Ich hatte mir vorgenommen, die Strecke von 316 km per Crowdfunding (Info) Ladestationen zurückzulegen.Für die Hinfahrt hatte ich zwei Ladehalte geplant. Hier das Roadbook:
Start irgendwo zwischen Holzminden und Einbeck
1. Etappe 122 km, laden am CF-Punkt in Schwarmstedt
2. Etappe 78 km, laden am CF-Punkt in Oyten
3. Etappe 115 km, laden am CF-Punkt in Cuxhaven
Ich habe meinem Garmin Forerunner 305 die Fahrt aufzeichnen lassen. Das ist ganz interessant, wenn man sich hinterher die Geschwindigkeit und die Höhe über NN über der Zeit ansehen kann.
1. Etappe
Abfahrt gegen 08:30 bei 4°C vorgewärmt, die ganze Fahrt im ECO-Modus, warm angezogen mit meist ausgeschalteter Heizung. Vorwiegend Rückenwind, teilweise kräftig. Angezeigte Restreichweite 115 km. Das Auto stand draußen, ich war mir ziemlich sicher, dass ich trotzdem 122 km weit komme. Ich bin also erst mal gemächlich losgefahren mit max. 80 km/h nach Tacho bis die RR größer als die Reststrecke war. Dann schneller, so dass die RR mindestens 10 km größer blieb.
Ankunft Schwarmstedt bei Neptun Grey nach ca. 1:55
RR 34 km (!), Strecke 124 km, Verbrauch 16 kWh, Durchschnitt 12,8 kWh und 62,8 km/h
Das hat schon mal sehr gut geklappt. Die hohe Reichweite bei der recht niedrigen Temperatur wohl auch wegen bergab und Rückenwind. Das Laden mit 43 kW problemlos. Kurz vor Schluß dem Sohn des Hauses, der gerade weg wollte, noch die Stromspende in die Hand gedrück, ein kleines Schwätzchen gehalten und dann ging es nach einer halben Stunde weiter, ohne ganz voll zu laden, da die nächste Etappe nur 78 km sein sollte.
2. Etappe
Abfahrt mit RR um die 100 km. Diese Etappe bin ich mit Heizung und nicht im ECO gefahren. Durchaus auch mit über 100 km/h. Nach einer knappen Stunde Ankunft in Oyten bei Berndte, der sich gerade vor dem Haus aufhielt und mir beim Finden der korrekten Parkposition behilflich war
RR 28 km, Strecke 78 km, Verbrauch 14 kWh, Durchschnitt 18,2 kWh und 87,3 km/h
Nach einem netten Austausch über Ladetechnik und der rechtlich freiwilligen, moralisch obligatorischen Spende, bin ich dann nach etwa 40 Minuten wieder losgefahren.
3. Etappe
RR 98 km obwohl auf 99% geladen. Das habe ich wohl der vorangegangenen Etappe zu verdanken. Aber keine Panik, dann fährt man eben erstmal etwas langsamer auf der Autobahn, so etwa 80 km/h, und lässt sich von LKWs anblinken. Und dies solange bis man wieder im Guthaben ist. Dann wieder so schnell weiter, dass etwa 10 km Guthaben bleiben. Die Höhe des Ziel-Guthabens sollte man von der Verfügbarkeit von alternativen Lademöglichkeit an der Strecke abhängig machen. Da in Cuxhaven noch eine EWE-Säule ist und es auch Camping-/Wohnmobilplätze mit Lademöglichkeiten gibt, habe ich mir da keine großen Sorgen gemacht. Außerdem gibt es auch noch entlang der Route EWE/SWB Säulen, die ich auf meinen vorherigen Touren schon mal genutzt hatte. Nach eineinhalb Stunden war ich dann am Wattenkieker in Sahlenburg angekommen.
RR 28 km, Strecke 116 km, Durchschnitt 13,6 kWh und 70,9 km/h
Gesamtfahrzeit für 322 km 4:30 Stunden + 1:10 Ladeweile
Der CF-Aufkleber dort war mit einem Zettel überklebt, auf dem die Bitte stand, bei Ladebedarf eine Telefonnummer anzurufen. Es meldet sich der Betreiber und sagt er ist in 3 Minuten vor Ort. Wir begrüßen uns und er erklärt, dass er vorübergehend die Sicherung ausgeschaltet hatte, da geschlossen war. Aber dafür hat er ja den Zettel mit der Telefonnummer hinterlassen und wäre auch bei Ladebedarf schnell vor Ort gewesen. Über den Winter hätte wohl nur einmal jemand laden wollen. Er ist sehr interessiert und wir unterhalten uns einen Moment, wobei er den Zettel entfernt. Das Hotel ist jetzt wieder geöffnet und so gehe ich auf Kaffee und Kuchen ins Restaurant des Wattenkiekers. Nach einer Zeit setzt er sich zu mir und wir fachsimpeln weiter über Elektromobilität. Er hat erst den Leaf probegefahren und dann einen Fehler gemacht: die Probefahrt mit einem Tesla. Ich frage nach einem Zimmer und bekomme das letzte verfügbare. Zwar nicht mit Blick aufs Wasser aber trotzdem ideal.
Nach dem Laden und der Spende bin ich dann zum Helgolandkai, um das Zielfoto zu machen.
Anschließend der erste Strandspaziergang zur Kugelbake.
Zum Abendessen Wattenkieker Pannfisch, sehr empfehlenswert.
Am nächsten Morgen ging es dann nach einem hervorragenden Frühstück und einem Strandspaziergang in Sahlenburg mit vollem Akku auf die Rückreise. Aber nicht ohne zum vierten mal die EWE Säule im Zentrum zwecks Test anzufahren. Tags zuvor hatte ich drei erfolglose Versuche wegen im Parkverbot vor der Säule parkenden Verbrennern. Wieder stand dort ein Verbrenner, aber der Fahrer kam gegenüber aus der Bäckerei und fuhr weg, so dass ich endlich den Parkplatz ergattern konnte. Das Display zeigt in der letzten Zeile etwas komisches an und es gab keine Reaktion auf meine EWE Karte. Ich schaue nach den Ladebuchsen und stelle fest, dass die Mechanik, die die Buchsen herauf- und herunterfährt auf halber Strecke ihre Arbeit niedergelegt hat. Also kein Laden möglich. Ich habe keine Lust, die Hotline anzurufen, mache das aber am nächsten Tag und schildere auch das Leid mit dem ständigen Zuparken. Die nette Hotline-Mitarbeiterin startet die Säule per Remote neu, aber ich kann ihr leider nicht mehr sagen, ob es geholfen hat.
Vom Rückweg habe ich jetzt keine detaillierten Aufzeichnungen. Er lief etwas anders und ich musste einen zusätzlichen Ladestop machen. Gründe für die wesentlich geringeren Reichweiten waren wohl Gegenwind, Regen und ansteigende Strecke bis ins Weserbergland.
1. Stop in Bremen am neuen Triple 50/50/43 der Uni. Problemlos ohne Freischaltung. 2. Stop in Schwarmstedt an der CF Box
3. Stop in Sarstedt am Triple 20/20/22 am Schwimmbad
4. Stop zuhause
Fazit:
Mit dem Zoe hat sich meine Mobilität gegenüber dem Japan-Leaf schon kräftig verbessert. Mit dem Leaf wäre ich bei gleichen Bedingungen maximal 90 km weit gekommen. Mit dem Zoe ist es etwa ein Drittel mehr. Das recht dichte Netz der existierenden AC-Ladesäulen nimmt mir die Reichweitenangst, die beim Leaf auf solchen Strecken immer mitfuhr. Im Zoe kann man auch viel besser ohne Heizung fahren, da die Scheiben fast gar nicht beschlagen. Das war bei meinem Leaf schlimm.
Die Restreichweitenanzeige im Zoe ist eher pessimistisch, aber sie verdient ihren Namen und scheint zu halten, was sie verspricht. Beim (Japan-)Leaf kann man das "Guess-o-meter" komplett vergessen. Wer sich darauf verlässt, wird nicht ankommen.
Ok, Sitz- und Lenkradheizung wären schön gewesen, aber so kalt war es ja zum Glück nicht. Ich bin bis jetzt sehr zufrieden mit meiner kurzfristigen Entscheidung, den Leaf durch eine Zoe abzulösen.
Der Leaf ist sicher inzwischen stark verbessert und ein hervorragendes, zuverlässiges Auto. Der Preisunterschied und die Ladetechnik haben mich zum Zoe wechseln lassen.
Ach ja, zum Crowdfundig möchte ich auch noch etwas schreiben. Ich halte das Projekt für eine hervorragende Aktion. Das bisher Erreichte ist beachtenswert und trägt mit seiner Zuverlässigkeit und Einfachheit wesentlich zur allgemeinen Ladeinfrastruktur bei. Ich finde die ewigen Diskussionen um Sinn von AC43, Spenden, Kostenlos oder nicht, Schnarchlader erlaubt oder nicht völlig überflüssig und unangebracht. Die damit verschwendete Energie sollte lieber in die Suche nach weiteren Standortpaten investiert werden. Damit wäre sie sinnvoll eingesetzt. Ein herzliches Dankeschön an die Initiatoren, Mitwirkenden und Spender!