kub0815 hat geschrieben:40 Millionen Autos die 15000km im Jahr fahren mit 15kwh Verbrauch kamen bei mir 90 terrwattstunden raus. Grob überschlagen.
Vorab eine kleine Korrektur: das korrekte Einheitenpräfix lautet "Tera". Also Terawattstunden.
Ich hab's letztens gerade für jemand anders nachgerechnet, der behauptete, man bräuchte 50 KKW um den elektrischen Strom zu erzeugen, den eine komplett elektrifizierte PKW-Flotte in Deutschland benötigen würde (ich habe 20 kWh /100 km angesetzt, was mir als Flottenmittel plausibler vorkommt als die von Dir angenommenen 15kWh /100 km ):
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Pkw-Bestand in Deutschland am 1. Januar 2017: 45,8 Millionen (Quelle: KBA)
Jeder Pkw fuhr in 2016 durchschnittlich 14.015 Kilometer (Quelle: KBA)
=> PKW-Gesamtfahrleistung: 641.887 Millionen Kilometer
Angenommen ein E-Auto verbraucht im Mittel 20 kWh /100 km (plausibel geschätzt), macht 0,2 kWh /km, also 128.377,4 Millionen kWh = 128.377,4 GWh = rund 130 TWh
Ein KKW wie Biblis A leistet etwa 1,1 TW (Quelle: Wikipedia), im Jahr also ca. 10 TWh => wären rechnerisch 13 KKW, nicht 50. Wer also die Zahl 50 ins Spiel gebracht hat, konnte nicht rechnen. Oder: wollte fake news verbreiten. Oder: hat fehlerhaft mit dem Brutto-Energiegehalt von Kraftstoff gerechnet, aber übersehen, dass ein Verbrennungsmotor davon nur einen Bruchteil nutzt, den Rest sinnlos verheizt.
Aber rechnen wir noch mal anders:
Die Stromerzeugung in D 2016 lag bei 648 TWh (
Quelle). Die zusätzlich nötige Stromerzeugung läge somit bei rund 20% der aktuellen Menge. Wie schon gesagt, abzüglich der Menge die nicht mehr erzeugt werden muss, weil die Raffinerien ihre Produktion 'runterfahren (müssen) und entsprechend weniger Strom verbrauchen. Die Stromerzeugung in den nächsten 20-30 Jahren(!) um etwas weniger als 20% zu steigern sollte auch ohne Neubau von KKW machbar sein. Wie bereits gesagt, mit den erneuerbaren Energiequellen" sind wir noch lange nicht am Ende der Fahnenstange.
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Und weiter:
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Der Gesamtverbrauch an fossilen Rohstoffen würde sogar dann noch absinken, wenn wir einen Teil dieser elektrischen Energie in den nächsten Jahren mit Dieselkraftwerken bereitstellen würden - falls es nicht schnell genug gelingen sollte, die "Erneuerbaren" auszubauen.
Und dieser Dieselkraftstoff würde außerhalb der Innenstädte verbrannt werden => ein gewaltiger volkswirtschaftlicher Vorteil (Folgekosten Gesundheit, Umwelt).
Zudem in Kraftwerken, bei denen eine effiziente Abgasnachbehandlung a) viel besser machbar ist als in einem PKW und b) besser kontrollierbar ...
Diesen unbestreitbaren (weil überwiegend nachzurechnenden, soweit nicht evidenten) Vorteilen eines Umstiegs auf E-Mobilität im MIV stehen ein paar Nachteile gegenüber, die nicht unerwähnt bleiben sollen:
- Rohstoffbeschaffung (und nein, das Lithium für die Akkus ist *nicht* das Problem, eher schon die "Seltenerdmetalle", die für die Magnete permanenterregter Drehstrommotoren benötigt werden; diesen Motortyp braucht man aber auf aktuellem Entwicklungsstand der Effizienz wegen) ... allerdings benötigen auch die Katalysatoren und andere Bestandteile moderner Verbrennungsmotoren seltene und teure Rohstoffe
- Umweltschädigung durch die Rohstoffbeschaffung (aber: weniger Umweltschädigung durch Erdölgewinnung , -transport und -raffinierung!)
- Umstellung eines ganzen Industriezweiges (aber machbar; in der Tat müsste man u.a. Akkuzellen vor Ort produzieren um Arbeitsplätze im Land zu halten, da sind die Konzernmanager gefragt)
- Errichtung einer effizienten Recyclingindustrie zur Rückgewinnung der Rohstoffe aus verbrauchten Akkuzellen (auch hier könnte sich die Automobilindustrie engagieren, um Erträge und Arbeitsplätze zu sichern)
- das Ganze braucht Zeit; Produktionskapazitäten für die nötige Zahl an Akkuzellen der nächsten E-Auto-Generation mit ausreichender Reichweite für "Alltagstauglichkeit für jedermann" lassen sich nicht "mal eben so" aus dem Boden stampfen.
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