Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

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Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

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  • mlie
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Reicht ja schon, wenn Anschlüsse nicht passen, weil ein lokales Busunternehmen sich vollkommen verwundert fragt, warum die deutsche Bahn Ihren Fahrplan nicht an einen Mobilitätsdienstleister mit 30 Bussen oder so anpassen möchte...
Schon geil, Züge kommen stündlich um x:22 Uhr und x:30 Uhr, Bus fährt um x:28 Uhr.
Oder in Celle: Der ZOB ist nicht wie ÜBERALL am Bahnhof, sondern im belanglosen Nirgendwo (Schlossplatz) ist und man muss also für eine einfache Fahrt von 5km 1x extra mit dem Bus umsteigen und im Regen warten, wo man in jeder anderen Stadt einfach strahlenförmig vom ZOB losfährt und sitzenbleibt bis zum Ziel.
Wird noch getoppt durch den Quatsch, dass man vom Bahnhof zur Haltestelle locker 3-5 Minuten braucht, der Bus um x:09 Uhr abfährt - der Zug um x:07 planmässig, praktisch jedoch eher um x:10 Uhr ankommt. Merkt ihr was? Man hat -6 Minuten Zeit zum Umsteigen, muss also mindestens Teleportieren. Nur, wer Teleportieren kann, wer tut sich dann noch ÖPNV an?

Der nächste Bus in den 11km entfernten Nachbarort fährt dann ne Stunde später, und am Celler Bahnhof möchte man sich nicht freiwillig länger aufhalten, 50 Minuten schon gar nicht - weil die Polizei und Stadt da nix im Griff hat.

Praktisches Beispiel meiner Frau und aller in Hannover arbeitenden Bürger hier in einer durchaus guten Ortslage (abzüglich ÖPNV, den braucht/nutzt so halt keiner):
Arbeitsende wegen S-Bahnfahrt um 16:10,
Abfahrt Hannover 16:40 Uhr
Ankunft Celle HBhf 17:10; Busabfahrt 17:09->
nächster Bus um 18:09,
Ankunft im Ort: 18:28 Uhr,
Ankunft zu Hause 18:40 Uhr.
Wegen dieser Fehlplanung (der Bus müsste nur um x:18 Uhr fahren!) ist die Fahrzeit für EINE Richtung 2,5 Stunden. Mit Auto ab Zugankunft 10 Minuten nach Hause, mit Auto komplett nach Hannover rein: 40-45 Minuten. Also pro Tag im Wurst-Käse-Fall 2x1,5 Stunden extra mit ÖPNV für 200€/Monat weniger. Dass man im Bus für eine spontane Mitfahrt nicht mal wie heute üblich mit Kreditkarte bezahlen kann, ist dann auch egal...

Fazit der letzten 25 Jahre: ÖPNV ausserhalb von S- und U-Bahnversorgten Gebieten ist ein gescheitertes soziales Experiment, wieweit Leute bereit sind, sich massiv in Komfort und Flexibilität einzuschränken für einen minimalen finanziellen Vorteil. Solange die Angebote massiv am tatsächlichen Bedarf vorbeigeplant werden, kann das nichts werden und den minimalen persönlichen Luxus, den das eigene Auto auf dem Hof bietet, gibt man so unter keinen Umständen auf.
Gerade Züge werden ja anscheinend von Menschenhassern entwickelt - wozu sind überall im Metronom zu enge "Zweier"bänke, wo praktisch nur 1,6 Personen raufpassen, wenn doch 97% der Pendler eher alleine pendeln. Da wäre doch eine Armee von Einzelsitzen wesentlich sinnvoller und komfortabler, oder meinetwegen die guten alten 6er Abteile, 5 Leute sind eher zu ertragen als ein Vollidiot, der das mit dem Ruhewagen nicht kapiert hat und die ganze Umgebung mit seinen belanglosen fernmündlichen Gelaber beschallt.
Städte sind eh Auslaufmodelle, 40% Ghetto, 20% Reiche, 40% nutzlose Innenstadt - da ist der Mittelstand aus Ingenieuren und gebildeten Leute in den wohnwerthöheren Gegenden auf dem Land doch besser aufgehoben und die ersten Firmen folgen diesen Leuten auch schon aufs Land. Oder wenigstens verkehrsgünstig gut angebunden an der Autobahn vor der Stadt, raus aus den Städten mit zuwenig Parkplätzen und überteuerten Bürosilos.

Corona hat die Entwicklung beschleunigt, die meisten Firmen merken jetzt schon, dass die Mitarbeiter nicht zwingen jeden Tag in die Stadt pendeln müsse. Wenn man das so weiterdenkt, ist der Bedarf für Bürogebäude in der Innenstadt deutlich weniger, weil man nur noch alle 14 Tage ein "Büro on demand" anmieten muss (oder eben gleich die Firmen in die Dörfer verlagert) für die ja gelegentlich doch notwendige persönliche Kollegensynchronisation...
Und zusammen mit den Firmen, die wieder dahin ansiedeln, wo sie hingehören - aufs Land zu den Leuten, sinkt dann ja auch der ÖPNV-Bedarf oder auch - andere Entwicklung - ÖPNV-Strecken lohnen sich lokal gesehen wieder, weil man nur noch die Dörfer rings um die Firmen anbinden muss, dafür eben mit sinnvollem Takt.
Das wäre dann eine Mobilitätswende, die nicht zuletzt von den Meisten eine gewisse Akzeptanz hätte und dazu noch ohne größere Einschränkungen möglich ist. Schlüssel ist erstmal, die Pendlerstrecken zu reduzieren, sei es durch Firmenumsiedlungen/Zweigstellen bei den ländlichen Wohnorten, sei es durch Fernarbeit oder irgendeine andere Variante, die man jetzt noch gar nicht weiß. Das wird noch spannend.

Mein Opa wurde übrigens mit allen seinen Kollegen bis zu seiner Rente ~1995 jeden Tag mit einem von der Firma gestellten Bus 70km nach Maschen gefahren, als der Standort verlagert wurde - und es wurde darauf geachtet, dass die Arbeitszeiten exakt gepasst haben. So etwas ginge ja auch, aber da ja heutzutage kaum einer planbare Arbeitszeiten und Pläne für nach der Arbeit hat, scheitert es ja schon an einer einfachen 3er-Fahrgemeinschaft, geschweige denn die halbe Firma...
350 Mm elektrisch ab 2012.
Nicht alles glauben, was irgendeiner bei Whatsapp als News verbreitet.
Niels Bohr sagte schliesslich schon als Student: "Zitaten aus dem Internet sollte man nicht unbesehen glauben!"
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Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

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So ich gehe jetzt die 2 x 1,6 km zum Bäcker hin und zurück. Der ist beim Lidl integriert. Zu Fuß 2 x 20Min. Mit dem Auto 2 x 5 Min von denen zwei Stück vorm Haus stehen. Fahrrad könnte ich auch nehmen. Mache es aber ganz bewust zu Fuß.

8 von 10 Kunden fahren auch am Sonntag wenn Lidl zu hat nur zum Bäcker mit dem Auto. Ist ja auch zu praktisch mit dem großem Parlplatz davor.

Ich wohne hier in der Großstadt Hamburg und ich würde wetten das die meisten nicht weiter weg wohnen als ich und denen ein wenig Bewegung auch gut tun würde. Und uns allen weniger Verkehr und weniger Emissionen.

Tja aber die Bequemlichkeit steckt tief drin.
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Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

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So schnell bin ich nicht. Ich würde insgesamt eine h brauchen.

Macht gut 50 Minuten Zeit, die ich anders verwenden könnte.

Ich habe mir angewöhnt, Zeitfresser immer mindestens mit dem Mindestlohn, besser noch mit meinem Stundenlohn zu bewerten.

Selbst beim Mindestlohn wäre die Aktion ca. 10 Euro Wert.

Nichts ist im Leben wertvoller wie Zeit. Die kommt nie zurück



Gruß SRAM

Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

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Karlsson hat geschrieben:
mweisEl hat geschrieben: Ohne Steuerungswirkung (wegen des entfallenen Ticketverkaufs) z.B. durch für die Nebenverkehrs-Zeit ab 9:00 billigere ÖPNV-Tickets
Wenn ich erst Bahnen nach 9 nehmen kann, bin ich so Richtung halb 11 im Büro und muss da ewig bleiben. Wie viel Geld soll ich denn da sparen, um das attraktiv zu finden?
Und? Dann betrifft es dich halt nicht. Meine Kollegen kommen teilweise erst nach 11.

Ohne Auslastungssteuerung (wegen des entfallenen Ticketverkaufs) fährt halt jeder früh um halb 8. Berufstätige, Schüler, Renter, Wohnsitzlose. So klappt ÖPNV nicht.
*325ppm. Seit 1Gs mit eigenem PV-Strom elektromobil unterwegs (CityEL mit 1.8 kWh-Akku, seit '13 Smart ED3). Fahrrad & U-Bahn für die Stadt, Fernreisen mit der Bahn.

Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

Kabelbaum
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Ambi Valent hat geschrieben: So ich gehe jetzt die 2 x 1,6 km zum Bäcker hin und zurück. Der ist beim Lidl integriert. Zu Fuß 2 x 20Min. Mit dem Auto 2 x 5 Min von denen zwei Stück vorm Haus stehen. Fahrrad könnte ich auch nehmen. Mache es aber ganz bewust zu Fuß.
Bei schönem Wetter, mit reichlich Zeit und einer angenehmen Umgebung mag das auch mal ganz nett sein, kann/wird jedoch in der Masse NIEMALS die Regel werden.

Dein "Einsatz" in allen Ehren, aber wie und mit was Mann/Frau zum Einkaufen kommt darf zum Glück jeder für sich selbst entscheiden. ...Und das ist gut so!

Heut morgen habe ich auf meiner Einkaufsfahrt an dieses Thema denken müssen :)

Da mir Enge und Gedränge zuwider sind, schnell um 7:15Uhr die 3km mit dem E-Auto hin. Straßen und EDEKA waren wunderbar leer.
Leeren Kasten Bier gegen vollen tauschen und diverse Grill-Utensilien etc. einladen und wieder ab nach Hause. Das Ganze hat gute 20min. gedauert.

Was machen die Leute ohne Auto eigentlich bei einem größeren Einkauf? Wenn wir zum Einkaufen fahren sind immer 1-2 Klappkörbe voll, plus ab und an Getränkekisten. Wer will das alles im ÖPNV, zu Fuß oder aufm Fahrrad mitschleppen?

Ob großer oder kleiner Einkauf, beim ÖPNV muss man erstmal...
- zur Haltestelle gehen
- das zur vorgegebenen Uhrzeit
- evtl. Regen, Kälte, Hitze trotzen
- evtl. bezahlen
- evtl. Umsteigen, dann warten
- von Haltestelle zum EDEKA(Lidl, Aldi, etc.) gehen
- nach dem Einkauf das ganze Prozedere nochmal
:roll:

von möglichen unschönen, unfreundlichen Begegnungen ganz zu schweigen.

warum soll man sich all das antun?
Zuletzt geändert von Kabelbaum am Sa 20. Jun 2020, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

Helfried
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SRAM hat geschrieben: Nichts ist im Leben wertvoller wie Zeit. Die kommt nie zurück
Nö, Gesundheit. Die wird beim Autofahren zum Bäcker(!) nicht besser.

Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

Kabelbaum
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Wobei weniger das Autofahren sondern mehr Bäckerei-Produkte (Zucker, Kohlenhydrate) der Gesundheit abträglich sind. :(
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Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

roberto
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SRAM hat geschrieben: So schnell bin ich nicht. Ich würde insgesamt eine h brauchen.

Macht gut 50 Minuten Zeit, die ich anders verwenden könnte.

Ich habe mir angewöhnt, Zeitfresser immer mindestens mit dem Mindestlohn, besser noch mit meinem Stundenlohn zu bewerten.

Selbst beim Mindestlohn wäre die Aktion ca. 10 Euro Wert.

Nichts ist im Leben wertvoller wie Zeit. Die kommt nie zurück



Gruß SRAM
Das ist ein fataler Irrtum! Leute, die ständig damit beschäftigt sind, Zeit zu sparen haben relativ viel Stress und machen wenig Bewegung, weil sie das für Zeitverschwendung halten. Wenn man viel Bewegung macht und nicht ständig unter Zeitdruck ist lebt man nicht nur besser sondern auch nachweislich länger.

Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

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mweisEl hat geschrieben: Und? Dann betrifft es dich halt nicht. Meine Kollegen kommen teilweise erst nach 11.
Haben wir auch welche. Anteil unter 1%.
mweisEl hat geschrieben: Ohne Auslastungssteuerung (wegen des entfallenen Ticketverkaufs) fährt halt jeder früh um halb 8. Berufstätige, Schüler, Renter, Wohnsitzlose. So klappt ÖPNV nicht.
Es ist doch eh schon verteilt. Die Produktion startet um 6, die Büroleute zum größten Teil zwischen 7 und 9, um 14 Uhr kommt die Spätschicht der Produktion und um 22 Uhr beginnt die Nachtschicht.
SRAM hat geschrieben: Macht gut 50 Minuten Zeit, die ich anders verwenden könnte.
Bei mir weniger, aber morgens zum Bäcker ist mir auch zu viel Zeit, mache ich weder mit Auto noch sonst irgendwie.
Wenn ich nen Hund hätte, würde ich das vielleicht tun.
Ambi Valent hat geschrieben: Ich bin da eh der Meinung das sowas wie ÖPNV komplett auf alle Bürger umgelegt gehört. Ob nun über Steuern, Zwangstickets etc. ist mir im Grund egal.
Egal ob es genutzt wird oder nicht, egal wie sehr der eine oder andere ob der Ungerechtigkeit schreit.
Bedenke hier auch. dass ÖPNV nicht überall sinnvoll ist. Der macht nur in dicht besiedelten Gebieten oder auf Strecken mit viel Nachfrage Sinn. Ökolgisch wie auch ökonomisch. Der ach so böse Individualverkehr ist hier oft besser. Fahrradfahren ist übrigens auch Individualverkehr.
Gerade keine Lust auf GE.
Geht Radfahren, ist schöner.

Re: Die Mobilitätswende muss radikaler gedacht werden

JMartin
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Ich schaue gerade hier rein und kann mich nur noch wundern. Seit 20 Jahren kaufen wir für vier Leute alles für den Alltag nur mit dem Fahrrad ein, manchmal halt mit dem Hänger dran. Nie war das irgendeine Einschränkung.
Wie haben die Leute eigentlich früher überlebt, als sie sich nicht für jeden Sch... in ein Auto setzen konnten?
Wofür haben wir eigentlich Beine, wenn schon anderthalb km als unzumutbare Laufentfernung abgesehen werden?
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