Provozierender Betreff? Sorry, das ist das was ich suche und nicht das worauf ich den i3 reduzieren möchte
Obwohl der Zusatz „für Besserverdienende“ ist vermutlich nicht mal zu subjektiv…
Ich habe hier viel im Forum mitgelesen was mir geholfen hat. Dafür ein Danke! Hier mein Bericht nach 4 Tagen Probefahrt.
Ausgangslage: Im Fuhrpark steht ein VW T5 (meist im Dienste der Familie), ein Mini Cooper BJ. 2008, und eine Lotus Elise SC.
Eigentlich lege ich die meisten Strecken mit der Bahn zurück und ein neues Auto ist mehr der Wunsch nach einem neuen Spielzeug als ernsthafter Bedarf. Ersetzt werden soll der Mini Cooper, der fast immer noch läuft wie am ersten Tag. Aufgrund des Alters hat er allerdings keine zeitgemäße Elektronikausstattung (keine Freisprechanalage, mäßiges Soundsystem, kein Bluetooth, keinerlei Assistenzsysteme etc.).
Wenn ich nun schreibe Spielzeug dann meine ich damit ein Auto das auf irgendeine Art Spaß macht und etwas Besonderes ist. Ein Auto, dass eine Pflichtfahrt zu einem Fahrerlebnis macht. Diese Bedingung erfüllen für mich ganz viele verschiedene Autos, ein C-Klasse C43 Cabrio genauso wie eine Mercedes G-Klasse oder eben der i3. Ich weiß, es ist Blödsinn diese Autos in einen Topf zu werfen. Aber das sind durchaus alles Autos an denen ich Spaß hätte Sie mal eine Weile zu fahren. Ich betone das hier, damit für meine Bewertungen klar ist, dass mich zumindest primär nicht der Öko-Gedanke zum Elektroauto treibt. Schon die Elise war der Wunsch nach einem in irgendeiner Form extremen Auto, in diesem Fall eben extrem leicht. Der i3 fällt in die Kategorie extrem anderes Fahrerlebnis da Elektroauto. So jetzt aber zum i3.
Hier im Forum lese ich schon lange mit, aber erst jetzt in der 94Ah Version ist der i3 eine echte Option für mich. Zwar wird das Auto regelmäßig Kurzstrecke bewegt alle 2-3 Wochen aber auch mal zum Pendeln zur Arbeit. Dann 110 km ein Weg im Süddeutschen Raum (also nicht nur flach). Bin Wochenend-Heimpendler muss also normalerweise nicht an einem Tag 2x 110 km fahren. Da es sehr viel Autobahn ist und ich mich nicht mit 100 km/h anfreunden kann kommt mir der größere Akku entgegen.
Habe jetzt i3, 94 Ah, REX beim (wirklich) Freundlichen ausgeliehen um auch diese Pendelstrecke mal auszuprobieren. Hier mal was mir alles aufgefallen ist.
Das Thema Akku, das sonst bei i3 Fahrberichten oft dominiert, war eigentlich gar kein Thema für mich. Die Pendelstrecke sah wie folgt aus. 110 km, 18 kWh/100 km, 104,9 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Gefahren mit viel Abstandstempomat, Zielgeschwindigkeit 130 km/h , im EcoPro Modus. Dann noch am Wochenende viel Kurzstrecke
Auch das Thema laden war unkompliziert. Zuhause normale Steckdose, Firma Ladesäule. Hat gut funktioniert. Gestört hat mich eigentlich nur ein Detail: Eingesteckt im Carport steht der „Tankdeckel“ ziemlich weit ab und ragt blöd in den Raum. Da beim Laden ja aber alles nett beleuchtet ist, ist die Gefahr das jemand dagegen rennt relativ gering.
Die Autobahnfahrt war für mich nicht berauschend aber doch ganz ok. Die Sitze sind nichts für Langstrecke (zu kurze Beinauflage, keine Lordosenstütze), aber das ist beim Mini auch so. Im Verkehr schwimmt der i3 sehr gut mit. Herrlich entspannend ist, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, wenn denn mal kein Stau ist, den Kampf um die Linke Spur mit zu machen. Der Wagen ist natürlich schön leise wobei die Windgeräusche bei 130 dann schon ganz schön auffallen. Ich würde mal sagen die sind nicht viel besser als in meinem Mini von 2008. Bei einem so leisen Antrieb wäre es schon gut gewesen auch an der Front ein wenig zu arbeiten.
Die Assistenzsysteme funktionieren besser als erwartet. Das Forum hier hatte meine Erwartungen gedämpft, dafür ist es dann richtig gut. OK, wenn jemand von der linken Spur sehr eng vor mir einfädelt wünsche ich mir der Abstandstempomat guckt mal vorausschauend nach links und bremst früher. Aber solange man nicht ganz schläft funktioniert das doch sehr angenehm. Verlässt ein die Geschwindigkeit limitierendes Fahrzeug meine Spur, dauert es manchmal zu lange bis der i3 wieder ordentlich beschleunigt, aber auch das lässt sich ja easy korrigieren einfach das "Strompedal" drücken.
Der Scheibenwischer vorne ist Mist und ja das Fernlicht ist es auch. Dafür sind die LED Scheinwerfer sehr solide. Der i3 federt aus meiner Sicht recht hart. Der Mini mit Sportfahrwerk ist allerdings noch deutlich extremer.
Den ganzen Charme entfaltet das Auto dann im Stadtverkehr und auf der Landstraße. Aufgrund der geringeren Geschwindigkeit gibt sehr viel weniger Windgeräusche. So schwebt man fast durch die Gegend. Ich bin deutlich weniger genervt und gestresst als sonst.Tolle Beschleunigung (selbst im EcoPro ganz gut). Die Tacho-Anzeige ist viel zu träge. Sorgt dafür, dass man ruck zuck auf Tempo 65 ist und dann in der Ortschaft wieder bremsen muss weil 50 überhaupt nie angezeigt wurde. Bekommt man aber sicher nach einer Weile raus. Wenn ich im Comfort Modus Vollgas gebe habe ich das Gefühl das Auto schwimmt so ca. bei 70 km/h etwas. Fühlt sich nicht sicher an. In etwas so als wenn man von einer Windböe erfasst wird - dabei ist es an diesem Wochenende wirklich windstill. Keine Ahnung woran das liegt. Evtl. ist auch nur die Lenkung zu nervös und ich halte nicht ganz still?
Der i3 hat eine sehr agile Lenkung, ähnelt sehr dem Mini-Cooper. Das Kurvenverhalten ist aber sehr viel schlechter. Man rutscht auf dem haltlosen Ledersitz herum. Der Wagen wankt. Ist ja aber auch nicht unbedingt der Anspruch des i3 ein Kurvenräuber zu sein. Die Beschleunigung und das sehr agile Einlenkverhalten bringen mich mehr implizit dazu, dass ich das gedanklich vergleiche.
Die oben kritisierten Sitze sind im Stadverkehr/ Kurzstrecke mit viel Ein- und Aussteigen natürlich optimal. Da gibt es kein großes Positionieren. Rein und fertig. Das Schiebedach ist leider durch den sehr breiten Mittelsteg nicht wirklich attraktiv. Schade denn das „Nichts hören“ bei offenem Schiebedach macht schon Spaß.
Die Vorklimatisierung ist große Klasse. Unser VW-Bus hat auch Standheizung. Die braucht recht lange und stinkt. Hier aber wird schon in 10 Minuten das Auto angenehm warm und das geruchlos. Klasse!
Spektakulär ist der Wendekreis. Mit einem Grinsen im Gesicht nutze ich jetzt eine regelmäßig zugeparkte Wendeplatte ohne manövrieren. Fast ist es als sei das innere Hinterrad am Boden fixiert und das Auto dreht sich um diese Achse. Unglaulich. Der i3 ist nicht nur wendig, sondern auch sehr übersichtlich was ergänzt um die elektronischen Helferlein (Rückfahrkamera, etc.) den i3 zu einem hervorragenden Auto für enge Parkhäuser macht.
Nachdem ich den Wagen abgebe fahre ich wieder Mini. Der Motor nervt, hmm das war vorher angenehmer. Die Sitzposition ist mehr Fahrmaschine und im ersten Kreisverkehr lerne ich dann die Qualitäten des Mini wieder zu schätzen. Kurze Zweifel, will ich den wirklich abgeben???
Dann noch schnell eine letzte Runde mit der Elise für dieses Jahr denn die bleibt sicher im Bestand. Hier nerven mich die Motorengeräusche nicht und alles ist noch mehr Fahrmaschine. Ideal 2 Autos zu haben die gänzlich unterschiedlich sind denke ich mir. Da freut man sich jeweils auf das andere. Jetzt heißt es nochmal tief in mich gehen und die anderen Optionen durchdenken. Aber ich kann mir das schon sehr gut vorstellen und verstehe warum es hier so viele begeisterte i3 Fahrer gibt.
Alfred