Stromverknappung und nun ?

[Talis]

Da sich die Gasspeicher aktuell schnell füllen, ist die Frage ob es sinnvoll ist jetzt noch mehr Gas zu sparen. Wenn die Speicher voll sind sind sie voll. Wohin dann Ende September mit dem gelieferten Gas, wenn noch weniger gebraucht wird als geliefert werden kann?

Ja, es ist definitiv sinnvoll (solange die Kosten für die Gas-Einsparung nicht exorbitant hoch sind).
Denn die gestrige Veröffentlichung der Gas-Umlage ist ja ein guter Indikator, wie schweineteuer derzeit die Eindeckung mit Gas vom Spotmarkt ist. Aber um diesen und den nächsten Winter möglichst gut zu überstehen, sollen die Gasspeicher zum Anfang der Kälteperiode praktisch komplett (-> >95%) gefüllt sein.

Wenn dieses Ziel frühzeitig erreicht werden sollte, muss weniger schweineteures Gas zusätzlich besorgt werden, so dass die Gas-Umlage im Idealfall gar nicht komplett ausgeschöpft werden muss und somit wieder sinken kann.

Und im Winter wird der Gasverbrauch deutlich ansteigen, so dass die Gasspeicher sich dann leeren. Sollten wir am Ende des Winters dann bei nur noch 20% landen, wird es im Winter 2023/2024 potentiell kritisch (abhängig von ein paar Faktoren, von denen viele nicht in unserer Hand liegen).

[Ioniq1234]

Naja letztes Jahr hatten wir nur 72% Speicherfüllung im November und im April 2022 noch 25%. Da dann zusätzlich Flüssgiggas zur Verfügung steht, sehe ich nicht, dass es im nächsten Winter kritischer werden sollte.

Aber Du hast Recht. Viel hängt vom Witterungsverlauf ab. Hoffen wir mal auf 2 normale - milde Winter. Für diesen Winter sagen die Wetterfrösche ja 1-2Grad zu warm vorraus. Nur bin ich sehr vosichtig bei solchen Vorhersagen.

[SüdSchwabe]

Naja, letztes Jahr hatten wir ja eine Nordstream 1, die zu 100% geliefert hat und deren Tarife relativ konstant gehalten waren.

Derzeit liefert NS1 nur zu 20% und die Lücke muss durch teure Einkäufe am Spotmarkt kompensiert werden.

SüdSchwabe.

[Ioniq1234]

@SüdSchwabe Von NS 1 feheln uns im Vergleich zum letzten Winter etwas mehr als 1TWh am Tag. Norwegen und andere liefern dafür etwa 0,5TWh mehr am Tag. Also fehlen unter dem Strich reichlich 0,5TWh am Tag oder in 180 Tagen Winterhalbjahr rund 100TWh. 50TWh haben wir zusätzlich zu 2021 in den Speichern. Der Rest muss eben eingespart werden um über den Winter zu kommen. Das erste LNG Terminal wird ab Januar mit vielleicht 10-15TWh bis Ende März nicht so viel beitragen können. Aber besser als nichts.

Im Laufe 2023 kommen weitere Terminals dazu. Dann sollte sich die Lage langsam entspannen. Wichtig wird aber auch 2023 sein, dass Gas gespart wird und die Speicher wieder zügig gefüllt werden.

Der Preis wird aber auf absehbare Zeit nicht wieder auf Vorkriegsniveau sinken, denke ich. Das gilt aber auch für Kraftstoffe.

[Talis]

Bitte nicht nur auf Nordstream 1 schauen. Auch über die Jamal-Pipeline kam bislang eine Menge Gas zu uns.
Außerdem sind unsere Nachbarländer ebenfalls auf Erdgas angewiesen, so dass es nützlich ist, wenn wir sie notfalls im Rahmen der gegenseitigen Solidarität unterstützen können (bzw. sie uns - und dort soll ja ebenfalls der Gasverbrauch reduziert werden).

[Ioniq1234]

Ok rechnen wir mal andersherum:

Im letzten Winter haben wir in D von Oktober bis März etwa 650TWh Gas verbraucht. Hierbei ist schon eine Einsparung wegen hohen Preisen dabei. In den Vorjahren waren es um die 700-800TWh je nach Witterung.
Aus Norwegen und anderen Quellen kommen derzeit etwa 3TWh am Tag. In 6 Monaten wären das 540TWh.
Wenn die Speicher voll sind, haben wir nochmal über 200TWh zur Verfügung.

Die rund 750TWh, die zur Verfügung stehen sind zwar knapp, aber wenn tatsächlich nur 650-700TWh verbraucht würden, sollte es reichen.

[muensterlaender]

Als BEV-Fahrer mit eigener Wallbox sollte man wissen, dass der Stromverbrauch zwischen 17 und 20 Uhr am höchsten ist und sich jeder fragen sollte, ob man dann unbedingt mit max. Leistung laden muss.

Sag das mal den "Unbedingt22KWWalboxhabenwoller".

Ich habe eine 22kW-WB, da wir irgendwann einen Kleinbus bekommen werden. Meine Frau konnte ich mit dem Corsa begeistern.

Bielleicht bekommen wir im Winter wie in UK schon passiert ein Ladeverbot am Nachmittag.

Mir ist es eh nicht verständlich, warum Wallboxen nicht grundsätzlich vom Netzbetreiber steuerbar sind, um Lastspitzen zu glätten. Es muss nicht jeder an seiner WB mit 11 kW oder 22 kW laden.

[excited_machine]

Strom und Frankreichs Atom-Lieferanten liegen da-nieder, wegen der Rostprobleme und auch potentiell wegen der niedrigen Wasserstände (von 56 sind nur 29 in Betrieb)
Langfristig wird anscheinend Strom zentral für das 4te Quartal an der Strombörse gebucht - Folge, in D lag der Preis bei 600 €/MW und in F bei 1055 €/MW.
Also kauft F in D massiv Strom, bisher 13 TWh, lieferte selbst magere 3 TWh.

[Martyn136]

Wenn dieses Ziel frühzeitig erreicht werden sollte, muss weniger schweineteures Gas zusätzlich besorgt werden, so dass die Gas-Umlage im Idealfall gar nicht komplett ausgeschöpft werden muss und somit wieder sinken kann.

Die Gasumulage ist eigentlich ein absoluter Nebenkriegsschauplatz der garnicht der Rede wert ist. Das sind ja lediglich 2,419 ct/KWh bzw. wenn doch noch die Mehrwertsteuer oben drauf kommt 2,879 ct/KWh.

Das Grundproblem ist eher das der Gaspreis auch ohne Umlage von so 7-9 ct/KWh Anfang des Jahres auf nun 29-32 ct/KWh explodiert ist.

[Twiker76]

Marc Friedrich spricht mit Herbert Saurugg
In youtube.
Problem im Ganzen auch in Österreich:
Jetzt ist Urlaubszeit und wenn es Herbst ist es vermutlich zu spät...