Mr.voss hat geschrieben:Gestutzt habe ich übrigens auch bei einigen kommentaren hier im forum. Wo nicht nur die studie sondern auch der autor persönlich direkt angegriffen werden.
Kritik muss erlaubt sein - dass die Sprachkultur im Internet leider leicht ins Extreme ausschlägt, ist natürlich sehr bedauerlich. Die Vokabeln "dumm" und "krank" mit den Fragen in der Umfrage in Verbindung zu bringen (nach meinem Verständnis aber nicht persönlich auf den Autor bezogen) fand ich auch nicht fein.
Ich bin absolut davon überzeugt dass alle hier sich top im bereich elektromobilitaet auskennen. Allerdings wage ich zu bezweifeln dass gleichzeitig alle experten im erstellen von wissenschaftlichen studien sind.
Muss man ja auch nicht, um eine Umfrage kritisieren zu können. Bei uns in den Sozialwissenschaften hieß es zudem immer, dass Expertenumfragen die schwierigsten Umfragen sind.
Ganz abgesehen davon kann man mit der Art der Fragestellung schon viel bewirken. Ich erinnere mich z.B. an eine Umfrage aus dem elweb-Forum in der sinngemäß gefragt wurde, welche Maßnahmen man als E-Fahrer nutzt um die Reichweite zu erhöhen. Antwortmöglichkeiten waren unter Anderem "Licht ausschalten" und "Radio ausschalten". Da hagelte es nicht minder Kritik. Dort war auch das Problem, dass die Fragestellung den Eindruck vermittelt hat, dass diese Maßnahmen tatsächlich geeignet wären spürbar Energie zu sparen. Natürlich sollte nur abgefragt werden wie viele Leute zwischen sinnvollen und nicht sinnvollen Energiesparmaßnahmen unterscheiden können.
Selbstverständlich will man durch die Frage nicht das Ergebnis verfälschen, aber ich denke etwas mehr Ehrlichkeit in der Fragestellung wäre oft im Sinne der Ergebnisfindung. "Was glauben Sie; welche der folgenden Maßnahmen sind geeignet die Reichweite eines Elektroautos zu erhöhen?" - wäre z.B. so eine ehrlich Fragestellung die Missverständnisse und Kritik verhindert hätte.
Auch hier hätte ich eine direkte Frage besser gefunden als mehrere, teils extrem unrealistische Beispiele. Zudem kann ich verstehen, wenn sich manche durch einen großen Teil der Umfrage etwas beleidigt fühlen (was natürlich keine Gegenbeleidigung rechtfertigt) - denn die Passge mit den Beispielen reduziert in ihrem Fokus das Elektroauto wieder auf den reinen Kostenfaktor und wir wissen ja eigentlich alle, dass man Autos selten nach ökonomischen Gesichtspunkten kauft. Ja, es gibt Leute die darauf achten ein günstiges, sparsames Auto zu erwerben. Ein Blick auf die Autobahn und in die Money-Maker-Modelle der großen Autokonzerne zeigen aber, dass hier die Economy-Klasse deutlich unterrepräsentiert ist.
Argumente wie "geringe Reichweite", "wenige Ladesäulen", "zu teuer", "nicht sparsam genug" werden in meiner Erfahrung nur als scheinbar rationale bzw. sozial erwünschte Gründe gegen E-Autos vorgebracht (in der Sozialwissenschaft als Konformitäts-Effekt bekannt). Ich sehe das oft bei Probefahrten - zunächst sind die Leute skeptisch und führen die genannten Gründe an. Dann spüren sie die schnelle Beschleunigung und das sportliche Fahrgefühl. Plötzlich ist da ein Grinsem im Gesicht und das Elektroauto ist schlagartig toll geworden, obwohl die Probefahrt an den anderen Punkten nichts verändert hat.