PowerTower hat geschrieben:
Abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit des zweiten von dir genannten Falls aufgrund technischer Limitierung heutiger Akkus (die natürlich auf Dauer nicht so bleiben muss - siehe SCiB) möchte ich dennoch darauf hinweisen, dass die heutige Ladeinfrastruktur gut genutzt wird.
Stimmt. Aber das ist kein Argument. Im Gegenteil: Je besser die Infrastruktur genutzt wird und je mehr Elektroautos es gibt, desto wichtiger werden kurze Ladezeiten, weil Ladepunkte immer häufiger bereits belegt sein werden. Selbst bei den Teslas ist das offenbar jetzt schon ein so großes Problem das man sich genötigt fühlt die Kunden anzuschreiben. Und Teslas laden nicht mit 22 kW am Supercharger.
Deine Ansicht dass die komplette Infrastruktur fehlgeplant ist und am besten wieder eingestampft werden soll halte ich für zu radikal und kann ich aus der Erfahrung heraus nicht teilen. Die wirklich schnelle Infrastruktur an der Autobahn existiert noch nicht und abseits der Autobahn ist es nur logisch, nicht ganz so schnelle Infrastruktur mit maximal 50 kW aufzustellen.
Warum ist das logisch? Für mich nicht. Es ist völlig egal WO ich bin. Wenn der Energiespeicher leer ist, dann will ich ihn schnell wieder voll haben. Ohne die nächste Autobahnraststätte anfahren zu müssen. Ohne 30 km Umweg in Kauf nehmen zu müssen (die ja auch Zeit kosten).
Und wie man dem Verzeichnis entnehmen kann, werden diese auch gut genutzt. Man könnte jetzt natürlich sagen "mangels Alternativen".
Eben. Wenn man jedes EV flächendeckend an "Turbo"-Ladesäulen in 5 Minuten von 0 auf 80% bekäme... Was denkst Du wie frequentiert die 22 kW Ladesäulen dann noch währen? Selbst wenn der Strom dort nur die Hälfte kosten würde? Realistische Einschätzung?
Wo man mehrere Stunden verweilt kann es noch deutlich langsamer gehen, dafür dann aber in Masse als echtes Destination Charging, damit es keinen Streit um belegte Ladepunkte gibt. Das neue Parkhaus in Schierke (Harz) wäre gut beraten, mindestens 10% der Stellplätze zu elektrifizieren. Dann kann man auch in Ruhe wandern gehen. Was ich unser in Deutschland vorhandenen Infrastruktur wirklich anlasten kann ist das Zugangschaos und dass man eben selbst bei millionenteuren Neubauten nicht an die Ladeinfrastruktur denkt.
Und selbst wenn bei Neubauten daran gedacht werden würde: Wer soll das bezahlen? "Wichtige" Parkplätze werden sicher mit der Zeit eine entsprechende Infrastruktur bekommen. Aber wenn ich ohne vorherige Planung irgendwas unternehmen möchte und mich dabei jenseits der Reichweite befinde brauche ich zwingend am Ziel einen Ladepunkt. Wenn es den nicht gibt, muss ich unterwegs laden und warten. Auch wenn man es Entschleunigung nennt: Diese Zeit geht von meiner Freizeit ab. Sie hat nichts mit dem Ziel der Fahrt zu tun. Um trotzdem meine geplante Zeit am Ziel verbringen zu können muss ich entweder früher losfahren oder später zurück. Bei einem Tagesausflug also entweder früher aufstehen (grusel) oder abends noch übermüdeter als ohnehin schon länger am Steuer sitzen. Oder ich muss eine Übernachtung einplanen und aus dem Tagesausflug wird ein Kurztrip. Das mag gehen. Es sei denn, ich muss Montags wieder im Büro sitzen.
Nach diesem System müsste ich meine Reiseziele nach der Verfügbarkeit von Ladestationen am Ziel auswählen. Kein Ladepunkt = Ziel uninteressant. Natürlich verringert sich das Problem, wenn die Reichweiten größer werden. Aber bei der aktuellen Infrastruktur heißt das halt auch, dass die Ladezeiten länger werden. Wenn ich einen 150 kWh Energiespeicher habe und eine Fahrt ist doch mal länger, dann brauche ich mit einem 43 kW Ladepunkt halt 4 Stunden. Oder mit den gängigen 22 kW halt über 7 Stunden bis der Akku wieder voll ist. Oder etwas weniger, wenn ich nur die Reichweite nachtanke die ich wirklich brauche. Aber ein "Tankstopp" von 2 Stunden ist schlicht unzumutbar. Insofern sind große Akkus auch keine Lösung. Große Reichweiten werden nicht an den Akkus sondern an den Ladesäulen scheitern.
Nicht jede Reise außerhalb der einfachen Reichweite endet in einem 1.000 km Marathon. Beim Durchschnittsfahrer würde ich sogar sagen, höchstens zweimal im Jahr. Manchmal fehlen einfach nur weitere 100 km im Akku um ans Ziel zu kommen und da helfen die 20-50 kW Stationen die wir heute haben schon weiter.
Klar helfen die. Aber an einer 22 kW Säule wird der erwähnte Passat eine Stunde brauchen um die 100 km nachzuladen. Dieser Halt ist völlig sinnfrei. Er ist NUR der Technik geschuldet und liegt nicht in der Intention des Fahrers. Kurz: Er stört.
Abgesehen davon bleibe ich Realist und sehe auf absehbare Zeit keine 100% Elektrifizierung auf den Straßen. Wer also gern und oft 1.000 km an jedem Wochenende oder beruflich fahren will bzw. muss, der wird halt bei seinem Verbrenner bleiben.
An 100% Elektrifizierung glaube ich auch nicht. Aber auch wer nur einmal im Jahr die 1000 km fahren möchte braucht eine Lösung. Und die bietet die derzeitige Infrastruktur (und die Autos) halt nicht. Und wenn noch mehr 22 kW Ladesäulen gebaut werden wird das Grundproblem der langen Ladeaufenthalte dadurch auch nicht besser.
Elektromobilität funktioniert auch im großen Maßstab anders, als die Mobilität die bisher unser Straßenbild bisher so geprägt hat und es immer noch tut. Strom gibt es quasi an jeder Ecke. Benzin nur an Tankstellen. Diesen Umstand kann und wird man sich in Zukunft zunutze machen. Dabei muss der Ladevorgang eben nicht immer schnell gehen - Autos sind schließlich überwiegend Stehzeuge statt Fahrzeuge.
Sorry, aber das ist Quatsch. Strom gibt es eben nicht an jeder Ecke. Jedenfalls nicht in einer für die Elektromobilität nutzbaren Form. Dazu muss man eine Ladestation installieren. Die muss jemand bezahlen. Installieren. Wartung und Instandhaltung kosten auch. Und damit es wirklich etwas nutzt müssten diese Ladepunkte überall sein. An jeder Laterne eine Steckdose. Auf jedem Parkplatz. In jedem Parkhaus. Vor jedem Restaurant. Vor jedem Kino. Überall halt. Wenn das anders ist muss ich meine Fahrten planen. Ziele umsortieren damit ich zwischendurch an einem Ladepunkt vorbei komme. Das ist Aufwand. Und unbequem. Und in Summe teuer, weil eine wirklich riesige Anzahl von Ladepunkten nötig wäre. Und die allermeisten davon hätte sicher nur eine extrem geringe Auslastung und wären damit für den Anbieter kaum rentabel zu betreiben.
Klar kann man nun argumentieren, dass solche Ladepunkte ja die Attraktivität eines Standortes erhöhen und damit die Kosten rechtfertigen. Aber ist das wirklich realistisch?
Du wirst das schon merken, wenn du selbst ein paar Tage oder Wochen einen Stromer gefahren bist.
Ich bin in dieser Hinsicht fast schon wie ihr und durchaus bereit die Nachteile in Kauf zu nehmen *g* Aber das gilt mit Sicherheit nicht für die breite Masse. Das nächste Auto ist aber erst in 2-3 Jahren "fällig" und wenn ich meine Lebensgefährtin überzeugen kann, hätte ich dann gerne ein EV. Trotz aller aktuellen Nachteile. Was aber an meiner Meinung zur Massenkompatibilität der Elektromobilität nichts ändert *g*
Ciao, Udo