Twingo Langstrecke (1070 km in zwei Tagen) und Interpretation vom Vampiredrain

[thomas29]

Hallo allerseits,

im Rahmen der Fussball EM 2024 habe ich mit meinem Twingo die erste Strecke mit mehr als 1 Ladestopp hinter mich gebracht. Dabei ist mir aufgefallen, dass die SoC Anzeige auf Langstrecken aus meiner Sicht um 12 % hinterher hinkt. Dies ist auch immer der Ladestandsabfall nach längerer Strecke und erhöhtem Tempo. Dazu gleich mehr Information.

Start: Hanau (bei Frankfurt am Main)
Ziel: Berlin Kurfürstendamm bzw. dann das Olymiastadion für das Achtelfinale Schweiz-Italien (mit der U-Bahn).

Mein Twingo: Twingo Vibes in Vollausstattung, EZ 02/2021 mit 65.000 km auf der Uhr, Original 16 Zoll Sommerbereifung Michelin, 92 % SoH laut Werkstatt. Bisher keine nennenswerte Probleme mit dem Auto gehabt.

Start: Samstag den 29. Juni, ca. 6:30 Uhr, dabei auch mein 8 jähriger Sohn.

Fahrprofil Hinfahrt: Autobahn bis hinter Fulda (A 66 und A 7), dann Landstraße über Vacha bis Waltershausen (100 km), weiter über A 4, A 71, A 38 nach Halle und von dort über 4 Spurige Landstraße zur A9 und von da ab nur noch Autobahn.

Hilfsmittel: ENBW mobilty App, Ladekarte, App-Filter auf AC Ladesäulen >oder = 22kW, 70 ct Ladepreis pro kWh Maximum, Navigation über Google Maps,

Vorbereitung: Ecalc für EV (kostenloses Onlinetool) rechnen lassen. Erkenntnis: Die kürzeste Gesamtfahrzeit ( Fahren plus Laden) liegt bei einer Fahrgeschwindigkeit von 100 km/h. Zwischen 90 und 110 km/h ändert sich sie aber kaum.


In Kurzform die Hinfahrt (Heißer Sommertag, Temperatur von 18 Grad auf über 30 Grad ansteigend).

Start; SoC ; gefahrene Strecke; Ladezeit; Ladung; SoC Abfahrt

1. Hanau; 100 %
2. Vacha; 17 % ; 130 km; 34 min; 11,2 kWh; 73%
3. Waltershausen; 36%; 65 km; 43 min; 10,4 kWh, 86%
4. Rastanlage Leubinger Fürstenhügel; 38%; 76 km; 59 min; 16 kWh; 100%
5. Coswig (Anhalt);15%; 155km; 42 min; 14,5 kWh; 84%
6. Berlin Grunewald; 26%; 94 km; 8,5 kWh; 68 %
7. Berlin Kurfürstendamm, 11kW Ladeleistung; 61%; 16 km; 12,6 kWh , 1h 30 min, Ladung am nächsten Morgen, Abfall von 61% auf 48 % SoC über Nacht.

Eckdaten:
Fahrgeschwindigkeit: Autobahn 100-104 km/h Tempomat, Eco, Klimaanlage bei Bedarf auf 23 Grad eingestellt . Außentemperatur ab Erfurt lag bei über 30 Grad. Beim Laden hat dann der Lüfter auch dementsprechend in dato bisher nicht bekannter Lautstärke bzw. Drehzahl gearbeitet.

Zusammenfassung Hinfahrt: 530,4 km Fahrstrecke; 12 kWh/100km Verbrauch laut Anzeige, 13,8 kWh/100km Verbrauch laut Ladesäulen. 13% Ladeverlust. Durchschnittsfahrgeschwindigkeit 75,7 km/h.

Rückfahrt am Sonntag: Gewitterregen inklusive.


Start; SoC ; gefahrene Strecke; Ladezeit; Ladung; SoC Abfahrt


1. Berlin; 100 %
2. Brehna, Max-Plank Straße ; empfehlenswert wegen angrenzendem Hotel 18 % ; 148 km; 46 min; 15,2 kWh; 90%
3. Artern ; 23%; 94 km; 24 min; 12,4 kWh, 82%
4. Rastanlage Leubinger Fürstenhügel; 62%; 28 km; 30 min; 8,8 kWh; 100%
5. Ladepark Herleshausen; 25%; 110km; 33 min; 11,4 kWh; 81%
6. Eichenzell ; 20%; 97 km; 15min; 4,8 kWh; 43%
7. Schlüchtern , 26%; 19 km; 11,2 kWh , 30 min, 76%
8. Hanau 36%, 57 km, SoC Abfall über Nacht wieder 12%

Bei der Rückfahrt habe ich fast ausschließlich Autobahn gewählt (außer von Bad Hersfeld nach Eichenzell, Abkürzung auf gut ausgebauter Landstraße und das Stück von Halle zur A9).
Fahrstrecke 538km , 13 kWh/100km Verbrauch laut Bordcomputer, wieder 13% Ladeverlust.

Die Rückfahrt hat gezeigt, dass auch mit dem Twingo die 538 km in weniger als 10 Stunden zu schaffen sind. Meinem Sohn hatte die kurvenreiche Strecke durch den Thüringer Wakd nicht gefallen, deswegen habe ich da von weiteren Landstraßenexperimenten abgesehen.

Nun aber zu meinem Kernanliegen. Im Laufe der Fahrt kam ich zu dem Schluss, dass der SoC mit der ersten Fahrt am Ende um 12 % zu hoch angezeigt wird. Dieser Bug ist meiner Meinung nach reproduzierbar und würde bedeuten, dass falls man mit einem Tempo von z.B. 100km/h in einem Rutsch den Akku von 100% auf 10% leer fährt, die Fahrt danach beendet ist.

Bei der Fahrt fiel mir zuerst auf, dass der Twingo bis 77% ungedrosselt 21,6 kW lödt und selbst beim Sprung von 99% auf 100% noch 15kW Ladeleistung anlagen. Ohne längerer Fahrt davor liegen diese Werte sonst bei 20 Grad oder drüber bei 65% bzw. 88%.

Nachdem ich von der Rastanlage Leubinger Fürstenhügel mit 100%(nicht vollständig geladen) bei der Hinfahrt gestartet bin, bin ich sogar sagenhafte 18 km auf der Autobahn mit 100km/h gefahren bis der Wechsel auf 99% erfolgte. Und in der Summe gibt es dort kein nennenswertes Gefälle, was das erklären könnte.

Witzigerweise scheint die Verbrauchsanzeige davon nicht betroffen zu sein.
Schaut man sich die erste Strecke auf der Rückfahrt an, kommt man bei den dort schon angezeigten 13 kWh/100km und der gefahrenen Strecke auf 18,6 kWh Entleerung der Batterie. Bei 19,872 kWh Energieinhalt (92% von 21,6 kWh) verbleiben also 1,272 kWh nutzbarer Kapazität. Also 6-7% SoC und nicht 18% SoC.
Insofern kann ich nur empfehlen auf der Langstrecke bei 20 % ein Ladestation aufzusuchen und nicht erst bei 10%.

Gruß Thomas

[201EAndreas]

Das Auto wird ja üblicherweise meist auf kurzen und mittleren Strecken bewegt, oder? Da muss der interne Rechner sich halt erst einmal drauf einstellen, würdest Du ausschließlich solche Strecken (grins) fahren würde das nach einiger Zeit wieder alles konsistent berechnet werden.

Ein hartes Brot, so eine Strecke mit dem Auto...würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen!

Nebenbei, es ist davon auszugehen, daß in den 21,6kWh auch die Reserve beinhaltet ist mit der man unterhalb von angezeigten 0% noch ein paar Kilometer weiter kommt, ich würde mich allerdings, analog zu Deinen Beobachtungen darauf nicht verlassen wenn das Auto sich plötzlich mit einem gänzlich anderen Fahrprofil konfrontiert sieht.

[PowerTower]

Besonders problematisch wird die SoC Anzeige, wenn man das Auto nach einer längeren Fahrt für eine Stunde mit relativ niedrigem Ladestand <20 % abstellt und anschließend weiter fahren will. Mein Rekord waren hier mal 15 % Verlust auf der Anzeige. Solange ich mit dem Auto gefahren bin, hatte ich nie Probleme, bis auf wenige Prozent herunter zu fahren. Aber wehe du stellst das Wägelchen ab und gibst dem Bordcomputer die Möglichkeit, den Zustand der Zellen neu zu bewerten.

Da ein realer SoC Verlust von 15 % in einer Stunde Standzeit nicht möglich ist, konnte es sich hier immer wieder nur um Rechenschwierigkeiten handeln. Besonders vertrauenerweckend war das nicht. Ein Update der Steuergeräte hätte helfen können, doch die Werkstatt nahm das Problem leider nicht ernst. Mich hat das schon sehr gestört. Ansonsten toller Wagen.

[201EAndreas]

Wie Du geschrieben hast, real verschwinden diese 15% nicht. Dann hätte man festgestellt, daß man auch mit 5% noch sagenhaft weit kommt.
Aber richtig, war möchte darauf schon vertrauen?

Derartige Beobachtungen habe ich allerdings nie machen müssen, unser Twingo zeigt immer brav das Erwartete an und verliert auch durch längere Standzeit nie viel an Kapazität, es ist vielleicht ein Prozent das mal "verloren" geht wenn er drei Wochen unbenutzt steht.

Edit: grad nachgeschaut, wir sind zur Zeit im Urlaub und nach zwei Wochen zeigt er über die App immer noch die 69% an die er bei unserer Abfahrt schon hatte.

[KaMaKi]

Wenn das Auto schläft, werden auch keine Werte an den Server übermittelt.
Ich fahre einen MeganE und beobachte, dass nach längerer Fahrt einige Stunden nach dem Abstellen (wenn die Batterie abgekühlt ist) der SOC um bis zu 8% (je nach Umgebungstemperatur) absinkt. Hier fehlt wohl eine Temperaturkompensation bei der Berechnung der SOC-Anzeige. Daher lade ich wenn möglich nach einer längeren Fahrt einige Prozent auf.

[201EAndreas]

Bei Abfrage über die App wird die Fahrzeugelektronik "geweckt", also auch der aktuelle SoC angezeigt. Genau aus dem Grund soll man ein BEV nicht ständig mit Abfragen "nerven" weil man auf die Art die 12V-Batterie zu sehr fordert und die Nachladezyklen u.U. nicht mehr genügen. Dann sitzt man halt im Fahrzeug und es lässt sich nicht mehr starten.

Es ist schließlich nicht so, daß ich die Abfragen per App zum ersten Mal mache, das Fahrzeug wurde durchaus auch schon mal wochenlang nicht bewegt und hat dann beim ersten Start genau das im KI angezeigt was auch die App vermeldete.

SoC-Schwankungen um 8% wegen Temperaturänderungen betrachte ich als mehr als ungewöhnlich.

[KaMaKi]

Bei Abfrage über die App wird die Fahrzeugelektronik "geweckt",

Dann verhält sich der Twingo anders als Zoe Ph2 oder MeganE. Die wachen nur dann auf, wenn man aktiv etwas ändert (z. B. Ladeprogramm).

[201EAndreas]

Das wundert mich ziemlich, ich stelle allerdings immer wieder fest, daß oft keine aktualisierten Daten zu bekommen sind weil die extrem unzuverlässigen Renault-Server mal wieder spinnen. Da kann vom nicht aktualisierten Wert, über angebliche 100% bis hin zu gar keinem Wert auch alles mögliche angezeigt werden.

[PowerTower]

Edit: grad nachgeschaut, wir sind zur Zeit im Urlaub und nach zwei Wochen zeigt er über die App immer noch die 69% an die er bei unserer Abfahrt schon hatte.

Das Problem tritt wie beschrieben nur nach einer Langstreckenfahrt bei gleichzeitigem Abstellen des Fahrzeugs unter 20 % SoC auf. Ist eine von beiden Bedingungen nicht erfüllt, wird sich die Anzeige größtenteils normal verhalten.

[201EAndreas]

@PowerTower
Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor, ich meine natürlich den daheim stehengelassenen Twingo.