Hi Energieingenieur,
Dein Vergleich hinkt! Das ist genau das, was ich versuche klarzumachen. Du gehst davon aus, daß der Eigenverbrauch dem Stromnetz verloren geht. In Deinem Beispiel speisen die PV-Anlagen zuerst ein und ziehen sich dann im anderen Fall zurück. Das ist aber eben gerade NICHT das, was passiert.
Mit dieser Annahme machst Du genau das Faß auf mit der potentiellen Einspeisung. Nicht jede PV-Anlage wird zwangsläufig für das Netz gebaut! Wo kommen wir denn da hin? Vielleicht ist sie auch für den Eigenverbrauch gebaut, und nur was über ist, wird zum Wohle aller eingespeist. So kann man das auch sehen, und das ist die in diesem Zusammenhang realistischere und passendere Sichtweise. Spätestens seit 2012 rechnen sich eh nur noch Anlagen mit möglichst viel Eigenverbrauch, und die Einspeisung wird immer unbedeutender. Egal, es ist so oder so nur eine Frage der Sichtweise.
Wenn ich hier Strom erzeuge, geht das in erster Linie erstmal niemanden etwas an. Ich bin ja nicht gezwungen, diesen Strom einzuspeisen. Ich tue das netterweise mit den Resten. Deshalb geht mein Strom auch niemandem anderen verloren oder verschlechtert irgendeinen Strommix. Wenn ich Tomaten aus dem eigenen Garten esse, verschlechtert das auch nicht für andere den Tomatenmix, denn ich würde sie ansonsten nicht verkaufen sondern gar nicht erst erzeugen.
Wenn Du davon ausgehst, daß jemand seinen Strom einspeisen muß - dann wären wir bei einer Einspeisepflicht, die es aber nicht gibt. Und dann müssten wir das in Form einer Erzeugungsspflicht für alle zu Ende denken. Dann verschlechtert in letzter Konsequenz JEDER den Strommix, der nichts einspeist, ob er nun eine PV-Anlage hat oder erst gar keine gebaut hat.
Imo ist diese Denkweise aberwitzig und kann nur dazu dienen, die Ökobilanz von EVs, Wärmepumpen, usw. bewusst schlecht zu rechnen. Deswegen wehre ich mich so dagegen.
Wir sollten uns hier als EV-Fahrer entschlossen gegen solche durchschaubare Brandstifterei wehren und ihr nicht noch unbedacht das Wort reden.
Grüße Dirk
P.S.: Btw, ohne zuvor die PV-Anlage zu bauen hätte ich mir wohl nie den Leaf gekauft und auch keine Wärmepumpen. Man könnte nun also auch noch sagen, daß die PV auf Umwegen überhaupt erst diesen Mehrverbrauch geschaffen hat, den sie nun selber deckt. Aber damit würde es noch undurchsichtiger mit "Eurem" Strommix. Lassen wir das.
Für mich ist klar: Das ist mein Strom, den es sonst gar nicht gäbe. Er geht niemand anderem verloren, denn ich erzeuge ihn hier und für mich. Die PV erzeugt ihn, und die extra dafür angeschafften Verbraucher verbrauchen ihn. Alles super. Nur wenn man krampfhaft anfängt Erzeugung und ggfs. Verbrauch irgendwie mit dem Strommarkt/Strommix in Verbindung zu bringen, wird es wirr.
Wie mit den Tomaten - ich baue sie an, ich esse sie, und wenn ich welche über habe und sie verkaufe, hat das einen positiven Einfluß auf den allgemeinen Tomatenmix.
Daraus aber zu schliessen, ich würde eigentlich die gleichen miesen Tomaten wie alle anderen essen, weil ich meine leckeren eigenen ja theoretisch verkaufen könnte, und dann hätten wir ja rein rechnerisch alle den gleichen miesen Mix, ist einfach nur verdreht. Es stimmt einfach nicht. Ich habe meine leckeren, und die anderen bekommen genau den holländischen Schrott, den sie eh bekommen, egal ob es meinen Garten gibt oder nicht.