Hallo zusammen,
ich habe den Thread mal ein bisschen quer gelesen. Da ich mich auch für einen gebrauchten Nissan Leaf interessiere, schau ich hin und wieder mal hier rein. Aber ein paar Anmerkungen hätte ich schon.
Nissan kann den Akku so günstig anbieten, weil Nissan den Akku selbst herstellt. Hinter dem eigentlichen Hersteller Automotive Energy Supply (AESC) stecken wiederum Nissan und NEC. VW, Daimler und BMW kaufen die Akkus an. Eigene Akkus stellen sie nicht her. Mit Schrecken habe ich vor kurzem gelesen, dass auch BOSCH ihre Pläne einer eigenen Zellfertigung wieder verworfen hat. Kurioserweise plant nun Tesla in Europa eine Zellfertigung aus dem Boden zu stampfen.
Die eigentlichen Zellen sind zurzeit (noch) relativ günstig zu haben. Die kWh liegt bei rund 120 Dollar. Entscheidend ist also die Frage, wie hoch die Kosten sind, um aus den Zellen einen fertigen Akku zu bauen. Obwohl die Zellen in den letzten Jahren von rund 400 Dollar auf 120 Dollar gesunken sind, blieben die Akkupreise relativ stabil, siehe Citroen, VW, BMW usw. Preise werden eben nicht durch die Herstellungskosten bestimmt, sondern allein durch den Markt! Zurzeit droht eine weltweite Verknappung an Zellen und damit vermutlich ein deutlicher Preisanstieg.
Der größere Akku beim Leaf hat eine neue Zellchemie mit einer größeren Energiedichte. Auf die neue Zellchemie muss die Elektronik angepasst werden. Möglicherweise ist sogar eine neue Ladehardware erforderlich. Darüber hinaus könnte eine Überarbeitung am Fahrwerk erforderlich werden, wenn sich die Gewichtsverteilung und der Schwerpunkt verändern. Letzteres wäre erforderlich, wenn das Gewicht des 30 kWh-Akkus vom 24-kWh-Typ abweichen würde.
Ich finde es sehr interessant, dass alle Elektrofahrer zu 100% damit rechnen, dass sie problemlos einen passenden Akku in 8 oder 10 Jahren erhalten werden. Dann wird es eben einen Drittanbieter geben. Bei meiner Zero S von Zero Motorcycle hat man mir nach nicht einmal vier Jahren erklärt, dass es den Akku nicht mehr gäbe - fertig und aus.
Ich halte es für etwas naiv zu glauben, dass ein Drittanbieter mal so eben ein Chemiewerk für ein paar Milliarden aus dem Boden stampft, dazu noch mehrere hundert Chemiker aus dem Ärmel schüttelt und dann für alle erdenkbaren Zelltypen und Fahrzeuge passende Akkus zum Dumpingpreis herstellen wird. Eine schöne Illusion, mehr aber auch nicht.
Das eigentliche Problem ist, dass es die jetzigen Zelltypen in 6 bis 8 Jahren weltweit nicht mehr geben wird. Und falls doch, dann wären die Auflagen so gering, dass die Teile nicht bezahlbar wären. Der Hersteller wird also ein komplexes Upgrade mit einer völlig neuen Zellchemie anbieten müssen, was sich wiederum von den Kosten her kaum lohnen wird. Tesla bietet das Upgrade für ihren Roadster (also dem Elektro-Lotus) für 25.000 Dollar an. Lasst es bei Eurem Leaf die Hälfte kosten - es würde sich nicht mehr lohnen.
Meiner Meinung nach kann sich die Elektromobilität erst dann durchsetzen, wenn das Akkuproblem gelöst ist. Wir brauchen Akkus, die ein Autoleben lang halten, sich schneller laden lassen, eine höhere Energiedichte haben und auch im Winter geringere Kapazitätseinbußen aufweisen. Die Lithium-Festkörperzelle von Bosch war für mich ein Hoffnungsträger - die Entscheidung von Bosch vorerst kein Werk zu bauen ist hingegen eine Bankrotterklärung. Selbst die EU fordert die europäischen Autobauer auf, gemeinsam eine Zellproduktion in Europa auf die Beine zu stellen (
http://www.heute.de/eu-kommissar-forder ... 68514.html).
Abschließend noch eine Bemerkung: Warum ist Euch denn dieser blöde Balken so wichtig? Wenn der Akku deutlich über die 90% steigt, dann kann die Balkenanzeige doch egal sein. Hauptsache die reale Reichweite ist da. Zumindest wäre mir der reale Nutzen wichtiger als so eine virtuelle Anzeige.