Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

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Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

VolleKanneElektro
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Einen schönen guten Morgen liebe Elektroauto-Fans,

ich bin neu hier im Forum und habe eine Frage, die ich im Zusammenhang mit meiner Studienarbeit stellen und mir mal eure Meinungen einholen würde.

Wie jeder weiß, ist Tesla der Spitzenreiter, wenn es um das Thema Elektromobilität geht und auch China holt sehr schnell auf, obwohl deutsche Automobilhersteller einen weltweit guten Ruf genießen, wenn es generell um das Thema Auto geht.

Mich würde mal von euch interessieren:
Warum haben eurer Meinung nach die deutschen Automobilhersteller den Sprung vom Verbrenner zum Elektroauto verpasst bzw. so spät erst reagiert? Oder stimmt das nicht und ihr seid überzeugt davon, dass es der richtige Zeitpunkt ist?

Grüße,
VolleKanneElektro
Tags: Elektroauto Mercedes Tesla Volkswagen bmw elektromobilitaet
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Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

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Mal nicht durch die rosa-rote E-Brille betrachtet:
Wenn die Nachfrage bei e-Autos über 50% liegen würde, könnte man behaupten die Deutschen (und Japaner usw) haben den Sprung verpasst. Weltweit ist aber der Anteil an e-Autos so gering, das ich behaupten würde, das die Hersteller jetzt genau richtig anfangen dem Trend zu folgen.
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Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

LeakMunde
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VolleKanneElektro hat geschrieben: Warum haben eurer Meinung nach die deutschen Automobilhersteller den Sprung vom Verbrenner zum Elektroauto verpasst bzw. so spät erst reagiert?
Eine recht provokanter erster Fragenteil. Statt dem Warum sollte vielleicht erst mal das Was kommen. Also was haben die deutschen Hersteller vermeintlich verpasst?
Der Porsche Taycan hat viele neue Bestwerte im kommerziellen PKW Bereich gesetzt. Der Mercedes EQS wird wohl auch neue Bestmarken setzen.

Die Frage nach dem Zeitpunkt ist hingegen einfach zu beantworten. Die EU Regeln zu CO2 Flottengrenzwerten geben das vor.
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Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

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Bei der Dieseltechnologie waren die Deutschen Hersteller nicht zu schlagen. Alles war darauf ausgerichtet, den Weltmarkt mit dem Technologie Vorsprung zu halten und aus zu bauen. Es war (ist?) unmöglich ohne technischem Wissen und technologischer Erfahrung ein Fahrzeug auf die Strasse zu bringen, neue Fahrzeughersteller daher nicht zu erwarten, einfach unmöglich.

Alle die Fahrzeughersteller die von einmal doch versuchen ein Fahrzeug von Null weg zu bauen, lassen den Verbrennungsmotor links liegen, haben aber auch keine Altlast diesen weiter Verkaufen zu wollen oder müssen.

Wenn China (oder die Türkei) sich vornehmen die Automobilindustrie zu erobern, ein eigenes Fahrzeug auf die Beine zu stellen dann geht das nur Elektrisch oder gar nicht, und so erklären sich Tesla, Togg, GreatWall... aus dem Nichts. Das war vor 10 Jahren nicht denkbar. Daher war es für die deutsche Autoindustrie klar, solange die keine elektrischen Fahrzeuge bauen, macht es keiner, und so lange bleibt man Marktführer mit der uneinholbaren Technologie des modernen Diesel Motors.

Das dies ein Trugschluss war ist jetzt fast allen klar geworden (außer BMW vielleicht). Aber es ist nichts verloren, weil natürlich die deutschen Fahrzeughersteller haben alles was man braucht: einen großen Namen, treue Kundschaft, viel Geld, und vor allem das Wissen wie man ein Fahrzeug baut. Der Elektromotor ist da das kleinste Problem. Daher ist es verständlich an dem Moment an dem man erkennt, sein technologischer Vorsprung könnte von heute auf Morgen weg fallen, weil das Herz des Produktes nicht mehr benötigt wird, dass man nun auch in diesen Markt einsteigt.

Wenn wir nun versuchen in die Zukunft zu blicken, wäre frühestens 2030 dass Elektrofahrzeuge 50% des Verkaufes ausmachen, eher aber erst 2035. Diese Prognosen sind es aber, die die (fast alle) deutschen Automobilhersteller dazu bringen die Schubladen zu öffnen, wo die Pläne für Elektrofahrzeuge schon gewartet haben. Der plötzliche Tod des Dieselmotors hat aber sicher auch seines dazu beigetragen, genauso wie die Weltweite Klimadiskussion.

Audi hat den eTron für 2015 angekündigt gehabt, meinte dann aber, die Batterie ist nicht dort wo man erwartet hat und hat die Serie abgesagt. Damals wurde Audi der Ankündigungsweltmeister genannt. Trotzdem sieht am schön, Technologie ist entwickelt, hat sich aber 2015 noch nicht so recht ausgezahlt. Ob es mögloch gewesen wäre, mit den Batterien von 2015 einen eTron zu bauen? Wir werden es nie erfahren. Tatsache ist, Tesla hat es können. Aber der Diesel war noch viel zu wichtig für Audi und Co.

Ob nun die deutsche Automobilindustrie so lange blockiert hat wie möglich oder ob diese den perfekten Zeitpunkt für den Einstieg gewählt hat wird vielleicht irgendwann einmal die Geschichte zeigen. Tatsache ist auf jeden Fall, durch den Elektromotor sind die Karten neu gemischt und es muss jetzt gehandelt werden um neue Fahrzeughersteller so gut es geht zu verhindern.
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Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

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LeakMunde hat geschrieben: Die Frage nach dem Zeitpunkt ist hingegen einfach zu beantworten. Die EU Regeln zu CO2 Flottengrenzwerten geben das vor.
Nicht ganz so einfach, die EU Regeln zu Flottengrenzwerten wurde von der Automobilindustrie immer auf das nötigste gedrückt. Noch heute werden Elektrofahrzeuge einfach nicht produziert wenn das Flottenziel erreicht ist, E-Fahrzeuge könnte man viel mehr bauen, aber die Flottenziele alleine kann man mit PHEV genauso erreichen. (am Papier).
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Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

VolleKanneElektro
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LeakMunde hat geschrieben:
Der Porsche Taycan hat viele neue Bestwerte im kommerziellen PKW Bereich gesetzt. Der Mercedes EQS wird wohl auch neue Bestmarken setzen.
Aber deuten Sie diese neuen Modelle von Porsche und Mercedes als Reaktion auf die Kritik oder ist man tatsächlich aufgrund der Entwicklung jetzt erst bereit, diese Autos auf den Markt zu bringen (abgesehen von den Bestwerten)?

Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

Helfried
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Die deutschen Hersteller haben lange Zeit geglaubt, dass Tesla es nicht schafft ("nächste Woche sind sie tot"). Erst als das Gegenteil klarer war, mussten sie etwas tun. Dies geschieht derzeit immer noch wenig ambitioniert (Stichwort Software-Desaster bei Volkswagen, Markenpolitik bei BMW), doch bei insgesamt geringem Marktvolumen bei E-Autos ist noch nichts verloren. Immerhin gibt es vermutlich viele Millionen Menschen, die in Gegenden leben, wo sie noch nie in ihrem Leben eine Ladesäule gesehen haben. Diese Märkte werden weiterhin mit Verbrenner-Autos bedient.

Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

LeakMunde
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AbRiNgOi hat geschrieben: Noch heute werden Elektrofahrzeuge einfach nicht produziert wenn das Flottenziel erreicht ist.
Das spricht doch für meine Behauptung, dass das größere Angebot an Elektroautos maßgeblich durch die Flottengrenzwerte angeregt wurde.
VolleKanneElektro hat geschrieben: Aber deuten Sie diese neuen Modelle von Porsche und Mercedes als Reaktion auf die Kritik oder ist man tatsächlich aufgrund der Entwicklung jetzt erst bereit, diese Autos auf den Markt zu bringen?
Hersteller produzieren Autos üblicherweise um am Ende des Jahres durch den Verkauf einen Gewinn auszuweisen. Die Verkaufszahlen des Taycan lassen erahnen, dass das mit diesem Modell auch funktioniert. Die Entscheidung eines Herstellers ein neues BEV auf den Markt zu bringen ist heute natürlich nicht mehr so mutig wie vor einigen Jahren. Das liegt maßgeblich an besserer verfügbarer Technik.
Als BMW 2013 mit dem i3 raus kam (Teslas Model S ein Jahr davor) sah das noch anders aus. An diesem Modell kann man auch gut den technischen Fortschritt erkennen. Die Kapazität des Akkus ist nun doppelt so groß, wie beim Verkaufsbeginn.
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Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

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Es ging um den Zeitpunkt wie von dir angesprochen. Der wird von der Industrie durch Lobbyisten vorgegeben und nicht umgekehrt. Daher auch die PHEV.
Daher bauen die Deutschen ihre BEV erst wenn die ausländische Konkurrenz das erzwingt.
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Re: Warum haben deutsche Automobilhersteller den Sprung verpasst?

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Der Zeitpunkt für den Anstieg der BEV-Zahlen in Deutschland ergibt sich aus einer Kombination von Vorgaben der EU, Förderung durch den Staat und Dieseldesaster. Die deutschen Hersteller werden nur so viele BEV bauen, wie sie unbedingt müssen, um die Flottenziele einzuhalten. Mit Verbrennungsmotoren ist ungleich mehr Geld zu verdienen. Daher auch die PHEV-Schwemme. PHEV werden erst dann auf eine sinnvolle (geringere) Absatzmenge kommen, wenn der Staat die Förderung hierfür an den Nachweis koppelt, dass die Wagen wirklich hauptsächlich elektrisch gefahren werden.

Die deutschen Hersteller haben also nichts verpasst, sondern sie tun nur das, wozu sie gezwungen werden (vom Staat oder finanziell).
Zoé Zen, 07/2013 bis 08/2020. 3/18: Akku-Upgrade auf 41 kWh. Wallbox 11 kW. Kia e-Niro Vision 64 kWh seit Juli 2020.
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