Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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Volker.Berlin hat geschrieben: Sehr interessanter aktueller Artikel, der auf die Vorkette der Diesel-Erzeugung eingeht:
:arrow: https://www.springerprofessional.de/ele ... t/16673694

Dieser Artikel bezieht sich auf Quellen, aus denen hervorgeht, dass für die Produktion von 1 Liter Diesel 7 kWh "Energie" (nicht zu verwechseln mit "Strom") aufgewendet werden müssen. In dieser Bilanz ist der Energiegehalt des resultierenden Kraftstoffs selbst natürlich nicht berücksichtigt.
Wahnsinn!
Das wäre ein ERoEI von etwa 1,43 , ohne dass man den höherwertigen Stromanteil aufrechnet.

Ich gehe davon aus, dass alle neueren (umfassenden, nicht geschönten) Studien zu ähnlichen oder noch schlechteren Werten für Sprit kommen. Denn die Förderung wird immer aufwendiger ("unkonventionelle Ölvorkommen"), die Anforderungen an Reinheit, Klopffestigkeit und geringen Schwefelgehalt immer höher.

Logisch, dass es nur wenig Interesse der betroffenen Industrien gibt, aktuelle Zahlen /Berechnungen bekannt zu machen. Natürlich ist in den 7kWh/Liter ein Großteil Wärme. Aber man weist ja auch darauf hin, dass das Bohren /Fördern immer aufwendiger wird - mit Strom!
Hier und im Pipeline-Transport wird also der Hauptanteil el. Energie als "graue Energie" verbraucht - nicht erst in der Raffinerie.

Letztlich kann ich mir vorstellen, dass die 1,6kWh Strom/Liter, die früher oftmals fälschlich (!) aus den Raffineriedaten (tatsächlich: 1,6kWh/Liter Energie, vor allem Wärme) abgeleitet wurden, in der Gesamtkette Bohren -Fördern -Pumpen -Transportieren (Pipeline:Strom, Schiff:Öl) -Raffinieren ... bis hin zum Strom an der Tankstelle durchaus tatsächlich verbraucht werden. Bei der obigen Zahl von 7kWh Energie/Liter verblieben dann neben den 1,6kWh Strom zusätzlich 5,4kWh Verbrauch als Wärmeenergie je Liter!

Davon dann gut 1,5kWh als Wärme in der Raffinerie und der Rest von 3,9kWh als Kraftstoff /Wärme. Diese 5,4kWh könnte man nun alternativ mit angenommenen 33% Wirkungsgrad verstromen und erhielte daraus 1,8kWh aus grauer Energie erzeugten Strom. Ergibt zusammen:
1,6kWh Direktverbrauch + 0,1kWh Raffineriestrom +1,8kWh aus Verstromung =
3,5kWh (Energieäquivalent) Strom aus der Herstellung je Liter Kraftstoff ...


Daher ist der Schlußsatz im Artikel leider wieder falsch, denn die 42kWh Energie /6Liter Sprit können eben im E-Auto nicht komplett zum Fahren angesetzt werden.

Aber bei 6l/100km wären es allein aus der grauen Energie immerhin 21lWh Strom mit dem man locker (selbst mit Heizung) 100km fährt ...
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Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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Sorry, aber irgendwas kann bei der Rechnung nicht stimmen.

Die Autoren selber geben an:
•Den spezifischer Energieaufwand für Erdölförderung hat der Arbeitskreis Innovative Verkehrspolitik aufgelistet: 1 GWh werden für das Fördern von Rohöl mit der Energiemenge von 277 GWh benötigt.
•Der Transport des Rohöls zu den Raffinerien per Hochseetanker. Die größten dieser Schiffe transportieren etwa 300.000 Tonnen Rohöl und verbrauchen pro Tag etwa 1 Promille ihrer Ladekapazität. Konkret: Pro Fahrt von Saudi Arabien nach Amsterdam werden 3 Prozent der transportieren Energiemenge verbraucht. Das sind etwa 9000 Tonnen Rohöl pro Fahrt. Beispiel: Rohöltransport aus Aserbaidschan nach Hamburg 37 GWh für Diesel und 26 GWH für Ottokraftstoff im Jahr. [1]
•Transport des Rohöls per Pipeline. Vor allem Deutschland importiert Rohöl per Pipeline. Um den Rohstoff etwa über 500 Kilometer zu transportieren, sind Pumpen mit hoher Leistung nötig. Kalkuliert man die Durchschnittslänge (über 3.700 Kilometer) der Pipelines von Russland nach Deutschland mit der Leistung der Pumpen, so ergibt sich ein jährlicher Energieaufwand für den Pipelinetransport von 583 GWh für Ottokraftstoffe und 833 GWh für Diesel. [1]
•Der Energieaufwand für das Raffinieren von Rohöl: Anhand der Energiebilanzen deutscher Raffinerien lässt sich der spezifische Energieaufwand für das Herstellen von Diesel, Benzin und Erdgas ermitteln. Aus den Daten des Jahresberichts des Mineralölwirtschaftsverbands ergibt sich für 1 Liter Kraftstoff ein Energiebedarf von 1, 6 kWh.
•Transport der Otto- und Dieselkraftstoffe an die Tankstelle: Ein Tanklastzug nimmt in der Regel 40.000 Liter Kraftstoff auf, der Verbrauch eines beladenen Fahrzeugs beträgt etwa 30 l/100km.
Nehmen wir mal die Kette Nahost Förderung, Tanker, Raffinerie, Verteilung LKW 150km

Heizwert Diesel ist 9,912 kWh/Liter

Förderung 1/277 tel der Gesamtenergie = 0,036 kWh
Schiff 3% der Gesamtmenge = 0,297 kWh
Raffinerie = 1,6 kWh
Transport Verteilung 30*1,5/40000 tel der Gesamtenergie = 0,0112 kWh

Macht zusammen 1,94 kWh.

.......weit weg von 7kWh.......


Gruß SRAM

Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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In der Förderung ist aber doch der Bohr- /Erschließungsaufwand nicht enthalten?
Pipeline von Rotterdam nach Deutschland?
So ganz alles hast Du wohl nicht betrachtet.

Aber ansonsten ist die Aussage mit den 7kWh/l schon komisch.
Selbst wenn Du nun der günstigsten Pfad aus konventioneller Förderung angenommen hast und nicht etwa Erdöl aus Tiefseebohrungen oder aus den Ölsanden aus Kanada ....

Aber lt. Statista sind unsere Hauptimportländer eh Russland, Norwegen und Großbrittannien, auch wenn natürlich noch andere dabei sind.
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Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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Bei Norwegen und Großbritannien fallen aber die 3% für den Tanker weg.

Und Pipeline ist so ziemlich die beste Transportart. Nachfolgend die für den Transport aufgewendete Energie in % der transportierten Energie:
energytransport.JPG
Und der Bohraufwand ist energetisch wirklich lächerlich klein, verglichen mit der Menge an Energie die man dann meist über mehrere Jahrzehnte aus dem Bohrloch holt, das bisschen siehst du in der Summe in der x-ten Nachkommastelle......


Gruß SRAM

Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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Naja, wie viel Öl kommt aus GB oder Norwegen? Norwegen ist immerhin gerade noch in den Top20 der Ölförderung...

Kanada (Ölsand) und USA (Fracking) sind ganz weit vorne dabei. 1,6kWh/l bedeuten im Diesel einen elektrischen Verbrauch von 8kWh pro 100km. Das ist schon eine ordentliche Hausnummer...

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Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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SRAM hat geschrieben: Und der Bohraufwand ist energetisch wirklich lächerlich klein, verglichen mit der Menge an Energie die man dann meist über mehrere Jahrzehnte aus dem Bohrloch holt, das bisschen siehst du in der Summe in der x-ten Nachkommastelle...
Die einfache Förderung über Jahrzehnte, als das Öl aus dem Bohrloch sprudelte (Primärförderung), sind schnell vorbei und die heutigen Vorkommen deutlich kleiner. Heute wird Wasser, Erdgas oder Heißdampf u.a. verpresst (Sekundärförderung /Tertiärförderung), um die Lagerstätten besser /länger auszubeuten. Der Förderaufwand steigt also auch bei konventioneller Förderung deutlich. Große konventionelle Lagerstätten wurden schon seit Jahrzehnten keine mehr gefunden. Der kanadische Ölschiefer /Ölsand wird derzeit als drittgrößte Ölreserve bewertet. Das ist ein unkonventionelles Ölvorkommen und hat die schlechteste Umwelt- /Energiebilanz. Die Bewertung konventionellen Reserven, vor allem in den großen Förderländer vor Kanada, Saudi-Arabien und Venezuela, ist dabei umstritten.

Der Aufwand für Tiefseebohrungen ist auch im Unterhalt /Betrieb der Schwimm-Plattformen keinesfalls "wirklich lächerlich klein" und Verfahren wie Fracking und Ölsand /Ölschiefer weisen einen grottenschlechten ERoEI - nur für die Förderung auf.
Die früheren 1:40 (0,25kWh/Liter) beim konventionellen Öl sind dokumentiert - heute sieht es auch da deutlich schlechter aus. Ich würde eher 1:20 (0,5kWh /Liter) oder schlechter annehmen.
Bei den unkonventionellen Förderungen war schon von 1:5 bis 1:3 die Rede - reputable Quellen sind leider Mangelware. Das wären dann grob ca. 2-3kWh /Liter - nur für die Förderung /Erzeugung des Rohöls.

Die 7kWh/l Sprit (durchschnittlichen) Gesamtaufwand von der Erschließung des Rohöls bis zur Zapfsäule kann man leider aus dem Springer-Artikel nicht wirklich nachvollziehen. Deine Rechnung ist aber eben nicht vollständig und Deine Quelle hat nicht einmal ein Datum. Dabei ist eigentlich jede Studie zu diesem Thema obsolet, wenn nicht zumindest eine Abschätzung der zukünftigen Entwicklung vorgenommen wird. Denn die verwendeten Daten sind bei Erscheinen jeder Studie schon veraltet:

- Die Ölförderung und Spritproduktion wird generell immer aufwendiger /schmutziger
- Die Rohstoffförderung /Akkuzellproduktion wird derzeit deutlich preiswerter /umweltfreundlicher
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Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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Du liegst etwas zu hoch. Zu deiner Info die tatsächlichen Förderkosten: https://www.cesifo-group.de/DocDL/ifosd_2010_2_3.pdf Wiki Artikel sind leider oft politisch gefärbt.......

Gruß SRAM

Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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oh je, jetzt kommt SRAM mit Zahlen aus 2009, geht nur auf Kosten nicht auf Energieaufwand und das ganz noch aus einer Ifo Studie die ja soooo unpolitisch gefärbt ist...
Außerdem steht da genau drinnen, das in Zukunft die Kosten steigen, über Energieaufwand steht da leider nix....
2019-05-08_10h57_46.png
Quelle: siehe SRAM
ZOE Live Q210 6/2013 * AHK legal Typisiert 18.07.2017 * 40kWh Batterie 12.03.2019
Aktuell: 150.000 km

Niemand ist bei mir auf der Ignor-Liste!

Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

Elektrivirus
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Edit:

Ups, war ein alter Threat

Re: Wieviel Strom braucht Sprit wirklich?

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SRAM hat geschrieben: Du liegst etwas zu hoch. Zu deiner Info die tatsächlichen Förderkosten: https://www.cesifo-group.de/DocDL/ifosd_2010_2_3.pdf Wiki Artikel sind leider oft politisch gefärbt.......
Ich schaue mir alles an. Aber Wiki als "politisch gefärbt" zu bezeichnen und dann einen Artikel von ifo zu verlinken - aus 2010 mit noch älterer Datenbasis ...
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