E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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Viel gings nun ums Stromnetz, EE-Eigenversorgung, wie sich das und ob sich das auf's Netz auswirkt.

Eine erklärbare Prognose jedoch, wo wir 2035 laden könnten/werden, konnten wir bislang nicht abgeben - im Raum stehen Werte zwischen 50 bis 240g CO2/kWh.

Wenn man den Mittelwert aus möglichst vielen "fundierteren" Schätzungen nimmt, kommt man am Ende sehr nah bei dem raus, was tatsächlich vorliegt ("Prinzip des Mittelmaßes"). Lägen wir dann bei 150g CO2/kWh, spiegelt das die Realität am besten wieder?

Um wirklich über Nachhaltigkeit zu sprechen, ist das ein sehr wichtiger Wert, den wir wissen müssen.

eMobilität wird gern dazu genutzt, zu sagen oder zu denken "ich tue dem Planeten damit etwas gutes!", "ich helfe dabei mit, das Klima zu schützen!".

Real betrachtet ist die Situation folgende: Wie sind in einer Raucherkneipe, die einen siehen 6 Zigaretten pro Stunde durch, wieder andere 4 und manche nur 3. Jetzt beschweren die "Wenigraucher" über das "schädliche Verhalten" der "übrigen Raucher". Genau das ist der Punkt beim Thema Nachhaltigkeit.

Wir versuchen unseren sinnbildlichen "Tabakkonsum" oder Energiekonsum (und damit verbunden CO2-Wert), derzeitig so schön zu reden, dass wir annehmen "Ja aber in Zukunft, da haben wie Tabak vom Bio-Bauern!", wann das aber sein wird und zu welchem Grad, weiß keiner so recht.

Keiner scheint derzeitig zu wissen, ab welchen Zeitpunkt ein BEV praktisch CO2-frei fährt und wann die publizierten 80% CO2-Einsparung zum Tragen kommen.

Wenn wir so argumentieren, "in Zukunft zahle es sich auf jeden Fall aus!", kann man das gleiche Argument auch für eFuels nehmen (die ich in der Massenanwendung unsinnig finde) - es trifft exakt den gleichen Punkt.

---

@hgerhauser Also erstens "propagiere" ich keine HEV Pkw oder andere Verbrennungstechnologies, ich weiße auf den sehr kleinen CO2-Vorteil des BEVs hin, das ist mein Punkt.

Dann der zweite Punkt: Wenn man nach dem Energieverbrauch von Containerschiffen schaut, spuckt die bekannteste Suchmaschine folgendes aus "312 Tonnen Treibstoff in 24 Stunden" für ein mittelgroßes Schiff (CPO Toulon). Die Motoren arbeiten mit 50% Wirkungsgrad, Schweröl hat wohl einen Heizwert von 11 kWh/kg - entsprechend groß müssten Batterien sein, um diese Energiemenge pro Tag zu ersetzten.
Gehen wir von einem e-Antriebswirkungsgrad von 90% aus, so bräuchten wir noch den Energiewert von 173t Schweröl oder 1.906 MWh, bzw. 1,9GWh, jeden Tag.

Wie will ich diese Energiemenge bitte innerhalb einer Stunde aufladen, mit welcher Technik, welchen Kabeln, wievielen Kabeln?

Das größte deutsche AKW (Isar 2) hat wohl eine Leistung 1,4GW.

Jetzt müsste man bei 25kn (46km/h) alle 1.100km eine solche "Ladestation" aufbauen. Von Shanghai nach Rotterdam sinds über den Seeweg, etwa 19.000km.

Manche Bereiche lassen sich nicht so schnell elektrifizieren, wie man aus dem schnellen Gedanken heraus gern hätte.

Verweis:
https://www.faz.net/aktuell/technik-mot ... 27095.html
https://classic.searoutes.com/portdista ... code=CNSHA
Der Widerwille jemandem zuzuhören, beruht auf der Angst, die eigene Meinung zu ändern.
(c) Carl Rogers
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Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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Es geht nicht darum auf Teufel komm raus zu elektrifizieren.
Es geht darum den CO2 Ausstoss zu reduzieren,
Was mit einem Gasmotor z.B. auf einem Schiff recht gut funktioniert.
Ne Ladestation alle 1.100 Kilometer und wegen nem Sturm hat man mehr verbraucht.
Bleiben wir vielleicht am Boden der Realität?
Diverse E Fahrzeuge von 18 bis 90 Kwh.

Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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adauris hat geschrieben: Wenn wir so argumentieren, "in Zukunft zahle es sich auf jeden Fall aus!", kann man das gleiche Argument auch für eFuels nehmen (die ich in der Massenanwendung unsinnig finde) - es trifft exakt den gleichen Punkt.
.
Da e-fuels in der Massenanwendung - wie Du selbst es ja auch (emp-)findest unsinnig sind, Strom jedoch (anscheinend auch nach Deiner Auffassung) nicht, kann man eben nicht für beides gleich argumentieren.
Gruß
Werner
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Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

hgerhauser
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adauris hat geschrieben:
Wenn wir so argumentieren, "in Zukunft zahle es sich auf jeden Fall aus!", kann man das gleiche Argument auch für eFuels nehmen (die ich in der Massenanwendung unsinnig finde) - es trifft exakt den gleichen Punkt.
Bei Elektroautos hat man unter sehr ungünstigen Umständen und Annahmen etwa Gleichstand, bei Efuels hat man leider massivste Emissionssteigerungen.

Wenn man in Saudi Arabien mit Efuels anfängt und gleichzeitig noch Erdöl in alten Kraftwerken verbrennt

https://npolicy.org/Articles/March%2020 ... _Feb18.pdf
Figure 6, Ölkraftwerke haben einen Wirkungsgrad in Saudi Arabien von 31%

bedeutet die Efuelsroute sieben mal höhere Emissionen als die Alternative (PV Strom ersetzt Erdölstrom und wir verbrennen weiter fossilen Diesel), und das unter hohem Kapitaleinsatz. Würde man den auch noch einrechnen, also für das Kapital, welches für Elektrolyseure und Efuelsfabriken gebraucht wird, annehmen, dass es stattdessen in mehr PV gesteckt wird, würde ich vermuten, dass das in Richtung eines Faktors 15 geht.

Das dreht sich natürlich auch bei Efuels irgendwann, wenn genug PV ausgebaut ist, um erstmal die Erdölkraftwerke zu ersetzen und dann die Erdgaskraftwerke. Und auch bei Efuels braucht man einen Hochlauf.
adauris hat geschrieben:
Dann der zweite Punkt: Wenn man nach dem Energieverbrauch von Containerschiffen schaut, ... 1,9GWh, jeden Tag.

Wie will ich diese Energiemenge bitte innerhalb einer Stunde aufladen, mit welcher Technik, welchen Kabeln, wievielen Kabeln?
Nordlink hat eine Dicke von 13 cm und ist Gleichstrom. So ein Kabel bräuchte man dann.

https://www.kfw.de/stories/umwelt/erneu ... %96lpapier.

Die weltweite Containerkapazität ist etwa
https://www.isl.org/index.php/de/news/k ... ekordwerte

23 Millionen TEU

Die 12552 der Toulon sind davon etwas mehr als ein Zweitausenstel und Deutschland ist etwa 1% der Weltbevölkerung und dürfte so um die 2% der weltweiten Containerflotte brauchen, sprich 2000/50 = 40 Toulons. Nutzt man die Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h aus, bräuchte man etwa 2 Nordlinkkabel im Dauereinsatz.

Auf die 1000 km komme ich mit der Annahme, dass das Gewicht der Batterie ähnlich hoch ist bei etwa 1/40 der Energiedichte (die Toulon hat eine Reichweite in der Größenordnung von 40000 km, da sie 11500 Tonnen Schweröl an Bord hat). Mit einem Gesamtgewicht des Schiffs heute von 187000 Tonnen könnte man etwas mehr an Batterie unterbringen, aber nicht genug für 40000 km Reichweite.

Ich denke, dass Wechselbatterien mehr Flexibilität bieten würden, also Akkuschiffe, die man an die Containerschiffe oder Offshorewind andocken kann. Das würde schonmal die benötigte Übertragungsleistung senken.

Die Herausforderungen sind sicher hoch, die Infrastrukturanforderungen für ähnlich flexiblen Betrieb wie heute auch.

Ammoniak wird öfter als Alternative genannt. Da hat man etwas weniger als die halbe Energiedichte von Schweröl, aber 20000 km Reichweite für eine 19000 km Strecke ist sicher leichter zu handeln als 1000 km. Muss man halt bei Ammoniak gegebenenfalls mal etwas langsamer fahren oder einen Zwischenstop einlegen.

Bei den ganz großen Schiffen ist vielleicht erst mal gar nichts tun tatsächlich die beste Alternative.

Für kleinere Containerschiffe auf Verteilerrouten (also von Los Angeles die Küste lang, oder von Hamburg nach London und so) gibt es ernsthafte Vorschläge mit Wechselbatteriecontainern:
https://cleantechnica.com/2022/03/18/fl ... -shipping/

Nochmal eine Nummer kleiner, aber dafür schon im Betrieb:
https://electrek.co/2021/09/06/check-ou ... batteries/
heikoheiko.blogspot.com

Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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"Geld regiert die Welt", und als für das Jahr 2000 der "Peak Oil" (=Erdölfördermaximum) ausgerufen wurde, hab ich mich gefreut, denn wenn Erdöl teurer wird haben regenerative Energien auch ohne Förderung eine Chance. Obwohl so einfach ist es nun auch wieder nicht, denn leider importieren die "Umweltschützer" lieber Energie (fossile Brennstoffe und elektrische Energie) aus dem Ausland, als ihre Umwelt vor ihrer Haustür mit Stauseen, Windkraftwerken und Hochspannungsleitungen zu "verunstalten". :wand:
Nun hatten wir jedoch die Fracking-Revolution in den USA, und Erdöl wird daher noch lange Zeit billig bleiben. (Die momentanen hohen Preise in der EU entstehen, weil der Euro im Verhältnis zum Doller seit Jahresbeginn um 20% nachgegeben hat.) Erdgasleitungen wurden gebaut um das, bis vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, noch billigere Erdgas von Russland bis zur Haustür der "Umweltschützer" zu bringen. Konsequenz: Wir kaufen in Panik das überteuerte russische Erdgas, und finanzieren damit den russischen Angriffskrieg, und nebenbei reaktivieren wir in Ö noch die Kohlekraftwerke. :wand:

Deshalb habe ich ja im vorigen Beitrag schon geschrieben, dass in einer Demokratie Änderungen nur vom Volk, also von jedem Einzelnen von uns ausgehen müssen!
Oder wie es Mahatma Gandhi sagte:
"Sei du selbst die Veränderung, die du dir für die Welt wünscht."

:back to topic:
Frage:
"E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?"
Kurzantwort:
So nachhaltig wie die Stromproduktion ist!
Lange Antwort:
Seit der EU Strommarktliberalisierung kann sich jeder seinen Stromanbieter frei wählen!
Wenn er sich die Mühe macht sich zu erkundigen ob der Stromanbieter ein "echter" Ökostromanbieter ist, also nicht nur Ökostrom verkauft sondern auch neue Ökostromkraftwerke errichtet, dann ist E-Mobilität nachhaltig. Wenn man möchte kann man sich auch selbst eine PV-Anlage errichten oder sein Geld in Bürgerbeteiligungsprojekte zur Errichtung von neuen regenerativen Kraftwerken (oder wem das zu mühsam ist an ETFs für Green Energy) investieren. Idealisten können sich auch in Umweltschutzorganisationen engagieren. Wenn man Leidensfähig ist, dann kann man sich auch für ein politisches Amt bewerben, und dann Versuchen gegen den Mainstream vernünftige Entscheidungen durchzusetzen.
Renault ZOE Intens Q210 ab 9/2014, Fiat 500e 3+1 42kWh ab 2/2024
Phasen der Markteinführung des Elektroautos
Klimakatastrophe-Vom Wissen zum Handeln

Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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adauris hat geschrieben: Real betrachtet ist die Situation folgende: Wie sind in einer Raucherkneipe, die einen siehen 6 Zigaretten pro Stunde durch, wieder andere 4 und manche nur 3. Jetzt beschweren die "Wenigraucher" über das "schädliche Verhalten" der "übrigen Raucher". Genau das ist der Punkt beim Thema Nachhaltigkeit.
Ist das nicht ein Vergleich von Verbrennern ? Die alle mit dem gleichen fossilen Treibstoff Tabak "fahren". Nur der Verbrauch ist unterschiedlich ?
Oder "fährt" der 6er nur Tabak, der 5er zwei Tabakzigaretten + drei E-Zigaretten und der 3er nur E-Zigarette ?

Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

Jupp78
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hgerhauser hat geschrieben:
https://www.gov.uk/government/news/bigg ... ssil-fuels

Im Vereinigten Königreich scheint es keine Probleme zu geben, die nötige Kapazität per Ausschreibung zu bekommen, 11 GW sind gerade in der (ab jetzt jährlichen) CfD Auktion erfolgreich gewesen. Offshore Wind war am erfolgreichsten mit 7 GW, und das zu etwa 4 Cent pro kWh.

Dass in Deutschland einiges nicht gut läuft, stimmt natürlich, man denke nur an Bayern.

https://www.zeit.de/2022/27/energiewend ... -windkraft

"Deutschland stemmt die energiepolitische Zeitenwende. Außer in Bayern. Dort wurden in diesem Jahr null Windräder gebaut."
Naja, du darfst nicht vergessen, in UK läuft angeblich auch alles viel schlechter, weil die doch aus der EU raus sind.

Nein, es werden auch in Zukunft keine Windräder massiv zugebaut werden. Wenn es keine Firmen gibt, die das in entsprechender Kapazität machen können und wollen, dann liegt das nicht daran, dass man sich dagegen stemmt, sondern einfach weil es kein politisches Wünsch-Dir-Was ist. Und Bayern ist eh standorttechnisch nicht beliebt, einfach weil der Wind da vergleichsweise schwach weht.

Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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Fleischersatz ist die beste Klimaschutzmaßnahme
durch Investitionen in pflanzliche Fleischalternativen, beispielsweise Sojaprodukte, lässt sich dreimal mehr Treibhausgas einsparen als durch klimafreundlichere Prozesse in der Zementindustrie, berichtet der »Guardian« . Im Vergleich zu klimafreundlicheren und besser gedämmten Gebäuden fällt die Bilanz von Fleischersatzprodukten siebenmal besser aus, gegenüber emissionsfreien Fahrzeugen liegt der Faktor sogar bei elf.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/men ... 5b02ebd56d

Der durchnittliche vegetarische Dieselfahrer schützt demnach das Klima mehr als der carnivorische Elektroautofahrer
Sollte man bedenken beim Neukauf eines Autos. Eine Ernährungsumstellung ist gesünder, spart viel Geld und schützt das Klima bis um den Faktor elf besser als ein EV👍 –> Wir brauchen einen hohe Malus auf Fleischprodukte
Koexistenz ist ein Fremdwort im menschlichen Sprachschatz ideologisch verblendeter Irrlichter
https://youtu.be/DzcEkdApqWw?si=_JnExjBh2MJn6KeY

Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

Jupp78
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Wir brauchen einen hohen Malus auf jeden kalorischen Umsatz. Direktes Ableben wäre also die Lösung. Da geht vom Faktor ganz weit nach oben, nur das Krematorium muss noch ran.

Die Menschheit hat eines nicht im Griff und das ist die Überbevölkerung des Planeten. Ich habe auch keine Hoffnung, dass das die Menschheit in den Griff bekommen wird, also wird es die Natur regeln (grausam, aber sie wird es tun ... und die fragt auch nicht nach Menschenrechten).

Re: E-Mobilität - Wie nachhaltig ist sie wirklich?

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Mit anderen Wort hat Herr Lesch das auch so gesagt. Man weiß was allen in D zu tun ist.
Alle müssen es tun. Weltweit. Bis 2035 klimaneutral sonst ist der Zug abgefahren.
Wenn man 120kWh primärenergiebedarf pro Tag und Person in D ausgeht und der mehrbedarf für die Umstellung auf E rund 4kWh beträgt ist es wohl immer noch nicht nachhaltig genug.
Twike 676 seit 2001, EVT4000e seit 2005, Mia electric 12kWh seit 2013, Twizy life 2018 bis Mai 2019, Tesla Model S 85 zusammen mit Familie seit 2018, Mia electric 8kWh seit 2019
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