Ein qualitativ hochwertiger und homogener Akkusatz, bei dem alle Zellen aus der gleichen Produktionscharge stammen, altert normalerweise sehr gleichmäßig, so dass dieser nach vielen Jahren planmäßig komplett ersetzt werden kann. Manchmal kommt es aber vor, dass einzelne Zellen ein Eigenleben entwickeln und aufgrund eines Qualitätsmangels in der Produktion oder auch aufgrund unterschiedlicher thermischer Eigenschaften im Akkupack - einige Zellen werden besser gekühlt als andere - ein abweichendes Alterungsverhalten aufweisen. Folgende zwei Szenarios sind dazu hier im Forum beschrieben.
Szenario 1: inhomogener Akkusatz (=absolute Katastrophe)
Ich kann dir dazu nur meine persönlichen Erfahrungen schildern, die ich auch
hier niedergeschrieben habe.
2012 stand für mich fest: ich will ein Elektroauto für wenig Geld. Bekommen habe ich das auch. Bereits im ersten Winter konnte ich der BMS Anzeige einen enormen Drift der Zellspannungen sowohl unter Last als auch im Ruhezustand entnehmen. Was ich zum damaligen Zeitpunkt nicht wusste war, dass der Akkusatz keineswegs homogen zusammengestellt wurde. Also haben wir den Akku geöffnet und analysiert, gefunden haben wir 2007er, 2008er und 2011er Zellen. Scheinbar hat der Vorbesitzer seine Restbestände loswerden wollen und die Zellen eingebaut, die er gerade im Regal finden konnte.
Damit fing das Dilemma an. Wir tauschten die offensichtlich zwei schlechtesten Zellen, gegen neue 2012er Modelle. Das war zum damaligen Zeitpunkt eine reine Kostenfrage, denn alle 2007er und 2008er Zellen zu ersetzen wäre locker eine vierstellige Summe geworden. So konnte ich dann auch gut ein Jahr weiterfahren, aber es war nach wie vor ein großer Drift der Zellspannungen vorhanden und es konnten kaum 70% der Nennkapazität entnommen werden. Ich habe also nebenbei etwas Geld angespart und dann entschieden, für 2.500 Euro eine größere Umrüstung vorzunehmen. Danach hatte ich nur noch 2011er, 2012er und 2013er Zellen im Auto. Jetzt erst merkte ich, dass die 2011er Zellen auch nicht mehr im einwandfreien Zustand waren, da dies vorher von den noch viel schlechteren Werten der 2007er und 2008er Zellen verschleiert wurde. Vor Allem im Winter wiesen die 2011er Zellen einen deutlich höheren Innenwiderstand auf und beschränkten Leistungsfähigkeit und Reichweite des Fahrzeugs. Natürlich trotzdem auf einem viel besseren Niveau, als dies vor der Umrüstung der Fall war.
Seitdem habe ich mir geschworen, keine inhomogenen Akkusätze mehr zu verwenden, weil man dann aller 1-2 Jahre in der Werkstatt steht und wieder nur Kosmetik betreibt, wohlwissend, dass das Ergebnis nicht 100% nachhaltig und auf Dauer zufriedenstellend sein wird. Es kam dann nochmal die Idee auf, alle Zellen gegen 2015er Modelle zu tauschen und damit dauerhaft für Ruhe zu sorgen. Das hätte aber mal eben 8.000 Euro an Investitionen bedeutet - für einen 13 kWh Akku. In Anbetracht des Fahrzeugalters musste ich dann leider feststellen, dass es besser ist sich nach einer Alternative umzusehen. Die gebrauchten Zellen fanden trotz teilweise nur 60% Restkapazität für einen fairen Preis immer einen dankbaren Abnehmer.
Szenario 2: homogener Akkusatz mit Ausreißer
Eine andere Erfahrung machte Forenmitglied me68 bei
seinem C-Zero. Hier schwächelte bei einem homogenen Akkusatz eine Zelle und diese wurde gegen ein anderes Modell getauscht. Das scheint gut funktioniert zu haben. Andererseits sind erst Langzeittests wirklich aussagekräftig. Wenn auch er dann anfängt, aller paar Jahre Zellen zu tauschen, dann führt das letztendlich zur gleichen Situation wie bei mir. Bin gespannt.
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In einem aktuellen Elektrofahrzeug gibt es teilweise parallele Stränge von zwei (z.B. ZOE, Leaf, e-up!), drei (e-Golf) oder vielen (Model S) Zellen, so dass in diesem Fall ein Absinken der Leistungsfähigkeit einer einzelnen Zelle in Maßen abgefedert werden kann. Bei einer reinen Reihenschaltung von Zellen wird ein solcher Mangel unmittelbar aufgedeckt.