Pianist hat geschrieben: ...
So verrückt es klingt: Ich fürchte, man ist mit einem Diesel-SUV weniger Anfeindungen ausgesetzt als mit einem Elektroauto. Aber das kann doch eigentlich nicht wahr sein, oder?
Ich bin echt vollkommen ratlos...
Matthias
So etwas beobachte ich auch, und ich denke, es ist eine absichtliche Trotzreaktion gegen das, was man allgemein als die "Herrschaft der Intelligenz" oder das "Primat der Vernunft" nennt.
Dazu gehören auch Dinge wie offen zur Schau getragene Fremdenfeindlichkeit, Abneigung gegen alles "Andere" (LGBT, Flüchtlinge, Behinderte, Ökos...), Abneigung gegen "Political Correctness", leugnen des Klimawandels und überhaupt der negativen Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt, und generelle Intellektuellen- und Wissenschaftsfeindlichkeit.
Für manche Leute ist es einfach zu viel, sie sind einfach überfordert damit, andauernd Sachverhalte logisch und rational zu durchdenken, und das eigene Verhalten im Sinne eines größeren Ganzen zu reflektieren und anzupassen. Die Leute suchen nach einfachen Antworten, was man auch in der Diskussion um "Fake News" sieht und in den zahlreichen Verschwörungstheorien, die zur Zeit wieder umgehen. Medien, die Sachverhalte differenziert und unvoreingenommen darstellen, werden pauschal als "Lügenpresse" diffamiert, weil eben die Welt nicht so einfach ist und so einfach dargestellt werden kann, wie es manche gerne hätten.
In der Politik macht man sich ja Sorgen um die, die wirtschaftlich abgehängt werden, denn sie sind auch diejenigen, die zu extremistischen und populistischen Ansichten neigen. Aber machen wir uns auch Gedanken um diejenigen, die geistig abgehängt werden?
Was ist mit den Menschen, die einfach die Zusammenhänge nicht durchdringen können und wollen, die z.B. zum Klimawandel oder zu globalen Flüchtlingsbewegungen führen?
Das hört sich vielleicht elitär an, aber ich denke, man kann so eine Haltung ja eigentlich verstehen. Wenn ich etwas nicht kapiere, aber von mir verlangt wird, mich einzuschränken oder meinen Lebensstil zu ändern, reagiere ich trotzig. Auch ohne die Anforderung, sich anpassen zu müssen, kann auch schon die reine Konfrontation mit Alternativen, die einen eigentlich zum Umdenken bewegen könnte, eine Trotzreaktion verursachen, weil man in die Gefahr gerät, gewohntes in Frage stellen zu müssen bis hin zum Gefühl, man wäre ja bisher eigentlich dumm oder unwissend gewesen. Bevor ich mich so einem Gefühl hingebe, reagiere ich dann doch lieber ablehnend und bleibe auf meiner gewohnten Schiene...