Einfach Fahren und Ankommen, mit dem E-Up nach Schweden

Einfach Fahren und Ankommen, mit dem E-Up nach Schweden

montis
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Bislang nur als stiller Informationsbeschaffer hier im Forum, im Folgenden ein Bericht zu meinem Urlaub in Südschweden.

Vor 14 Monaten als Neuwagen zugelassen begleitet uns seit 12 Tkm ein E-Up, der sich inzwischen zu unserem Hauptauto entwickelt hat. Der Familien-Sharan (2.0 TSI, 220 PS) darf, auch Dank vielen Mobilen Arbeitens, nur los, wenn es auf Langstrecke mit Kind, Hund und Gepäck geht. Selbst Wochenendtrips konnten wir bereits (ohne Kinderwagen) mit unserem Schlumpf-Up umsetzen.

Nun hat es sicher ergeben, dass mein Hund und ich einen osterlichen ‚Männerurlaub‘ in unserem Ferienhaus in Schweden verbringen.
Schnell wurde mir dabei klar, dass ich es nicht hätte verantworten können, mit dem Dickschiff, mit so kleiner Besatzung, hochzufahren. Der Sharan ist schon ein super Langstreckenwagen, der TSI macht Spaß, ist super leise und auf einer solchen Tour wirklich sparsam (im Winterurlaub waren es 7,8 l E10 pro 100 km, inkl. Standheizung).

Ergo stand fest: Der Up darf mitkommen und endlich kann ich das Schnellladenetz in Schweden ausprobieren. Früher oder später wird der Sharan auf jeden Fall gegen ein BEV eingetauscht (das muss bloß nur noch meine Frau final genehmigen 😉 ).

Route: Peine – Travemünde – Fähre – Malmö – Nähe Vimmerby / Kisa --> insgesamt ziemlich genau 600 km.
Hauptladekarte: EnBw, BackUp: Vattenfall (ist ja immerhin ein schwedisches Unternehmen)
Vorabplanung: ABRP – war gut zur Orientierung, im Endeffekt hat ein gelegentlicher Blick in die mobilty+-App ausgereicht.

Die Fähre in Travemünde legte um 22 Uhr ab, Ankunft war gegen 7:30 Uhr, auf die Fähre wollte ich mit recht vollem Akku, so dass ich morgens direkt Kilometer reißen konnte. Daher die Planung: 1. Stopp in HH: Abendessen und Hunderunde, 2. Stopp in Lübeck: Akku möglichst voll.

Realität: Bei 110 km/h auf der BAB war der Verbrauch doch geringer als erwartet, so dass bis Lübeck nur 20 km Reichweite gefehlt hätten. Also Planung über Board geschmissen. Jetzt nur Mini-Stopp in Seevetal Ost und dann in Lübeck Abendessen.
In Seevetal stehen ein 50 kW-Lader von EnBw und einer mit 300 kW, beide frei. Ich habe mich selbstverständlich an den langsamen gestellt. Gab direkt Karma-Punkte: Der Lader hat Energie ohne Authentifizierung spendiert. Aus Dank habe ich dann doch 30 Minuten genuckelt. Der Hund hat es gedankt und man kommt tatsächlich mit anderen E-Fahrern ins Gespräch.

Danach ging es weiter zu einem neu errichteten Ladepark, auf einem Bauhaus-Parkplatz, direkt daneben dem „CITTI-PARK Lübeck“. Versorgung gesichert und der Hund hat auch seine Runde bekommen.
Nur etwas traurig, dass sich ein Trupp der Baumarktmitarbeiter*innen in Hörweite zu den Ladern lauthals über die „armseligen“ Elektroautos auslassen mussten.

Am Ende des Tages insgesamt fast eine Stunde Ladezeit in Deutschland. 30 Min. davon waren gut genutzt, die anderen 30 Min. hätten nicht sein müssen. Mit höherer Ladeleistung hätte das schon anders ausgesehen.

Die TT-Line bietet inzwischen sogar LNG-angetriebene Fähren mit Wallboxen. Bei meiner gewählten Finnlines geht das leider nicht, auch wenn mich wenn an meinem Stellplatz ein roter 16A-CEE (für die LKWs mit Kühlkoffer) sehr angelächelt hat, einen Adapter hätte ich dabei gehabt ;-).
Mit 70 % SOC startete ich am nächsten Morgen wieder mit 110 auf die Autobahn, bzw. dann auf die schwedischen Landstraßen (zugegeben, dort fahre ich immer + 10 km/h). Ziel: Hässleholm.
Für die Tour hätte man auch die Autobahn E4 nutzen können, die sehr zuverlässig Ionity-/Supercharger-Ladeparks aufweist, die 40 zusätzlichen Kilometer empfinde ich aber weniger attraktiv, als durch die Wälder Südschwedens zu fahren.

In Hässleholm wurde dann bei Lidl (50 kW) geladen, nebenan stand auch noch ein EON-Lader (auch 50 kW). Die Zeit wurde gut genutzt: Brötchen bei Lidl erwerben, für 75 ct einen Kaffeepot von Biltema (skandinavischer Autozubehör- und Baumarkt) geholt, Morgenrunde mit dem Hund. Die Zeit fliegt.
Eigentlich wollte ich noch 5 – 10 Min laden und frühstücken, da kam dann aber ein etwas verzweifelter deutscher C40-Fahrer an. Seine allererste Fahrt mit einem BEV, Akku leer, der EON-Lader würde seine Lade-App nicht akzeptieren – und ihm im Nacken saß ein Diesel-Fahrer, mit dem er im Konvoi unterwegs war. Die möglichen 5 – 10 Min. Wartezeit würde ihn nach eigener Aussage aber nicht stören. Mit Blick auf meinen Ladestand, entschied mich dann aber das Feld sofort zu räumen.

Das sollte sich als nicht so weise herausstellen, die Temperaturen fielen auf 0 °C, die Strecke bis nach Växjo ist hügeliger als in meiner Erinnerung. Der Verbrauch stieg, die Reichweite sagte 2 km Rest bis zum anvisierten Ladepunkt. Ich drosselte daher die Reisegeschwindigkeit und entschied mit für einen näheren Ladepunkt in Växjö. Mit 10 km Rest kam ich an, der Wagen dankte es mir mit einer ziemlich lang anhaltenden Ladeleistung von 35,9 kWh am 300 kW-Lader. Vor Ort hieß es wieder: Biltema-Kaffee und Gassi.

Der letzte Stopp (50 kW-Lader) war der Ort Malilla. Hätte ich in Växjö noch ein paar Momente gewartet, wäre das nicht notwendig gewesen. Dort habe ich aber Lebensmittel eingekauft. Am Ende kam ich mit 50 km Restreichweite an der Hütte an.

Auch für den Schwedenteil der Reise gilt: 30 Min. der Ladezeit waren „über“. Diese wären mit einem Verbrenner nicht aufgetreten – aber eben auch nicht mit einem heutigen BEV. Der Up ist einfach ein super Auto, allerdings könnten Lautstärke und Komfort auf einer solchen Strecke höher sein und eben die Ladegeschwindigkeit. Dafür ist dieses Auto aber gar nicht gemacht bzw. damals war es einfach so. Daher sind ihm hier keine Vorwürfe zu machen. Ich sitze ja auch nicht mit einem Klappstuhl am Schreibtisch. Daher bislang ein sehr positives Zwischenfazit.

Der Verbrauch hat sich auf die Gesamtstrecke auf 14,4 kWh / 100 km eingependelt, bei 2,9 bar Reifendruck, einer akzeptablen Reisegeschwindigkeit und Bier auf der Rückbank. Bei 100 km/h o.ä. hätte ich vielleicht Seevetal skippen können. Das probiere ich eventuell beim nächsten Mal.
Auf der Autobahn war dabei mein Kredo: fahr 110, so dass niemand merkt, dass du 110 fährst. D.h. beim LKW-Überholen habe ich Gas gegeben, wenn jemand von hinten ankam, habe ich Geschwindigkeit herausgenommen und bin dann erst herausbeschleunigt.

Wichtige weitere Erkenntnis: Abseits der Autobahnen gibt es in Schweden wenige Schnelllader und dann auch i.d.R. recht langsame. Wer schneller laden kann, sollte das auf jeden Fall entsprechend filtern und so seine Route planen. AC-Lader gibt es dafür gefühlt in jedem Örtchen.

Nun nuckelt der Wagen an unserer Hütte seinen Saft.
Die elektrische Ausstattung bei Ferienhäusern ist hier immer etwas dürftig. In Schweden zahlt man je nach elektrischer Leistung des Hausanschlusses verschiedene Grundgebühren. Wir haben daher nur einen Anschluss mit 3 x 16A, die LS im Haus haben alle nur 10 A, mit 1.5 mm² Leitungen. Um das Thema etwas zu entspannen, wurde nun vom Hauptsicherungskasten ein eigener Unterverteiler, mit ausreichend Kabelquerschnitt realisiert. Dieser bietet neben einem eigenen FI-Schalter, einen mit 16A abgesicherten, dauerbelastbaren CEE-Anschluss (Campingstecker). Wenn im Haus also nicht so viele Verbraucher laufen, kann man den Ladeziegel auch mal etwas hochdrehen.

Mal schauen, wie die Rückreise wird und ob ich eventuell meine Geschwindigkeit anpassen. Nun heißt es aber erstmal Urlaub und den Rest-Schnee genießen.

Gruß
montis
Tags: Langstrecke Schweden Skandinavien Urlaub VW-e-up
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Re: Einfach Fahren und Ankommen, mit dem E-Up nach Schweden

Aldebaran
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Hallo montis!
Danke für deinen ausführlichen Bericht. Da ich plane, Anfang Mai in die Gegend von Malilla mit meinem ID3 zu fahren, habe ich deine lebendige Reisebeschreibung mit großem Interesse gelesen. Gut zu wissen, dass der 50KW Lader in Malilla funktioniert, da ja sonst in der dünn besiedelten Gegend kaum keine Chance besteht zu laden.

Schönen Urlaub! Das Wetter wird bald besser.

Grüße aus Bielefeld
Aldebaran

Re: Einfach Fahren und Ankommen, mit dem E-Up nach Schweden

montis
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Nach der entspannten und problemlosen Hinfahrt, ging es am vergangenen Wochenende wieder heim.
Von der Hütte aus startete ich mit 100 % Akku. Die milden Temperaturen und Sonne (+- 10 °C) + der Weg „runter zur Küste“ haben zu einem eindeutigen Einsparpotenzial geführt, so dass sich der Tagesverbrauch auf deutlich unter 13 kWh / 100 km eingependelt hat.

Eigentlich war eine Drei-Stopp-Strategie geplant, um die Wartezeiten im Rahmen zu halten.
Da ich morgens von der Fähre rollen sollte und direkt hinter Lübeck Frühstück und Gassi geplant hatte, benötigte ich auch keinen vollen Akku. So lief es auf zwei Stopps heraus:
1. Växjö: Dort bei Lidl am 50 kW-Lader, 24 Min., 9,7 kWh
2. Hässelholm: Ebenfalls Lidl, 40 Min., 19,5 kWh
In Schweden gibt es auch eine Lidl+-App, die Deutsche ist aber nicht kompatibel, so dass man nicht zum „Haustarif“ laden kann.
Die EnBW+-Karte war aber wieder ein zuverlässiger Partner.
Der zweite Stopp wirkt auf dem Papier unangenehm lang. Die bekannte Nahrungssuche + Gassi haben aber dazu geführt, dass der Akku voller war als geplant.

In Deutschland angekommen, haben mich vier EnBw+-Lader in Reinfeld willkommen geheißen. Eine gut nutzbare Umgebung! Es gibt Supermärkte, Fast Food und Grünflächen, nahe an der Autobahn. Frisch gestärkt + geladen und den letzten Stopp vor Augen ging es motiviert heimwärts.

Plan war der letzte Zwischenstopp in Bispingen, dort war der Akku aber noch so voll, dass es mich noch bis nach Bad Fallingbostel trieb - Ankunft mit 13 km Restreichweite. Blöd nur, dass genau vor mir ein ID.5 und ein Q4-Etron an den beiden EWEgo-Ladepunkten einparkten. Nun sollte ich verstehen, wovor einige Angst haben: Schlangen vor Ladepunkten.
Kurzer Blick in die App: Nichts im Umkreis, also warten – selbst Schuld! Nach 20 Min., als die anderen Fahrzeuge beide gerade loswollten, fiel mir dann auf, dass im 2,3 km Entfernung ein Lidl mit Charger gelegen gewesen wäre. Doppelt selbst Schuld!

Naja, was solls, wegen 20 Min. in der Sonne stehen, darf man sich nicht Ärgern, insbesondere nicht im Urlaub. Beim nächsten Mal werden größere Parks anvisiert.

Auf der A2 wurden dann noch die letzten Wattstunden aus dem Akku gezogen, das Zuhause rief - so dass beim Einbiegen in die Zielstraße gerade die Schildkröte aufploppte und am Ende ein Gesamtschnitt von 13,9 kWh aktenkundig wurden.
Nachdem der Akku daheim wieder auf Stand war, gab es für den Kleinen erstmal ein Wellnesspaket: Waschstraße, Staubsauger und Sommerreifen.

Ich hoffe, diese Reise bald mit einem größeren, moderneren Stromer wiederholen zu können.

Grüße

Re: Einfach Fahren und Ankommen, mit dem E-Up nach Schweden

montis
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Aldebaran hat geschrieben: Hallo montis!
Danke für deinen ausführlichen Bericht. Da ich plane, Anfang Mai in die Gegend von Malilla mit meinem ID3 zu fahren, habe ich deine lebendige Reisebeschreibung mit großem Interesse gelesen. Gut zu wissen, dass der 50KW Lader in Malilla funktioniert, da ja sonst in der dünn besiedelten Gegend kaum keine Chance besteht zu laden.

Schönen Urlaub! Das Wetter wird bald besser.

Grüße aus Bielefeld
Aldebaran
Hallo Aldebaran,
gefühlt gibt es in jedem größeren Ort mehrere 11 kW-Lader, aber was das Thema Schnellladen angeht, ist es wirklich schwierig. Diese Message, in Verbindung mit den überschaubaren 50 kW konnte ich offensichtlich rüberbringen. Das freut mich :-) Eine schöne Zeit in Schweden!

Re: Einfach Fahren und Ankommen, mit dem E-Up nach Schweden

montis
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Zwei Jahre später: Das Thema Elektromobilität ist keiner Rede mehr wert!!

Gleiches Reiseziel, gleicher Weg, bloß dieses Mal ein dreijähriges Kleinkind an Bord, anstatt eines Hundes. Achso – und unser E-Up hat eine Metamorphose hinter sich und nennt sich nun Cupra Born, 77 kWh.

Das Ende der Geschichte? Aus dem Landkreis Peine rollte man die 250 km nach Travemünde mit entspannter Reisegeschwindigkeit. Die 30 Min. Pufferzeit (Abfahrt 3:00 Uhr in der Früh), die für die Fahrt zur Schweden-Fähre eingeplant waren, wurden beim Ikea Lübeck an einem Pfalzwerke Schnelllader für Laden + Power Nap genutzt. Mit 96 % Akku ging es auf die Fähre und das hätte dann sowas von locker für die 350 km zum Ferienhaus gereicht.

Der Kaffeedurst (und Kakaodurst der Kleinen) haben aber dann doch zu einem Stopp in Växjö verleitet. Und Parken heißt Laden, so dass man nach einem AdHoc Ladevorgang bei OKQ8 zu 50 ct / kWh (die aktuellen Ladepreise stehen zusammen mit den Spritpreisen an der Preistafel) mit weit über 50 % SOC am Ziel ankam.

Dort war die Energieversorgung mit dem einphasigen 10A-Lader wieder sichergestellt. Notfalls hätte man auch beim Einkaufen in der nahen Ortschaft Vimmerby bei den Ladern der Müllverbrennungsanlage anzapfen können, über Vattenfall incharge: 27 ct am AC, 36 ct am 50 kW DC.

Ich sag ja, alles nicht der Rede wert. Kurze taktische Überlegungen wie die Nutzung der der o.g. Pufferzeit und ein kurzer Blick in Apps wie Chargeprice, wenn man die Anbieter nicht so gut kennt, helfen. Dies kann man aber ja auch mal eben beim letzten Toilettengang vor der Abreise checken. :-) Beim E-Up musste man das alles noch wollen, jetzt eben machen.

Achso, und die Gretchenfrage: Winterreifen, immer um die ±0 °C, meist 10 – 15 km/h zu schnell und ein weitaus hügeligeres Profil als in Norddeutschland ergeben 18 kWh / 100 km.

Beste Grüße, morgen geht es aus dem Schnee wieder in den Süden.
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