Dazu bin ich mit beiden Fahrzeuge eine absolut identische Strecke gefahren und habe auch versucht die Bedingungen so gleich identisch wie möglich zu halten.
Sprich: Alles aus. Sogar die jeweiligen Displays. Lüftung nur über Fenster bzw. Schiebedach beschleunigen soweit möglich mit Tempomat und nach "Popometer"
Da ich keinen Urlaub hatte, möchte ich die Bedingungen für den i3 als sehr geringfügig schwieriger beschreiben.
Start in der Früh, vorklimatisiert mit 100% Akku und 19,5 kWh Kapazität nach Servicemenü. Weg in die Arbeit wie gesagt ohne alles und mit gekipptem Schiebedach, damit die Scheiben nicht anlaufen und die Lüftung nicht angeht. Teilweise unter 3°C Außentemperatur. Mittags mit dem i3 zum VW Händler. Den e-Golf bin ich bewusst nicht rein im B-Modus gefahren um die Vorteile beim Segeln zu nutzen.
E-Golf 100% geladen frisch von der Ladestation abgesteckt bekommen. Eine kurze Runde (3km) mit dem Verkäufer gedreht. Dann übernommen.
Strecke nach Hause gefahren. Arbeitsweg mit möglichst identischem Fahrverhalten gefahren bis zum Parkplatz. Umgedreht und wieder zurück zum Händler.
Dann mit dem i3 die gleiche Strecke unter so ähnlichem Fahrverhalten wie möglich zurück. Der i3 hatte die Hinfahrt noch im Reise BC, daher müsste ich hier mit km-Gewichtung aus zwei Werten einen bilden. Die längere Fahrzeit im e-Golf kommt daher, dass ich erst einmal ein paar Minuten herum stand um den Wagen erklärt zu bekommen und alles einzustellen und zu erforschen.
Die Ergebnisse in nackten Zahlen:
e-Golf: gefahrene km: 125; Ø-Verbrauch laut BC: 13,9 kWh/100km; Dauer 2h09min. angezeigte Restreichweite in km: 28; Gesamtreichweite: 153km
i3 Erste Fahrt: gefahrene km: 50; Ø-Verbrauch laut BC: 14,4 kWk/100km; Dauer 43min;
i3 zweite Fahrt: gefahrene km: 72; Ø-Verbrauch laut BC: 12,7 kWh/100km; Dauer 1h14min;
i3 Gesamt: gefahrene km: 122; Ø-Verbrauch laut BC: ; Dauer: 1h57min; angezeigte Restreichweite in km: 18; Gesamtreichweite: 140km
Ich würde also mit dem e-Golf auf meiner Strecke und mit meinem Fahrverhalten knapp 10% weiter kommen. Gut das sind die nackten Zahlen. Mir ging es hier rein um die Reichweite im Selbstversuch und meine Vermutung hat sich bestätigt. Aber das ist ja OK auch. Ich werde jetzt keinen Sieger küren sondern einfach ein paar wichtige Unterschiede beschreiben, die mir aufgefallen sind. Rein subjektive Dinge wie Materialanmutung, Design usw. oder Unterschiede im generellen Konzept werde ich nicht bewerten. Ich werde eher die mir wichtigsten Unterschiede darstellen und Dinge die mir eben im Gedächtnis geblieben sind.
Was ist mir aufgefallen:
Zu allererst möchte ich sagen, dass der e-Golf auch ein wirklich geiles e-Auto ist. Meiner Meinung nach 100% alltagstauglich.
Der Golf bietet durch die weiter verstellbaren Sitze mehr Kopffreiheit. Ich hatte die Frontscheibenheizung verbaut und war überrascht wie stark man das gesehen hat. Hätte ich auf alle Fälle gebucht, nach dem Test würde ich das aber nicht mehr tun (subjektiv).
Das segeln des e-Golf ist genial. Man hat das Gefühl überhaupt nicht langsamer zu werden. Wenn ich objektiv aber die Geschwindigkeit laut Tacho betrachtet habe, dann war die Geschwindigkeitsänderung im Gefälle oder beim segeln in die Ortschaft nahezu identisch. Aber im i3 fühlt sich das selbst in N manchmal an, als würde der Wagen leicht bremsen.
Ich bin ein Fan des One-Pedal-Fahrens, aber die Wahlmöglichkeit im e-Golf finde ich auch echt richtig gut.
Vom Pedal gehen und segeln, dann zum Bremsen kurz den Hebel nach hinten "klicken" und in B gehen. Wenn genug verzögert wurde wieder mit einem kurzem klicken am Hebel in D zurück. Das hat was von Fahren mit sequentiellem Getriebe
Der i3 rekuperiert eindeutig stärker, das spürt man aber auch der e-Golf wird in B ordentlich langsamer.
Was beim e-Golf super gelöst ist, ist die Bremse. Der Golf segelt ja vollkommen frei im D Modus. Wenn ich jetzt auf die Bremse trete, dann wird erst die Rekuperation voll genutzt und nur wenn das nicht ausreicht, werden die mechanischen Bremsen aktiviert. Beim i3 ist die Option immer an, da er ja voll rekuperiert sobald ich vom Pedal gehen. Allerdings macht dieses Verhalten das Gefühl im Bremspedal etwas gewöhnungsbedürftig, da es sich anders anfühlt und bremst wie bei einer rein mechanische Bremse. Würde ich aber keinesfalls negativ werten.
Meiner Meinung nach ist der e-Golf auch leiser als der i3 was Windgeräusche anbelangt. Das habe ich aber auch nur bemerkt, weil ich beide Fahrzeuge komplett ohne Radio gefahren bin. Das ist normal anders.
Den Leistungsunterschied merkt man schon spürbar. Der e-Golf zieht aus dem Stand schön weg und ist auch, wie für e-Autos typisch sehr spontan am Gas, aber ein Unterschied ist deutlich spürbar. Vor allem ab ca. 60 km/h. Aber auch das bestätigte meine Erwartung.
Eine letzte subjektive Feststellung sei mir zugestanden. Ich finde die Bedienung des Infotainment-Systems im i3 angenehmer. Da ich über 1,90 bin sitze ich entsprechend weit hinten. Das bedeutet für mich, dass das Touch-Display des e-Golf recht weit weg ist. Beim i3 kann ich den Arm bequem auf den i-drive Hebel legen und alles bedienen. Wie gesagt subjektiv ist mir aber dennoch stark aufgefallen.
Als letzten Punkt hätte ich noch, dass der e-Golf weicher federt als der i3.
Am meisten haben mich aber die Mitarbeiter bei VW überrascht. Der Mitarbeiter hatte mir erst einmal gesagt, dass ich i3 und e-Golf nicht vergleichen könnte, da das Konzept einfach ein ganz anderes sei. Aber es war auch großes Interesse am i3 vorhanden und ich durfte den Wagen kurz präsentieren. Die Krönung des ganzen war die Schlussbemerkung: "Das Design des i3 muss einem gefallen, aber auch mit dem Wagen machen sie nichts falsch. Geiles Teil."
Natürlich wurden die Vorzüge eines e-Golf mehr ausgeführt, wie die Ergänzungsmobiliät und dass es ja ein normaler Golf ist mit allem Komfort und Qualitätsniveau wie gewohnt, aber es war zu keiner Zeit so als wollte man andere e-Fahrzeuge schlecht reden. Der Mitarbeiter kannte sich auch bei eigentlich allen anderen e-Autos ganz gut aus und lobte auch Tesla. "Das ist von der Leistung einfach eher ein Supersportwagen und wenn man die ganze Technik betrachtet, dann ist er sein Geld auch wert."
Mein Fazit:
e-Golf ist ein super Fahrzeug. Aber ich bin nach wie vor glücklich, den i3 mein Eigen nennen zu können. Wäre die bloße Reichweite mein Kriterium für ein e-Fahrzeug gewesen, dann wäre der e-Golf die besser Wahl gewesen. Der i3 trifft aber am besten, was ich gesucht hatte und wenigstens noch halbwegs im Budget liegt. Extravagant, sparsam, niedrige Betriebskosten zusammen mit super sportlichen Fahrleistungen in der Stadt und Außerorts. Auf der Autobahn bin ich ohnehin nur selten.
Das ist wie gesagt mein Eindruck und mein Vergleich unter meinen Ist-Bedingungen.
Wenn ich demnächst auch mal die Zeit und die Möglichkeit habe, die Reichweite des i3 gegen den Soul EV zu vergleichen werde ich das tun. Zoe und Leaf werde ich auch unter die Lupe nehmen, wenn ich diese in die Finger bekomme.
Ich hoffe der obige Vergleich war euch neutral und fair genug.