Ihr müst auch mal unterscheiden zwischen Gewinnmarge und Grenzkosten. Im Naturkostladen meiner Mutter wurde glaube ich grob mit 50% Aufschlag auf den Einkaufspreis kalkuliert, wenn es um die Bepreisung der Waren ging. Das ist die Marge, von der vor allem Fixkosten abgehen für Miete, Strom und Personal. Nachdem die Fixkosten gedeckt sind, ist jeder zusätzliche Umsatzeuro deutlich profitabler. Werden die Fixkosten nicht gedeckt, wird der Laden geschlossen. Werden die Fixkosten gedeckt, ist jeder zusätzliche Euro ein höherer Gewinn.
Nehmen wir an, am 30. Januar wären von den Kundeneinkäufen alle Fixkosten gedeckt worden. Der Betreiber hat Miete, Strom und Personal bezahlt und sogar schon seine gewünschte Rendite eingefahren. Am 31. Januar kommt der Erfahrung nach kein Kunde. Nun stellt der Betreiber ne schicke Ladesäule auf und auf einmal kommen am 31. Januar 3 Kunden, die bisher nie kamen und die für 300 Euro einkaufen und dabei 300kWh laden. Tja, blöd für den Betreiber, oder? Bei 2-3% Marge verdient er 6-9 Euro, hat aber 60 Euro Stromkosten.
Ne, hat er nicht. Wenn er 50% Aufpreis kalkuliert, verdient er an den 300 Euro Umsatz 100 Euro. Er kauft Waren für 200 Euro ein, schlägt 50% drauf, hat alle Fixkosten bereits beglichen und jetzt kommt ihr, und kauft die Waren für 300 Euro. Bleiben also 100 Euro in der Kasse, von denen 60 Euro für Strom abgehen. Die Säule hat also für 40 Euro Zusatzgewinn gesorgt, obwohl 300kWh verschenkt wurden.
Die Grenzkosten betragen also nicht 97 Cent pro 100 Cent Umsatz, sondern nur 67. Kann der Discounter die Ware an neue Kunden für 67 Cent absetzen, ist das bereits eine Gewinnsteigerung, denn eingekauft wurden die Waren für 66 Cent.
Bei Lidl hab ich bei normalen Einkäufen grob 1kWh pro 1 Euro Umsatz geladen, wenn ich mal die Spontankäufe von Badezimmerschränken rausrechne (die sicher besonders gut Margen haben). Wenn Lidl die für 20 Cent bezieht, bleiben 13 Cent Gewinn von den 33 übrig, die sie mit neu gewonnenen Kunden erzielen. Dass sie ne superteure 50kW DC-Säule aufstellten, ist schön, aber nicht mein Problem. Ne 43kW CF-Box hätte es ja auch getan.
Die Grenzkostenrechnung kippt in dem Moment, in dem alle Läden eine Ladesäule haben. Dann kann man keine neuen Kunden mehr durch die Ladesäule von der Konkurrenz abwerben. Aber dann ist es ein leichtes, die Bezahlschranke runterzulassen und den Strom zu verkaufen. Wird auch akzeptiert, in Norwegen und Dänemark zum Beispiel.