleunigung im Modus 'Wahnsinn' durch den Verleiher), wurde uns das Auto überlassen. Ich hatte im Vorfeld schon eine genaue Strecke festgelegt, um möglichst viele, alte Bekanntschaften zu pflegen und Berufskollegen in ihren Unternehmen zu besuchen. Die Strecke führte uns dabei von Köln durch das Ruhrgebiet an den Niederrhein, nach einer Übernachtung nach Amsterdam, von dort zu uns nach Hause und am letzten Tag nach Frankfurt. Alles zusammen etwas über 1.500km und damit eigentlich 500km über den 1.000 Freikilometern der 3-Tagesmiete - aber das war mir egal...
Unser erstes Ziel am ersten Tag musste natürlich der Bäcker Schüren in Hilden sein. Es ist in der Tat Wahnsinn, was diese Firma in eigener Regie auf die Beine gestellt hat. Sogar ein Destinationslader für Tesla war vorhanden, den wir aber nicht benutzt haben. Während unserer Anwesenheit wurde gerade in Film über den Aachener Transporter gedreht, allerdings war das Fahrzeug ausnahmsweise nicht gelb, sondern weiß.
Für ein Auto mit dieser Reichweite habe ich vorher extra keine Ladepunkte festgelegt. Wir haben uns da erst einmal ganz auf die SUC verlassen, die das Auto ja sowieso selbst vorschlägt. Der absolute Zufall war natürlich, das wir mit SOC 15% exakt an unserem letzten Tagesziel des ersten Tages angekommen sind - einem Gartencenter in Emsbüren mit 8SUC, 3 Doppelschnellladern, 1 Triplelader und etwa 10 Firmeneigene 11bzw. 22kW AC Säulen
Die anschließende Fahrt in den Abendstunden Richtung Amsterdam war sehr entspannend. Auf den Holländischen Autobahnen hat der Autopilot richtig Spaß gemacht!
Obwohl es noch lange nicht nötig gewesen wäre, haben wir dann einen SUC in Appeldoorn angefahren. Dieser befand sich auf dem Parkplatz der Hotelkette van der Valk, bei dem wir dann auch direkt übernachtet und sehr gut zu Abend gegessen haben, was für Holland eigentlich nicht selbstverständlich ist.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Amsterdam City.
Ich wusste ja schon vorher, dass es dort bezüglich Parkplätze eng werden könnte, aber das ausgewählte Parkhaus im Stadtkern war wirklich - sagen wir mal - anspruchsvoll.
Vor der Einfahrt zuerst einmal die Luftfederung hoch. Danach an den Schranken unter lautem Piepskonzert des Fahrzeuges vorbei geschlichen - meine Frau hat sich die Augen zugehalten - alle Abstandssensoren waren auf rot. Das Model S ist wohl für diese Art Parkhäuser nicht konzipiert...
Leider bestätigte sich dies bei der Ausfahrt aus dem selbigen. Trotz Rangierens habe ich wohl leicht die Spurbegrenzungen gestreift, wie sich bei der Rückgabe des Fahrzeuges herausgestellt hat. Die frisch lackierte Felge hatte leichte Lackschäden in Daumennagelgröße.
Noch in Holland unterwegs, hatten wir auf einmal keine aktuellen Straßendaten mehr. Ebenso konnte Spotify nicht mehr genutzt werden - die GSM Verbindung war weg. Da wir ländlich Unterwegs waren, haben wir uns zuerst nichts dabei gedacht. Erst als auch eine Stunde später noch kein Empfang bestand, haben wir den Vermieter angerufen und um Rat gefragt. Die Lösung war einfach und auch simpel zu beheben. Anscheinend hat sich der Rechner aufgehängt und musste neu gestartet werden. Dazu müssen beide Scrollrädchen am Lenkrad für ein paar Sekunden gleichzeitig gedrückt werden bis der Bildschirm schwarz wird und anschließend neu startet. Gesagt, getan - alles wieder in Butter!
Spätnachmittags des zweiten Tages sind wir dann wieder in unserer Heimat angekommen. Bei einem kurzen Zwischenstopp bei meinem Schwager (auch interessiert an Tesla - Vielfahrer), dann ein zweites Malheur...
Beim Durchblättern des Fahrzeugmenüs fragte er nach der Möglichkeit verschiedene Profile anzulegen - dies war er von seinem aktuellen Fahrzeug gewohnt. Ich bejahte dies, zeigte ihm den entsprechenden Menübereich und er fragte: Was ist denn Valet? Bevor ich sagen konnte, dass ich es nicht weiß, hatte er schon drauf gedrückt. Das darauf erschienene Fenster welches einen Code von uns haben wollte, ignorierten wir und beendeten das Menü.
Nach der Verabschiedung und anschließenden ausparken, merkte ich aber schon, dass etwas anders war - das Auto hatte einfach keine Kraft mehr!
Auf den nächsten Kilometern Richtung Heimat wurde es dann gewiss - das Auto war nicht mehr dasselbe. Keine Leistung, verschiedene Menues waren ausgegraut, Autopilot konnte nicht gestartet werden - es ging kaum noch etwas. Sogar als meine Frau die Rufnummer des Vermieters aus dem Handschuhfach holen wollte, verweigerte dies seinen Dienst und ging nicht auf.
Valet, Valet...
Irgendwas war doch da...
Vor ein paar Jahren waren wir in Amerika, da gab es an Restaurant Valet Parking - das Auto wurde am Eingang Mitarbeitern zum einparken übergeben...
Ohje - die Taste war dazu da, das Auto für fremde Hände vorzubereiten und der Code musste zum entsperren eingegeben werden!!!
Gut das ich die Rufnummer noch von der GSM-Aktion im Handy hatte. Verleiher angerufen, aber um 19.00 Uhr war natürlich keiner mehr da. Ich hatte dann wenigstens noch eine Mail mit dem Problem geschrieben - allerdings keine Hoffnung mehr, dass diese noch einer liest.
Nun war die ganze Planung für den Rest des Tages am Allerwertesten. Ich hätte platzen können
Die Kinder hatten den Wagen noch nicht gesehen und waren natürlich riesig gespannt. Unser Sohn macht selbst gerade den Führerschein und hatte schon viel über die Möglichkeiten im Netz gesehen. Und jetzt sollten alle diese Spaßfaktoren nicht zu zeigen sein?
Ich kann hier überhaupt nicht beschreiben, wie ich mich gefühlt habe. Sehr, sehr traurig sind wir dann zu Hause angekommen, haben die Sachlage erzählt und in völlig enttäuschte Gesichter geschaut. Die ganze Familie war ... ich weiß es nicht.
Wir sind dann wenigstens noch ans Auto, um mal die automatischen Türgriffe, den Innenraum und das Display zu bewundern. Auch der 52ste Blick auf das Smartphone mit einem Check der Mails brachte keine Besserung - es meldete sich niemand auf meinen Hilferuf.
Es bedurfte schon einiger Überredungskünste, um noch eine Fahrt mit den Kids zu machen, die dann zu einem Bekannten führte, der schon seit gut 30 Jahren in Sachen e-mobilität aktiv ist. Bei ihm haben wir dann am Auto gestanden und zumindest die Theorie erörtert bis - ja bis meine Tochter gerufen hatte
Papa - hier steht nicht mehr Valet, sondern Service
Tatsächlich, es hat sich was getan. Schnell das Handy gecheckt und eine Mail vom Verleiher gesehen. Er hätte keinen Code eingegeben, das müsse ein Kunde gewesen sein. Wir sollen das Auto abstellen, er regelt das aus der Ferne.
Und tatsächlich - alle Spaßfaktoren waren wieder da
Aprospos Spaßfaktoren. Soll ich dazu wirklich etwas schreiben? Soll ich hier schreiben, wie es sich anfühlt, aus dem Stand, ohne Lärm, ohne durchdrehende Reifen, von 0 auf 100 in 3,3 Sekunden zu beschleunigen
Nein - das kann ich nicht, dazu reichen meine Schreibkünste bei weitem nicht aus. Es war ein besonderes Erlebnis. Ich schreibe nur Katapultstart, Gummiband, Herzrasen, Adrenalin, Freude, Sicherheit, gutes Gefühl.
Alle Mitfahrer haben sich über diese, wenigen Sekunden gefreut und vielmals bedankt, so etwas haben erleben zu dürfen. Die Kerzengerade, leere Landstraße an unserem Haus und das wunderbare Auto haben nie einen Moment des Risikos aufkommen lassen - es war genial!
Danke an Tesla und Rentavo für dieses Erlebnis.
Danke an meine Frau, die dies unterstützt und mich dazu ermutigt hatte.
Danke an die Mitfahrer und ihren Reaktionen.
Es waren drei sehr schöne Tage