LeafVille hat geschrieben:Stimmt. Der Umsatz wächst aber um 19 Prozent PRO MONAT! Welcher deutsche Player hat so ein Wachstum? Niemand, nicht mal ansatzweise! Wann der Break-even erreicht sein wird hängt natürlich von der Anzahl der Fahrzeuge ab. Sicher nicht vor 2020.
Ich kenne Fastneds überoptimistische Berichte. Fakt ist, dass sie zwar im letzten Quartal 108% Zuwachs bei gelieferten kWh hatten. Im Quartal davor waren es aber nur 8% und im Quartal davor 43%. Macht zusammen 219% Zuwachs in drei Quartalen. ABER: Gleichzeitig stieg die Zahl der Stationen um 200%. Unternehmen geben daher normalerweise den Umsatz bei konstanter Verkaufsfläche bzw. konstanter Filialzahl an, um zu zeigen, dass sie auch ohne Filialwachstum wachsen würden. Da siehts bei Fastned eher mau aus. Das Standortwachstum herausgerechnet, haben wir es hier mit 19% Wachstum bei gelieferten kWh in drei Quartalen zu tun - und das bei extrem kleiner Ausgangsbasis.
Umsatzwachstum ist schön, aber wenn wir von einer Basis starten, die nichtmal 1% der Betriebskosten deckt, braucht man Investoren mit extrem langen Atem. Fastned ist aber mitnichten gut finanziert. Ende 2014 hatten sie noch 100.000 Euro in der Kasse. Sie haben also nicht einmal genug Startkapital bekommen, um ihren Plan für die Niederlande umzusetzen. Dafür müssen sie permanent neue Geldgeber finden. Und zusätzlich brauchen sie Geldgeber, die pro Jahr min 1,6 Mio Euro für Betriebskosten zuschießen. Bis zum Endausbau mit 150 Stationen in den Niederlanden und 67 in Deutschland brauchen sie bei 250.000 Euro pro Standort (Durchschnitt der bisherigen Standorte) insgesamt 55 Mio Euro zzgl. Betriebskosten. Davon haben sie erst ein Fünftel aufbringen können. Platzt eine Finanzierungsrunde, ist Fastned pleite.
Bei z.B. Tesla ist das anders. Würde da eine Finanzierungsrunde platzen, könnte Tesla sofort die Expansion beim SuC-Netzwerk, den Service Centern und Stores, der Gigafactory sowie in der Entwicklung stoppen bzw. verlangsamen und sich durch den Verkauf der beiden fertigen Modelle selbst finanzieren. Das Wachstum wäre extrem gebremst, Tesla aber nicht pleite.
LeafVille hat geschrieben:
Es zeigen sich aber jetzt schon eindeutig Netzwerkeffekte bei Fastned, da die Anzahl der Kunden im Standard-Tarif schnell wächst (immerhin 12 Euro pro Monat, die zur Deckung der Fixkosten beitragen).
Mach die Ausgangsbasis klein genug und du kriegst beliebig große Wachstumsraten. Die schnell wachsende Zahl von Kunden im Standardtarif betrug Ende Juni 2015 exakt 63. 63 Kunden - die Zahl ist so beschämend, dass mich die Erwähnung im Halbjahresbericht wundert. Übrigens hab ich im 3. Quartal schon für 1,6% Wachstum gesorgt. Denn ich hab auch das Standardabo abgeschlossen. Allerdings auch sofort wieder gekündigt. Denn schon nach einer Zoe-Ladung ist das Standardabo günstiger als der kWh-Tarif. Im Standardabo fließen also nicht zwingend konstante Einnahmen, sondern in der Urlaubssaison bedeutend mehr als im restlichen Jahr.
Ich mag Fastned. Die Standorte sind phantastisch, die Verfügbarkeit außerordentlich hoch, sie verwenden nur die beste Technik, die Standorte sind überdacht und Designwunderwerke, die App ist sehr modern (sie stellt automatisch den korrekten Standort ein) und es gibt sogar free WIFI. Seit langem denke ich auch darüber nach, dort Aktien zu zeichnen. Aber Fakt bleibt, dass das Unternehmen mit ganz heißer Nadel strickt. Wahrscheinlich ist, dass Fastned nicht durchhalten wird und erst der Käufer nach dem Insolvenzverfahren zu profitablem Geschäft kommen wird. Der Betrieb von Schnellladern ist bereits unprofitabel. Fastned macht daraus aber mit den solarbedachten Luxustempeln ein halsbrecherisch unprofitables Geschäftsmodell.