Stromverknappung und nun ?

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Re: Stromverknappung und nun ?

hgerhauser
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Der Steinkohlemarkt ist auch extrem eng. Man sieht es am Preis:

https://www.theice.com/products/243/API ... 590&span=3
(etwa eine Versechsfachung)

Ein paar Probleme gibt es auch mit dem Transport zu Kraftwerken
https://oilprice.com/Latest-Energy-News ... indle.html
(besonders die Kraftwerke in Mannheim und Karlsruhe wegen der niedrigen Wasserstände im Rhein)

Im Prinzip wäre heimische Braunkohle die beste Lösung. In der BMWK Pressemitteilung steht allerdings nur etwas von Steinkohlekraftwerken.

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downlo ... onFile&v=8

Im Anhang mit Details finden sich gerade mal 69 MW an Braunkohlekraftwerken.

Ein paar Braunkohlekraftwerke in der Sicherheitsbereitschaft könnten ans Netz gehen, aber Details sind da noch unklar:
https://www.faz.net/agenturmeldungen/dp ... 74481.html

https://www.klimareporter.de/deutschlan ... ld-zurueck

"Innerhalb von zehn Tagen sollen Braunkohleblöcke, die derzeit in der Sicherheitsbereitschaft sind, laut Gesetz Strom liefern können. Betreiber und Landespolitiker im Osten sagen jetzt: Sorry, das geht nicht. ..."
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Re: Stromverknappung und nun ?

Wintermute
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Jedes GuD ist auf Zweistoffbetrieb ausgelegt. Und natürlich bereiten sich die Industriebetriebe, die ihre GuDs brauchen, darauf vor, diese zur Not mit Erdölfraktionen zu fahren, indem sie Ihre Tanks incl. geeigneter Produkttanks mit Naphta oder Heizölen füllen.

Nur laufen diese eben nur im Notfall damit.

Natürlich ist es Dummheit, ausgerechnet die teuersten Kraftwerke auf Basis Erdölderivat-Feuerung aus der Reserve zu holen und die preiswertesten (Braunkohle) erst am ersten Oktober.

Beim Öl haben alle Großverbraucher incl. der Raffinerien sich neu orientiert: neue Kontrakte gehen nicht mehr nach Russland.

Re: Stromverknappung und nun ?

hgerhauser
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Ich befürworte den Streckbetrieb von Isar 2. Dieser ist laut Tüv Süd Gutachten ohne Neubeschaffung von Brennelementen möglich.

https://www.stmuv.bayern.de/themen/reak ... gnahme.pdf

Dabei sind aus den bestehenden Brennelementen durch den Weiterbetrieb über ein paar Monate etwa 5 TWh an Strom zu gewinnen. Genau lässt sich das nicht in Erdgas/Mineralöl umrechnen, unter anderem weil unklar ist, in wie weit auch Kohle ersetzt würde. Bei 50% Wirkungsgrad sind es 10 TWh an Brennstoff.

Interessant ist übrigens:
https://www.gruene-fraktion-muenchen.de ... antworten/
"Vor diesem Hintergrund hat sich die Fraktion Die Grünen – Rosa Liste heute für die Prüfung eines sogenannten Streckbetriebes des AKW Isar II ausgesprochen."

Zur Umrechnung des Tempolimits in Strom nehme ich 2,5 kg CO2 pro Liter als Basis. 2 Mllionen Tonnen (= 2 Milliarden kg) entsprechen demnach 800 Millionen LIter. Ein Liter hat etwa 10 kWh, d.h. 800 Million Liter entsprechen 8000 Millionen kWh, oder 8 Millionen MWh, oder 8000 GWh oder 8 TWh.

Bei der restriktiveren Handhabung des Tempolimits, bei der die Einhaltung ziemlich hart gemacht wird, reden wir über etwa das vierfache, also 32 TWh an Brennstoff.
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Re: Stromverknappung und nun ?

hgerhauser
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Wintermute hat geschrieben: Jedes GuD ist auf Zweistoffbetrieb ausgelegt.
Steht anders in der Kraftwerksliste und ist meines Wissens auch nicht so, ist aber kein wichtiger Punkt, über den man groß diskutieren muss.
Wintermute hat geschrieben: Natürlich ist es Dummheit, ausgerechnet die teuersten Kraftwerke auf Basis Erdölderivat-Feuerung aus der Reserve zu holen und die preiswertesten (Braunkohle) erst am ersten Oktober.
Vielleicht habe ich da ja etwas völlig falsch verstanden, aber anscheinend ist die Sicherheitsreserve doch eine Art Stilllegung und Betrieb nur für wenige Stunden vorgesehen gewesen. Die jetzt wieder grundlastfähig zu machen, scheint keine ganz einfache Aufgabe zu sein. Dafür scheint Personal zu fehlen und teilweise wohl auch Braunkohle.

Ich bin da jetzt auch etwas von überrascht gewesen, dass es so schwierig ist schnell mehr Braunkohle ans Netz zu bringen, scheint aber wirklich so zu sein.
Wintermute hat geschrieben: Beim Öl haben alle Großverbraucher incl. der Raffinerien sich neu orientiert: neue Kontrakte gehen nicht mehr nach Russland.
Es ist weltweit zu wenig Raffineriekapazität da, ganz besonders gilt das für Heizöl/Diesel. Dass bisher im Juli 60% der Heizöl/Dieselimporte aus Russland kommen, ist schon heftig.

Muss man das wirklich fürs Rasen auf Autobahnen vergeuden?

Es fehlt überall anders, beim Strom, bei kombinierter Wärme/Stromerzeugung, beim Warentransport, bei Bauern, bei Fischern

und Biodiesel wird auch noch mitverbrannt. Eigentlich bin ich ein großer Befürworter von Biokraftstoffen, aber in der jetzigen Situation, wo Salatöl im Supermarkt zwischen vier und fünf Euro den Liter kostet (ja ich habe schon einen Preis von 4,99 für stinknormales Sonnenblumenöl im Aldi gesehen, jetzt haben sie es wieder etwas runtergesetzt), wie kann man da weiter Biodiesel verbrennen, und das dann auch noch für gefährliche Spassraserei, ein Hobby, dass sich Deutschland als einziger Staat der Welt gönnt (überall anders gibt es ein Tempolimit, bzw. keine Autobahnen/vergleichbare Straßen, auf denen man auch schnell fahren könnte).
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Re: Stromverknappung und nun ?

Casamatteo
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Wieviele Stecker-E-Autos gibt es in Deutschland, 1 Million?
Die können meist (Tesla, VW ID, BMW i3) mit 11 kW laden, das sind 11 GW Last wenn es alle gleichzeitig machen (siehe Initiative 23:07). Leider ist das abgeben von Auto-Strom ins Netz noch lange nicht millionenfach möglich. Das einfachste wäre, vorhandene PV-Anlagen, die bei Dunkelheit nichts liefern können, ersatzweise mit DC aus Akkus zu versorgen. Dazu müssten Hersteller die bidi-Funktion freischalten, und geeignete CCS-Wallboxen den Akkustrom entnehmen. Damit können in einigen Monaten einige Megawatt, bald Gigawatt bereitgestellt werden. Zwar kann ein Auto-Akku nur einige Stunden bis zu 11 kW abgeben, aber immerhin.

Und es müssten ordentlich Windräder gebaut werden damit auch im Winter mehr Strom kommen kann als bisher. In den Jahren 2014 bis 2017 hatte Deutschland um die 4 GW Zubau jährlich, das ist seit 2018 komplett eingebrochen (worden).

Re: Stromverknappung und nun ?

Wintermute
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@hgerhauser
Zu deiner Info die Auslastung der Deutschen Raffinerien in 2021: https://www.eek-energy.com/nachrichten/ ... rjahr.html

Bei Vollauslastung wären 20% mehr Produktion im Vergleich zu 2021 drin. An Kapazitäten scheitert eine Versorgung nun wirklich nicht. Zusätzliche Rohstoffe können auch über das Nato-Pipeline System (das in weiten Teilen eh seit Jahren für dual use offen ist) zugeliefert werden. Und werden auch. Soweit es Industrieunternehmen betrifft. Wieso staatlicherseits kein zusätzlicher Import von Rohöl (insbesondere über die Alpenschiene aus dem Mittelmeerraum) forciert wird, könnte ich nur spekulieren, habe dazu aber eine eindeutige Meinung, die auch durch die lächerlich geringe %-tuale Freigabe der Strategischen Ölreserve durch die Regierung gestützt wird.

Öl ist kein Problem. Wenn man das will........

Re: Stromverknappung und nun ?

hgerhauser
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@Wintermute

Du siehst die enorme Knappheit sehr deutlich an der Marge der Raffinerien:

https://www.syzgroup.com/sites/default/ ... k=OSQK7j-L

Die ist geradezu explodiert und das obwohl Europa bisher weiter russischen Diesel importiert.

Folgende Gründe gibt es:

1. Die Auslastung der Raffinerien kann nicht so ohne weiteres gegen 100% getrieben werden. Es gibt immer Ausfälle:
https://www.dasfazit.at/nachrichten/wir ... /5249.html

2. Öl ist nicht gleich Öl, besonders wichtig sind die Dichte und der Schwefelgehalt, heavy sour bezeichnet schwefelhaltige Schweröle. Diese erfordern mehr Aufwand für die Raffinierung, insbesondere wird hier Wasserstoff eingesetzt und dieser in Deutschland vor allem aus Erdgas gewonnen. Das setzt europäische Raffinerien unter besonderen Druck.

3. Die Produktpalette für das Fass Öl kann etwas angepasst werden, dies hat aber Grenzen. Zur Zeit ist besonders Diesel/Heizöl knapp, das gilt weltweit, aber ganz besonders für Europa. Ein Ersatz der russischen Importe für Diesel/Heizöl ist besonders schwierig. Eine schwere Rezession mit entsprechend reduziertem Bedarf für LKW würde helfen. Ist das wirklich so wünschenswert, damit deutsche Raser gegen jede Vernunft weiter rasen können? Wieso kann der ganze Rest der Welt ohne diese "Freiheit" leben?

Was die strategischen Ölreserven angeht. Gerade die USA schmeißen da heftigst in den Markt. Man kann meiner Meinung nach fragen, ob man die Reserven nicht vielleicht doch besser für einen noch ernsteren Notfall aufheben sollte. Stell dir mal vor, dass jetzt auch noch Saudi Arabien und Iran einen Krieg anfangen. Da ist dann Diesel ganz schnell bei 10 Euro pro Liter oder gar nicht mehr verfügbar (Deutschland hat fast keine eigene Erdölproduktion, so mal zur Erinnerung wie abhängig wir da von Importen sind).
Die USA könnten in so einer Situation dank hoher eigener Produktion relativ einfach ohne Importe auskommen, Deutschland nicht. Von daher ist es absolut sinnvoll, wenn hier nicht die letzte Notreserve vergeudet wird, weil man das tanken billig halten will, unter anderem, um das vergeuden von knappem Diesel mit sinnloser Raserei auf den Autobahnen bezahlbar zu halten.
.
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Re: Stromverknappung und nun ?

Wintermute
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Zu deiner Info:

https://www.bundesnetzagentur.de/Shared ... onFile&v=3

Möcht ich jetzt hier nicht werten, bis auf zwei Bemerkungen dazu:
zu Tabelle 1: ich nehme Wetten an, daß die Kosten mehr als das Dreifache der ohnehin schon sehr hohen Kosten in 2021 betragen werden
zu Tabellen 15/16: als wir das gelesen haben, haben wir spontan unseren Vorrat an Treibstoff für unser privates Notstromaggregat verdoppelt. Die setzen allen Ernstes voll auf Erdgas als Grundlast und Ersatzkraftwerke.

Re: Stromverknappung und nun ?

panoptikum
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Casamatteo hat geschrieben: Das einfachste wäre, vorhandene PV-Anlagen, die bei Dunkelheit nichts liefern können, ersatzweise mit DC aus Akkus zu versorgen. Dazu müssten Hersteller die bidi-Funktion freischalten, und geeignete CCS-Wallboxen den Akkustrom entnehmen. Damit können in einigen Monaten einige Megawatt, bald Gigawatt bereitgestellt werden. Zwar kann ein Auto-Akku nur einige Stunden bis zu 11 kW abgeben, aber immerhin.
Da bei bidirektionalem Laden ein Ladehub von vielleicht 20% (60%-80%) verwendet wird, ist dies bei 11 kW in ca. 1(!) bis max. 2 Stunden aus der Batterie entladen. Von wegen einige(!) Stunden.

Die BiDi-Funktion ist nur zum Abfangen der kurzzeitigen Spitzen geeignet, nicht zum Überbrücken der fehlenden PV in der Nacht.
Renault Zoe Intens (Q210, BJ 03/2013 F-Import)
Renault Zoe Intens Complete R135 ZE50 + CCS + NBA + Einparkassistent
NRGkick 22kW BT 7,5 m

Re: Stromverknappung und nun ?

Jupp78
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hgerhauser hat geschrieben: Der Steinkohlemarkt ist auch extrem eng. Man sieht es am Preis:
Überall sehen wir das, weil wir in eine massive Energiekrise rein laufen im Winter. Sage ich seit Wochen. Energieträger sind austauschbar, in einem gewissen Maß und genau das wird passieren. Aber die Kapazitäten für die Alternativen wachsen auch nicht auf Bäumen. Ja, Putin wird all sein Gas und Öl nicht sofort woanders los werden, aber das bedeutet einfach weltweite Knappheit, ganz besonders in Deutschland und da, wo man es sich eh schon schwer leisten kann. Noch sehen wir "nur" steigende Preise. Aber irgendwann wird das alles explodieren. Ein bisschen kälter geht, einen Pullover anziehen auch, aber diese Geschichten werden nicht reichen.
Deutschland war ein reiches Land und das wird nicht nur ein kalter Winter (sofern die Randbedingungen so bleiben).
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