OK, aber was ist normal? Was ist die bewährte Praxis?
Wir fahren unseren LEAF täglich und praktisch nur im Stadtverkehr. Mit einer Ladung kommen wir mehrere Tage aus, bisher meist am lokalen kostenlosen CHAdeMO geladen, und nur ein paar wenige Mal zu Hause mit dem Ziegel. Zu Hause vollladen ist nicht zielführend, da es nach dem Wegfahren erst einmal einen Kilometer bergab geht, und ich da wirklich nicht auf die Rekuperation verzichten möchte (immerhin wird da jedes Mal runter fahren 1/4 kWh zurück gewonnen). Beim CHAdeMO wird solange geladen, wie es sich zeitlich ausgeht.
Bekanntlich gibt es verschiedene Ansichten. Es scheint keinen Sinn zu ergeben, den Akku jedes Mal leer zu fahren und dann wieder voll aufzuladen, also vollständige Ladezyklen zu absolvieren. Mikro-Ladezyklen sollen für Li-ion Akkus besser geeignet sein, und in höherer Anzahl an möglichen Ladezyklen resultieren. Die Bedenken betreffend völlig entleeren und voll aufladen ist hinfällig, da das BMS das gar nicht zulässt. Tatsächlich gilt bei Nissan die Ansicht, dass der 80% Lademodus betreffend Batterieschonung und Batterie-Lebensverlängerung keinen Sinn ergibt, weswegen er in der Software für MY16 auch weggelassen wurde, was nichts mit der neuen 30 kWh Batterie zu tun hat, sondern den Erfahrungen mit dem bisherigen 24 kWh Akkupack.
Wir haben unseren LEAF mit 5860 km übernommen, 28 Monate nach der Erstzulassung, etwas mehr als 32 Monate nach dem Produktionsdatum. Der Vorbesitzer hat in der Zeit ganze 2 Mal per CHAdeMO und 159 Mal per AC geladen. SOH liegt bei 91%, und voll geladen sind das dann 258 GIDs und 19.7 kWh entnehmbare Energie (von 20.0 kWh bis runter auf 0.3 kWh, wenn der LEAF von Schildkröte auf N geht). Dieser LEAF wurde also 28 Monate kaum gefahren, vermutlich immer nur kurze Stadt-Strecken, und auch dementsprechend geladen, rechnerisch alle ~36 km oder alle ~5 Tage. Optimal war das sicher nicht, aber ob hier die kalendarische Alterung oder das Nutzungsprofil greift, sei dahin gestellt.
Ich stehe nun vor der schwierigen Aufgabe, für unser Nutzungsprofil ein Ladeschema festzulegen. Prinzipiell stehen drei Möglichkeiten zur Auswahl:
- LEAF jede Nacht per Ladetimer (keine Startzeit, Endzeit passen für morgentlichen Aufbruch) zu Hause per EVSE oder Wallbox (3.7 kW) bis 80% laden
- LEAF nur alle paar Tage, also wenn nur noch geringe Restreichweite, über Nacht zu Hause per Ladetimer (keine Startzeit, Endzeit passen für morgentlichen Aufbruch) per EVSE oder Wallbox (3.7 kW) bis 80% laden
- LEAF nur alle paar Tage am lokalen CHAdeMO laden (solange dieser noch kostenlos ist), vermutlich zumeist bis etwa 80%, je nachdem, wie es sich zeitlich einrichten lässt
Was für Punkt 2 sprechen würde, kann ich nicht sagen. Die Debatte ob nun viele Teil-Ladungen im mittleren Ladebereich oder weniger längere Ladungen von <10% auf 80% SOC besser für das Batterieleben sind.
Punkt 3 bedeutet kostenlose Energie, dafür jedes Mal ein paar Kilometer mehr extra zum lokalen CHAdeMO fahren und dort eine halbe Stunde oder länger rumsitzen (zu tun gibt es dort nichts, ich sitze dann im Auto und surfe am Handy). Ich glaube nicht, dass die Schnellladung das Batterieleben verkürzt, solange der Temperaturanstieg nicht dramatisch ist (war bisher völlig unbedenklich, im Sommer wird das dann wohl anders aussehen).
Für das Laden zu Hause habe ich bisher nur den Ziegel, also die ineffizienteste Art des Ladens. Bei täglicher Ladung würde ich eine Typ 2 Wallbox mit separatem Typ 2 auf Typ 1 Kabel in Betracht ziehen, allerdings nur, wenn ich was Schnäppchenmäßiges finde, da das mehr an Effizienz ganz klar keine mehreren hundert Euros wert ist, und es hier nicht um den Zeitvorteil durch die kürzere Ladedauer geht.
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