nachdem ich schon an verschiedenen Stellen mitgeteilt habe, dass ich ne Französin bekomme, hier nun mein Bericht der Jungfernfahrt von Nienburg nach Haßloch.
Vorneweg: Das Auto ist zwar ein Gebrauchter Intens (Bild ist bereits in "meiner" Garage hier gepostet), hatte aber nur wenige Kilometer drauf. Beim Autohaus Schlesner in Nienburg fand die Übergabe mit Herrn Berg statt - sehr kompetent wurde ich in die wesentlichen Dinge des Fahrzeugs eingewiesen, nachdem der "Papierkram" (die ZOE-Besitzer kennen den leidigen Papierberg des Batterie-Mietvertrages) erledigt war.
Echt top: Alle GE-Stromtankstellen (22kw und 43kw) wurden mir bereits als POI von ihm vorinstalliert, was sich später als extrem wichtig herausstellen sollte.
2 Kaffee und etliche Infos später ging es dann los. Die Route hatte mir Herr Berg schon Tage vorher mitgeliefert, sodass ich bereits (sicherheitshalber, falls mein Handy spinnt oder das Internet ausfällt) alle für mich vorgesehenen Tankstellen-Infos in Papierform dabei hatte.
Die Fahrt habe ich in der Regel mit 110 km/h auf der Autobahn absolviert, wenn es bergauf ging auf 90-100km/h (je nach Verkehrssituation) reduziert, und bergab wurde schön rekuperiert oder (wenn Verkehr und Tempolimit es zuließen) auch "gesegelt". Vorweg: An keiner der Tankstellen hatte ich weniger als 30km Rest in der Anzeige, bei zweien waren es sogar 50km+ - das hat mich schon mal sehr positiv gestimmt. Geplante Ladehalte hatte ich 6 - ein geübter Fahrer wäre auch mit 1-2 Halten weniger ausgekommen, aber noch bin ich das ja nicht. Dass es dann 7 wurden, hatte andere Gründe..
Für alle Interessierten hier der Link zur Route: http://www.goingelectric.de/stromtankst ... er/788545/
Der erste Ladepunkt (auch für mich gut, um die Ladekapazität zu testen) war der nur 40km vom Autohaus entfernte 43kw-Lader der PZH IFA Uni Hannover. Lief problemlos, war kostenlos und es kam auch die volle Leistung rein. Nach ca. 20 Minuten ging es weiter. Groß Kaffee getrunken habe ich nicht - beim ersten Schnellladen wollte ich dabei sein. Bin dann aber doch mal über den Parkplatz und ins Cafe del Sol geschlendert.
Beim zweiten Ladepunkt in Seesen sah ich erst vor lauter TESLA-Superchargern "meine" Ladesäule nicht (sie lag dahinter), aber dann ging auch hier die volle Leistung. Dank TNM-Karte völlig problemlos. Gleichzeitig mit mir lud auch ein TESLA-Fahrer, aber das waren Holländer, da traute ich mich nicht, ein Gespräch anzufangen. Aber es gab einen Daumen hoch, der von ihm mit einem Grinsen erwidert wurde.
Der dritte Ladepunkt sorgte für Probleme - nicht die Säule selbst, sondern eigenes Verschulden und ein kurzes Hängenbleiben des Navis. Dort ist derzeit eine große Baustelle, die für dichten Verkehr sorgt. Als ich den Stau auf der Gegenseite sah war ich froh, denn es war ein dichter Stau, der mich nicht betraf - so dachte ich zu diesem Zeitpunkt. Leider hing sich das Navi vor der Ausfahrt kurz auf, sodass ich die korrekte Ausfahrt verpasst hatte, ca. 9km weiter fahren musste und nun in umgekehrter Richtung mitten im Stau landete. Naja, wenn man zu blöd ist... Egal, mit ca. 40 Minuten Verspätung kam ich an die Säule, das Laden lief problemlos (ich war das einzige E-Auto zu dem Zeitpunkt) und ich gönnte mir nen Cappuchino beim McCafe. Hier habe ich das Auto voll geladen, da ich zu dem Zeitpunkt noch etwas Sorge vor den Kasseler Bergen hatte. Jetzt weiß ich: 85-90% Laden hätte wohl auch gelangt.
Beim vierten Halt in Kirchheim ging alles glatt, auch hier war ich der einzige E-Autofahrer. Allerdings war auf dem Weg zur Säule wieder mal viel Verkehr und es zog sich - wohl auch ein Grund, dass der Akku noch recht voll bei der Ankunft war. Und ich habe die Säule nicht gleich gefunden (ZOE hatte die Tankstelle etwas woanders angezeigt), aber mein Blick für Schilder und Säulen muss erst noch geschult werden...
Im PUMA-Outlet wurde ich fündig und kaufte mir ein Paar neue Sneaker. Manchmal kann man die Ladeweile echt sinnvoll nutzen...
Jetzt war leider auch viel los auf der A5 Richtung Frankfurt, recht dichter Verkehr und dazu kam ein kleiner Stau von ca. 30 Minuten Länge. Aber das Schöne beim E-Auto ist ja, dass er im Stand nix verbraucht - gell, liebe Verbrenner?
Der Staugrund: Ein komplett ramponiertes Auto auf der linken Spur, wahrscheinlich kaputt wegen zu schnellem Fahren - diese Petrolhead-Raser...
Der fünfte Halt war der problematischste: der REWE-Parkplatz in Rosbach vor der Höhe. Hier blockierte eine andere ZOE den einzigen Schnellladeplatz. Ärgerlich, dass keine Infos zur Rückkehr oder Kontaktinfos bereitlagen - ich hatte mir so eine Ladescheibe bereits organisiert. Egal, ich habe testweise mein Schuko-Kabel angehangen. Das ging zwar problemlos, erwies sich aber (logischerweise) als viel zu langsam. Währenddessen kam ein REWE-Kunde vorbei, fragte nach dem "Stromauto" und der Reichweite (die ich mit 100-150km im Alltag beantwortete) und reagierte dann süffisant lächelnd mit dem Worten "jaja, im Alltag..." - ich ahnte, worauf er hinauswollte, zog es aber vor, das Gespräch nicht fortzuführen und weiterzufahren.
Da ich ja heute noch ankommen wollte (mein Onkel feierte Geburtstag), durchsuchte ich das GE-Verzeichnis und mein Navi nach Alternativen. Und siehe da: im nahem Friedrichsdorf gab es 2 Säulen. Die erste (bei einem Renault-Händler) war wieder blockiert - keine Ahnung, ob das deren Fahrzeug oder ein anderes war, Infos lagen keine aus und ich wollte mich auch nicht lange aufhalten. Daher ging es dann zur 22kw-Säule vorm Rathaus in Friedrichsdorf. Diese war zum Glück frei, das Mainova-Prozedere (Nummer anrufen, Ladepunkt wird aktiviert) klappte und das kostenlose Laden lief problemlos. Da meine nächste (letzte) Säule nur 72km entfernt war, beließ ich es bei einer nur 26minüten Ladung auf 67%, was bis zur nächsten Säule in Zwingenberg reichen sollte.
Diese letzte Säule - wieder 43kw- klappte problemlos, allerdings ist sie nicht sehr leicht zu finden. Ich gab wie empfohlen Hausnummer 2 ein, landete da aber ganz woanders. Erst nach Lesen der Beschreibung erfuhr ich, dass es das letzte Gebäude auf der rechten Seite war. Dann ging die automatische Beleuchtung an und ich sah meinen letzten Ladepunkt. Anstecken und Laden - alles problemlos. Ich spendete überglücklich 6 EUR, entnahm aber wohl nicht ganz so viel, da ich nur bis zu 80 % lud. Um kurz vor 22 Uhr ging es dann Richtung Heimat.
Die Verwandschaft war über mein Eintreffen gegen 22.40 Uhr informiert und man beglückwünschte mich zur Ankunft.
Die Fahrt war ein echtes Erlebnis - jetzt weiß sich, wie sich Pioniere fühlen und wieviel Spaß tatsächlich Langstrecken mit der ZOE sein können.
Mit etwas Übung und etwas angepassterer Geschwindigkeit dürfte ich bei künftigen Strecken sicher anders planen können - aber gut zu wissen, wo es noch Lademöglichkeiten gibt, sollte ich diese Strecke mal wieder fahren.
Fazit: Tolle Fahrt! Und jetzt werde ich meine ZOE im Alltag testen...
Ciao, Guntram