lgross hat geschrieben:
Zum Thema Qualität: Was ist mir eigentlich wichtiger: Das die Zierleisten gerade aufgeklebt sind, der Lack feinstes Finish hat und die Innenverkleidung sich nicht hohl wie ein Pappendeckel anhört, wenn man drauf klopft?
Oder ist Qualität z.B. ein ordentlicher Radioempfang, eine klapperfreie Radaufhängung, vernünftige Connectivity, eine funktionierende Einparkautomatik, einigermassen kratzunempfindlicher Lack oder eine App die irgendeinen Nutzwert hat?
Ganz ehrlich, ich habe bis heute nicht den Spaltmaß- und Haptikhype verstanden, den die dt. Autohersteller und ihre bezahlten Schreiberlinge der Autopresse veranstalten. Das sagt eigentlich noch gar nichts über die Qualität der Fahrzeuge aus.
Ich bevorzuge auch lieber Fahrzeuge, bei denen ich wenig Probleme während der Haltedauer habe und bei denen die Unterhaltskosten sich im Rahmen halten, und ich mich nicht ausgenommen fühle.
BMW hier als Qualitätsmassstab heranzuziehen ist wie den Bock zum Gärtner zu machen, soo doll ist der i3 nun wirklich auch nicht.
Na dass ist auch nicht zielführend. BMW baut im fossilen Bereich ganz ordentliche Fahrzeuge, die sich auch in der Verarbeitung von den normalen Massenherstellern deutlich abgrenzt. Ob die aufgerufenen Preise dafür gerechtfertigt sind, wage ich aber zu bezweifeln. BMW hat es nur geschafft ein tolles Markenimage aufzubauen, dass weltweit ankommt. The ultimate driving-machine? Na wenn man mal ganz realistisch sich die normale Altgasfahrten ansieht, fährt man auch in anderen Fahrzeugen gleichwertig, die nur einen Bruchteil kosten. Kaum ein BMW Eigner wird den Wagen wohl so ausfahren, dass man wirklich den Unterschied im Fahrwerk merkt. Zum i3 komme ich gleich.
TomZ hat geschrieben:
Der 5er (F10) ist nun 6 Jahre am Markt, der neue (G30) steht gerade in den Startlöchern und ist bald bei den Händlern. Klar kann ein Fahzeug aus 2010 (technisch gesehen) hier nicht mehr mithalten...
Dann erklär mir doch mal wo da der alte "technisch" nicht mehr mithalten kann? Lassen wir mal neue Abgasrichtlinen und etwas mehr elektronische Spielereien außen vor?
Kosten sparen ist leider aufgrund seiner anderen Features vorallem die Carbonkarosse notwendig geworden. Bei verkauften i3 verdient BMW tatsächlich so gut wie nix im Gegensatz zu den dicken Schlachtschiffen. Da kann man leicht dann eine zweite Kamera und/oder ein Radarsystem einbauen,... das erhöht die Zuverlässigkeit solcher Systeme enorm.
Das kann man so pauschal auch nicht sagen. Die Produktionsanlagen in Leipzig haben nur einen Bruchteil der von konventionellen Fahrzeugen gekostet. Die Produktion ist deutlich billiger als auf den normalen Bändern. BMW verdient am laufenden i3 gutes Geld, denn die Entwicklung wurde bereits abgeschrieben und diverse andere Modellreihen profitieren zusätzlich noch von den Innovationen des i3.
Bei Elektrofahrzeugen haben die konventionellen Hersteller ein Problem. Bis jetzt konnte man als Autobauer davon ausgehen, dass man sich vom Konkurrenten damit absetzen konnte, das man besser Motoren oder Fahrwerke anbot. Gerade bei den Motoren und deren Leistungsumsetzung gab es gravierende Unterschiede. Man konnte es sich mit der alten Technik wunderschön in höherpreisigen Regionen gemütlich machen.
Geht das mit E-Fahrzeugen ebenfalls? Ich habe da so meine Zweifel. Selbst Kleinwagen haben mit E-Antrieb Beschleunigungswerte wie gehobene Mittelklassewagen. Die Ruhe im Innenraum können vergleichbare fossile Fahrzeuge nicht bieten, da muss man schon viel Geld ausgeben um das zu bekommen. Dank schwerem Akkupack braucht man auch keine aufwendigen Fahrwerke mehr um den Fahrzeugen anständige Straßenlage zu verpassen. Das einzige Problem was im Fahrzeug noch gelöst werden muss sind anständige Reichweiten. Nur daran arbeiten die Hersteller nicht selber, sondern es sind Zellzulieferer aus dem asiatischen Raum. Das sieht auch bei Tesla nicht anders aus, auch da entwickelt Panasonic.
Was also bleibt noch übrig sich von den Konkurrenten zu unterscheiden? Ob ich jetzt mit 6 oder 8 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen kann ist doch so was von nebensächlich. Wo bleibt denn die Kernkompetenz von Audi, BMW, Mercedes gegenüber preiswerten Herstellern aus dem asiatischen Raum?
Dazu kommt noch eins, die Fahrzeuge sollen möglichst leicht werden. Man muss sich also von den barocken Innenausstattungen der Vergangenheit verabschieden. Nur Leichtbau strahlt halt nicht die Solidität von dickem Leder, Edelholz oder sonstigen Gimmicks aus. Auch schwere Komfortsitze mit all den netten kleinen motorischen Helfern sind im E-Mobil kontraproduktiv.
Ich habe mich mit dem Thema schon lange vor dem i3 mit einigen BMW'lern darüber unterhalten und mir wurde indirekt bestätigt, dass nicht das E-Fahrzeug das Problem ist, sondern wie Verkaufe ich Premium in Fahrzeugen die eigentlich kein Premium mehr brauchen.
BMW hat da zumindest mit dem i3 einen Weg eingeschlagen wie es gehen könnte. Man bietet eben außerhalb von Motor und Fahrwerk Innovationen an. Jetzt braucht man nur ein Klientel, das darauf anspringt. Nicht umsonst wurde und wird doch der i3 von den anderen E-Eignern permanent angefeindet, weil er im Altgasnutzen kaum bis keinen Vorteil hat. Was hat der Eigner von Türverkleidungen und Instrumententafel aus einer nachwachsenden Naturfaser, Sitze aus recycelten Plastik, Eukalyptusholz aus 100 % FSC-zertifizierter Forstwirtschaft oder einer Produktion die 50% weniger Energie oder 70% weniger Wasser verbraucht? Sitzt es sich auf natürlich gegerbtem Leder aus Tierhaltung in Österreich besser?
Wenn man es genau nimmt eigentlich gar nichts. Aber um sich von der Konkurrenz abzuheben, werden solche Dinge neben sinnvollen Conectiv Gimmick in der Zukunft wichtig. Darüber dürfte sich in Zukunft Premium von Alltagsfahrzeugen unterscheiden.
Ob BMW sich einen Gefallen macht, die alten Modelle jetzt auf E-Antrieb umzustellen wage ich zu bezweifeln. Sie werden damit beliebig austauschbar und nutzen nicht die Vorteile die ein reines E-Konzept bieten kann: Viel mehr Raum und Platz.
Zukünftige E-Fahrzeuge können viel kompakter gebaut werden, was wiederum Vorteile in den urbanen Gebieten hat. Weder ein Zoe noch ein Leaf oder auch der neue Bolt spiegeln das wieder, weil sie sich alle viel zu stark am alten Autodesign anlehnen.
Zusammengefasst: BMW hat mit dem i3 Premium 2.0 auf die Straße gestellt. Darüber kann man aber genauso unterschiedlicher Meinung sein wie über "The ultimate driving-machine". Beides spielt sich hauptsächlich im Kopf ab.
Jürgen