Jetzt hab ich den Artikel mal gelesen. Mmh. Auf etwa sechs Textseiten hat der Spiegel über die "über 1000 entsprechenden Sitzungen" der fünf genannten deutschen Autobauer "seit den 1990er Jahren" berichtet. Inhaltlich ging es in dem Artikel hauptsächlich um den Dieselbetrug. Der soll, nach dem Artikel, eben erst durch Absprachen etwa über die Maximalgröße des AdBlue-Tanks so richtig möglich geworden sein.
Kurze Erwähnung fanden angebliche Absprachen dazu, dass Cabriodächer nur bis maximal 50 km/h zu bedienen sein sollen, was eben Wettbewerb um bessere Dächer verhindern haben soll, und angebliche Absprachen zum Verhalten gegenüber Zulieferern und ausländischer Konkurrenz, klassische Kartellangelegenheiten eben. Persönlich fand ich irritierend, dass die fünf sich gegenseitig das Reverse-Engneering leichter gemacht haben sollen, indem sie nicht, wie ich bisher dachte, sich Konkurrenzmodelle gekauft und dann zerlegt haben, sondern sich angeblich gleich gegenseitig den zerlegten Motor gezeigt haben sollen. Das kann ich mir immer noch nicht vorstellen, aber wer weiß.
Interessant in dem Zusammenhang ist die Pressemeldung
https://www.press.bmwgroup.com/deutschl ... alisierung von BMW heute, in der sie ausführlich darauf eingehen, dass sie die AdBlue-Tanks nicht wegen irgendwelcher Absprachen verkleinert haben wollen, sondern, im Gegensatz zu anderen, bei der Abgasreinigung nicht betrogen haben wollen.
Letzteres hoffe ich immer noch. Obwohl ich ja in meinem Leben bisher nur ein Benzin-Motorrad und ein Elektroauto von BMW hatte und habe, fände ich es schön, wenn "meine" Firma kein Abgas-Betrüger wäre.
Die Kartellsache, sollte sie so stimmen, ist natürlich schon noch ein riesiges Ding für den Industriestandort Deutschland, finde ich. Wie arrogant, machtgeil und letztlich blöd muss man eigentlich sein, wenn man sich für einen kurzfristigen Vorteil so über Recht und Gesetz stellt und gleichzeitig einen langfristigen existentiellen Schaden billigend in Kauf nimmt?
Der Artikel schließt übrigens mit dem Bonmot, dass Daimler und VW jetzt doch endlich mal wirklich konkurrieren, nämlich um den ersten Platz bei der jeweiligen Selbstanzeige, um dann die Kronzeugenregelung zu bekommen. Wer solche Freunde hat, braucht wahrlich keine Feinde mehr. Das hat BMW dann jetzt hoffentlich gelernt und kann sich wieder auf die Entwicklung toller E-Autos konzentrieren. Ich würde es mir wünschen.