ich glaube auch nicht, dass die großen deutschen Hersteller vor 2021 (wieder dieses Datum?!) tatsächlich ein innovatives reines Allround-BEV auf den Markt bringen. Die Ladeinfrastruktur sehe ich da aber nicht als das entscheidende Problem. Schließlich hat Tesla es im Alleingang geschafft, pünktlich mit dem Marktstart des Model S ein weltweites schnelles Ladenetz zur Verfügung zu stellen, und das ist bereits ein paar Jahre her. Die ersten 150 kW-Ladenstationen werden ja auch schon in recht großem Tempo aufgestellt, und für einen 80 kWh-Akku reichen die für die allermeisten Anwendungsfälle auch aus. Außerdem kann man als Marktführer oder renommiertes Unternehmen, das für sich eine gewisse Innovationsfreude in Anspruch nimmt, nicht mit so einem Henne-Ei-Problem argumentieren, wenn man nicht völlig unglaubwürdig wirken möchte. Der Kunde würde selbstverständlich, und auch zu Recht, erwarten, dass solche Probleme durch den Anbieter gelöst werden.Norbert W hat geschrieben:Ich wette dass kein großer reiner Elektro BMW in ca. den nächsten 2 Jahren kommt.
Das wäre ja auch Blödsinn. Was soll z.B. jetzt ein 5er reiner Elektro BMW mit ca. 80 kWh Akku? Der könnte jetzt noch nicht auf großen Strecken benutzt werden, weil der Akku bei ca. 160 km/h (oder schneller) recht schnell leer ist Und wo sollte der jetzt geladen werden können?
Erst wenn es genug 350 kW Ladestationen an den Autobahnen gibt, kann ich mir vorstellen dass die großen Autohersteller tatsächlich große Limousinen rein elektrisch bauen und verkaufen. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis die wirklich an den Autobahnen zu finden sind. Aber dann gehts vermutlich richtig los, mit der ernst zu nehmenden Teslakonkurrenz.
Den eigentlichen Grund für die Verzögerung sehe ich nach wie vor in der Tatsache, dass die Umstellung auf eine neue Antriebstechnik mit hohen Kosten für die Hersteller verbunden ist, sobald das in den Massenmarkt geht. Ganze Industriezweige würden sich umstellen müssen. Solange man mit dem Verbrenner als Cash Cow noch so viel Geld verdienen kann, wird man versuchen, am Status Quo festzuhalten, selbst wenn technisch und aus Kosten- und Umweltgründen längst etwas anderes viel sinnvoller wäre.
Auch die etablierten Hersteller kennen die Vorteile des E-Antriebes, und sie wissen, dass jeder, der einmal ein EV gefahren ist, keine große Lust mehr haben wird, wieder auf einen Verbrenner umzusteigen, und das aus verschiedenen Gründen. Daher möchte man keine Begehrlichkeiten wecken und den Wandel am Markt künstlich verzögern, so dass er langsam genug stattfindet, um möglichst sanft und kostengünstig über einen längeren Zeitraum umstellen zu können. So werden die EVs, die auf der Basis von heutigen Verbrennern aufsetzen, noch eine Weile Standard bei den großen Herstellern sein.
Die etablierten Autohersteller haben große Angst vor einer Art iPhone-Effekt, nämlich dass der Markt für bewährte und eigentlich hochwertige Produkte praktisch über Nacht einbricht und etwas ganz anderes gefordert wird - etwas, was sie nicht liefern können, ohne erstmal riesige Investitionen zu tätigen. Daher bietet man EVs noch als Nischenprodukte an, die preislich über den bewährten Massenprodukten liegen, eher weil man muss als weil man will.