Christoph Schwarzer hat geschrieben:Der offene Diskurs ist weiter notwendig, um zum besten Ergebnis zu kommen. Ich bin zurzeit mit einem Testwagen Hyundai Ioniq electric unterwegs - übrigens ein verdammt gutes BEV - und hatte wieder die volle Bandbreite der Probleme.
Ehrlich? Kann ich mir heute und für das Fahrzeug und wenn man es so nutzt, wie es seinen Eigenschaften entspricht(!) kaum noch vorstellen.
Ich habe mir vor 15 Monaten, bei noch deutlich geringerer Dichte an Ladestationen, ein Pendlerfahrzeug (Peugeot iOn, und genau für den Zweck!) gekauft. Ich hatte seitdem genau gar kein(!) E-Auto-typisches Problem mit dem Wagen. Aber jeden Arbeitstag Fahrspaß
- selbst die Überführungsfahrt über gut 640 km auf eigener Achse hat über kalkulierte Probleme hinaus (auf einer Etappe keine Schnellladung möglich, längerer Schnarchlade-Aufenthalt) ohne "E-Auto-typische" Probleme funktioniert, obwohl ich den Wagen dabei natürlich weit jenseits seiner Auslegung genutzt habe - aber das wusste ich ja vorher. Also dass deswegen die Reisezeit deutlich länger sein würde war klar. Halt, ein Problem gab es: ich konnte eine Schuko-Schnarchladestation bei Fulda nicht freischalten. Hätte per SMS funktionieren sollen, die Schuko-Klappe ging aber nicht auf - da musste ich tatsächlich auf einen Plan B zurückgreifen. War aber auch kalkuliert und hat funktioniert. Bis jetzt aber mein einziges derartiges Problem ...
Klar, ich kann jede Nacht zu Hause laden. Aber andere könn(t)en am Arbeitsplatz laden. Oder sogar an beiden Enden (für lange Pendelstrecken und / oder ungünstige Höhenprofile der Strecke evtl. auch nötig).
Das Fazit lautet für mich: wer sein Fahrprofil sowie seine Lademöglichkeiten überprüft und mit den Eigenschaften eines der am Markt verfügbaren E-Autos in Deckung bringen kann: für den existiert
genau gar kein Hemmnis. Außer vielleicht noch im Kopf.
Nicht nur in meiner Familie existiert die Notwendigkeit, 2 KFZ zu betreiben, von denen eines praktisch ausschließlich im Pendelbetrieb unterwegs ist - ich halte das sogar für eine sehr häufige Konstellation. Für die extrem seltene Situation, das beide Fahrer unterschiedliche "Langstrecken" bewältigen müssen => muss halt alle paar Jahre mal eine kreative Lösung gefunden werden. So what? De facto könnten ad hoc hunderttausende, wenn nicht Millionen PKW in Deutschland
problemlos durch E-Autos ersetzt werden.
Für viele weitere fehlt es in der Tat noch an "Schnarchlademöglichkeiten" zu Hause und / oder am Arbeitsplatz. Und für die Langstrecken fehlt es an (bezahlbaren) Autos mit ausreichender Reichweite, dass man nicht alle 100-150 km an die Schnellladesäule muss, mit ausreichend Ladekapazität für den 3- bis 7-Personen-Urlaub (je nach Familiengröße) und Anhängerkupplung (je nach Bedarf).
Beim aktuellen Stand der Entwicklung wäre es doch absolut vermessen, einen beliebigen Mittelklasse-Verbrenner durch ein Mittelklasse-BEV zu ersetzen und zu meinen, dass man damit alle Aufgaben des vorherigen Autos völlig problemlos bewältigen könnte. Die Hemmnisse
dafür sind klar: es sind die oben genannten Mängel an (Schnell- ebenso wie "Schnarch-") Ladeinfrastruktur (dazu das von Ihnen je bereits benannte "Identifikations-Chaos") sowie die o.g. in jeweils unterschiedlichen Bereichen
einschränkenden Eigenschaften verschiedener BEV.
Beides wird sich mit zunehmend leistungsfähigeren Fahrzeugen und zunehmend besserer Infrastruktur relativieren.
Das Henne-Ei-Problem (wenige E-Autos im Markt => wenig Anreiz zum Ausbau der Infrastruktur) ließ sich durch die Kaufanreize (Prämie) nicht lösen (dazu waren die Fahrzeuge mit Blick auf ihre Reichweite und
die schlechte Ladeinfrastruktur einfach noch zu wenig attraktiv). Das hat unsere Regierung immerhin inzwischen erkannt und fördert jetzt auch den Ausbau der Infrastruktur, was bereits sichtbare Früchte traägt. Von Seiten der Herstellerseite kommen auch zunehmend attraktivere Fahrzeuge ins Angebot. Die Entwicklung kommt also in Gang. Manche hätten's gerne schneller, ich finde, es passt jetzt einigermaßen.
"Schnarchlader" sind nicht das Problem
- sondern Teil der Lösung! Wie wollten wir Stromnetz und Energieerzeugung so ausbauen, dass - bei einer dann mal entsprechenden Marktdurchdringung - jeder abends nach der Arbeit sein BEV an die Ladestation hängt und volle 22 kW zieht? Und während das Auto geladen wird dann Herd, Mikrowelle Backofen, Waschmaschine anwirft? Die Lastspitzen wären kaum zu bewältigen.
Das Problem ist der noch unzureichende Ausbau von "Schnarchlade-Infrastruktur"!
Gleiches gilt für PHEV - bei ausreichendem Ausbau der Ladeinfrastruktur würden sie niemanden behindern! Auch wenn Sie schreiben "aus heutiger Sicht": IMO liegt die Lösung nicht im Ausschluss der PHEV vom öffentlichen Laden sondern imehr Ladesäulen. Der heutige Zustand gehört möglichst rasch verbessert.
"Ladeplatzblockierer": ceterum censeo ... auch die sind kein Problem mehr, wenn man eh quasi überall eine Lademöglichkeit vorfindet.