Norbert W hat geschrieben:
... und da BMW draufsteht, der will nicht die ganze Zeit 120 fahren und sich so auf den Autobahnen lächerlich machen. ...
Über diese Geisteshaltung lacht man sich auf dem gesamten übrigen Kontinent Europa schlapp oder schüttelt mitleidig den Kopf, je nach Temperament.
Mein Erstfahrzeug ist seit 1994 eine BMW R90/6, Bj. ' 74, mit Ural-Seitenwagen, ein Gespann.
Mit jeder Körperzelle erfährt man mit so einer Fuhre, was einem "Dosenfahrer" lebenslang verborgen bleibt.
Bis 80 Km/h ist die Luft zwar spürbar, aber weich.
Bis 120 Km/h wird sie dann zunehmend zäher.
Ab 120 Km/h aufwärts wird sie rapide zur massiven Wand.
Dieser Widerstand will überwunden sein, es ist ihm dabei herzlich gleichgültig, ob dafür Sprit oder Strom eingesetzt wird.
Im Juli ist auf dem Weg von Rheinhessen in die Provence nach den ersten 100 Km ohne Vorwarnung das Kreuzgelenk der Kardanwelle mit einem bösartigen Geräusch verstorben, "auf Zehenspitzen" hab ich das Gespann noch zurück nach Hause bugsieren können.
Da wir die "Challenge" lieben, haben wir uns in Bad Kreuznach einen BMW i3 94 für 11 Tage geliehen.
Einfach mal gucken, was die elektrischen Dinger wirklich können.
Unsere Vorbereitungen auf die Tour, es wurden immerhin 2500 Km, waren marginal, das Stromtankstellen Verzeichnis dieses Forums war ein Anhalt.
BMW i3 abholen, einladen, losfahren, mit 2 Personen und allem Gepäck gut 1,6 Tonnen Masse bewegen.
Ein Gespann lehrt unerbittlich eine vorausschauende und weiche Fahrweise, in einer Kurve überschüssige Geschwindigkeit abbauen zu müssen endet ganz schnell ganz tödlich.
Sehr schnell wurde mir unterwegs klar, daß dieser Fahrstil auch beim i3 prima Ergebnisse bringt, beim Gespann kontrolliere ich praktisch alle Lebenslagen nur mit dem Gasgriff, die Bremsen brauche ich selten.
Der clever konzipierte Tempomat des i3 wurde praktisch mein gewohnter Gasgriff, die Pedale blieben unbenutzt außer beim Anfahren und Rangieren.
Am ersten Tag der Rückfahrt standen auf dem Farmcamping bei Saint-Jurs bei 100% Ladung 222 Km verfügbare Reichweite im Display.
Auf dem Campingplatz in Montélimar, fast genau 200 Km später, standen 155 Km verfügbare Reichweite im Display.
Mit einem vollgepackten i3 schaffe ich also problemlos 600 Km mit einer Ladung, und kann jeden dieser Kilometer genießen.
Wer unbedingt mit Highspeed über deutsche Autobahnen brettern möchte, der sei an Dieter Hildebrandt erinnert, der schon vor Jahrzehnten die beiden wichtigsten Fragen des deutschen Autofahrers formulierte:
Wo ist der nächste Stau ?
Wie komme ich am schnellsten hin ?
Diese Spezies gleicht aus meiner Perspektive doch sehr arg einem Tiger, der in seinem Käfig immer im Kreis an den Gitterstäben entlang rennt.
Auch dem Tiger gilt mein Mitleid.