Bremsen

[DeDlo]

Hallo zusammen, habe meinen ID.3 seit Freitag (seit 3 Tagen) und bin bis jetzt gut 200km in verschiedensten Situationen gefahren. Bin in Summe sehr zufrieden. Lediglich die Bremsleistung zum starken Abbremsen finde ich (noch) zu schwach. Liegt das einfach daran, daß es ein Neuwagen ist und die Bremsen noch eingefahren werden müssen? Habt ihr das kontinuierliche Verbesserungen erlebt? Oder müssen wir darauf hoffen, daß über SW-Updates die Regelung verbessert wird (ist das überhaupt machbar / realistisch)?

[Oberräuber]

Hab meinen auch seit Freitag. Noch keine echte Situation gehabt, in der ich stark bremsen musste. Damit meine ich, dass ich bisher ein Bremspedal in entsprechenden Situationen eher so bediene, als wollte ich eine Getränkedose auf dem Boden platt treten. Dafür muss aber "Adrenalin da sein". Und sonst eher nur mein Fuß auf die Bremse legen muss, weil ich verzögern will.

Bei einem Versuch ohne Verkehr habe ich das Bremspedal mal etwas getestet. Aber da bremst man ja auch nur normal. Im Vergleich zum Golf 7 hatte ich das Gefühl, dass ich das Bremspedal weiter durchtreten muss, um die gleiche Verzögerung wie im Golf zu erreichen. Die letztlich gefühlte Verzögerung würde ich aber gleichwertig einschätzen. Damit läge es nur an meiner Gewohnheit das Bremspedal früher stärker durchzutreten als ich es im Golf gemacht hätte.

Was könnte es sonst noch sein? Film auf den Reifen? Nasse Straßen? Wirklich weniger potente Bremsen? Die Trommelbremsen hinten? Anderer Schwerpunkt? Werden die Bremsen in den unterschiedlichen Fahrmodi anders angesprochen?

Hatte am Wochenende einen ID (1500km auf dem Tacho) zur Probe und war erstaunt wie weit man das Pedal durchdrücken muss um eine vernünftige Bremsleistung zu bekommen. Es war irgendwie so ein weiches Pedalgefühl und da ist der eGolf wesentlich besser in der Dosierbarkeit der Bremsleistung...

[Oberräuber]

Wenn man ein paar andere Themen hinzuzieht, scheint es plausibel, dass ein Eindruck entstehen kann, das Bremspedal des ID3 wäre "weich" (im Vergleich zu einem Verbrenner?).
viewtopic.php?f=394&t=51278 "One-Pedal-Driving"
viewtopic.php?f=394&t=58508 "Rekuperation schwächer wegen Heckantrieb?"

Liest man dann noch in die ein- oder andere Publikation, die dort verlinkt sind, entsteht bei mir der Eindruck, dass das Bremspedal das Fahrzeug auf den ersten Zentimetern Pedalweg vornehmlich mit Rekuperation versucht zu verzögern. Was auch sinnvoll ist...Wärme durch Bremsen bringt ja der Batterie nix. Ist die Rekuperation am Limit und wird noch mehr Bremskraft durch weiteres Durchtreten des Bremspedals angefordert, wird zusätzlich mechanisch gebremst. Und die Stärke der Rekuperation scheint tatsächlich von mehreren Bedingungen abhängen zu können. U.a. Fahrprofil, Straßenverhältnisse, Ladestand der Batterie, Wahlhebel D oder B.

In meiner Vorstellung müsste es in Summe "nur noch" vollbracht werden, dass das Bremspedal sich immer gleich anfühlt. Egal, ob D oder B, ECO, Batterie voll oder nicht voll. Da das alles am Pedal bestimmt nur noch elektrisch und nicht mechanisch übertragen wird, hilft sicherlich ein längerer Pedalweg, um das fein abzustufen. Das könnte das "weich" bzw. die spät einsetzende Verzögerung erklären.

Bin aber kein Experte, also nur meine Vorstellung, wie es sein könnte.

Aus dem online Bordhandbuch

Beim Abbremsen des Fahrzeugs, und wenn das Fahrzeug im Schubbetrieb ausrollt oder bergab fährt, wird über den Elektroantrieb elektrische Energie erzeugt, die in der Hochvoltbatterie gespeichert wird. Der Elektroantrieb läuft dabei als Generator und erzeugt eine Motorbremswirkung. Dieser Vorgang wird Rekuperation genannt.

Je nach Fahrstufe Funktion, Fahrstufenauswahl e-Fahrzeuge ist die Motorbremswirkung unterschiedlich stark. Bei starker Rekuperation kann zusätzlich das Bremslicht des Fahrzeugs leuchten. Mit zunehmendem Ladezustand der Hochvoltbatterie nimmt die Rekuperation und damit auch die Motorbremswirkung ab. Wenn die Hochvoltbatterie vollständig geladen ist, findet keine Rekuperation statt und es steht keine Motorbremswirkung zur Verfügung. Wenn vom Fahrzeug erkannt wird, dass die Fahrbahnverhältnisse einen sicheren Kontakt von Rädern und Straße nicht zulassen, wird die Rekuperation und damit die Motorbremswirkung automatisch reduziert. Der Powermeter informiert dabei über die Verfügbarkeit der Rekuperation und Motorbremswirkung Beschreibung, Fahrleistungsanzeige.

Je nach eingelegter Fahrstufe und abhängig von den Einstellungen im Infotainment rekuperiert das Fahrzeug unterschiedlich:

Fahrstufe eingelegt und ECO-Assistenz deaktiviert: Keine Rekuperation.

Fahrstufe eingelegt und ECO-Assistenz aktiviert: Automatische Rekuperation. Die Rekuperationsstärke wird automatisch in Abhängigkeit von Navigationsdaten und Verkehrssituation gewählt.

Fahrstufe eingelegt: Starke Rekuperation.

Das Fahrzeug rekuperiert ebenfalls wenn das Bremspedal betätigt wird.

[Developer]

Im ID.3 kommt ein elektromechanischer Bremskraftverstärker zum Einsatz. Es besteht immer noch eine mechanische Kopplung zwischen dem Bremspedal und der Bremshydraulik, also kein Brake by Wire oder ähnliches. Durch Regelung der Hilfskraft wird angestrebt das der Fahrer möglichst wenig Änderungen des Pedalgefühls wahrnimmt je nach dem wie der Anteil der Radbremse zum Generator eingeregelt wird.

[stevie67]

Interessant. Gut zu wissen. Aber wie kriegen sie es dann hin, dass am Anfang praktisch nur rekuperiert wird? Oder ist einfach die Bremsleistung per Fuß so klein, dass es keinen Unterschied macht?

[Developer]

Bei Rekuperation wird die Bremsflüssigkeit in einen Niederdruckspeicher des ESP Systems geleitet. Somit bleiben die Radbremsen deaktiviert.

[DeDlo]

Vielen Dank für Eure bisherigen Beiträge.

Damit ist aber niemand dabei, der sagt, es würde mit der Zeit besser, oder daß SW-seitig Verbesserung möglich und zu erwarten wäre.

Um es nochmals klar zu stellen:
Mir geht es nicht um einfaches Bremsen/Verzögern. Da kommt man schon mit Stufe B und den Assistenz-Systemen mittels Rekuperation gut zurecht.
Mir geht es darum, in brenzligen Situationen schnell ansprechende Bremsen mit ordentlicher Verzögerung zu haben. Bei egal welchem Verbrenner neige ich dazu zunächst beherzt in die Eisen zu steigen und dann den Druck passend zur Situation zu 'lockern'. Beim ID3 hatte ich auch eine solche Situation. Nur dass ich da entgegen der Gewohnheit und Erwartung nicht nachgeben konnte, sondern recht erstaunt die Nähe zum Bodenblech gesucht habe.
Bin auf weitere Erfahrungen und Einschätzungen gespannt, insbesondere auch dazu, ob wir noch mit Verbesserungen durch Updates rechnen können.

[JackD]

Ich bin heute zum 2. Mal mit meinen ID.3 gefahren. Da ich vom Golf 5 komme, ist der Bremspedalweg ähnlich. Unser Touran geht da aber schon straffer zur Sache. Mit der Bremse kann man das langsame Rangieren aber gut regeln. Ich bin auch mal voll drauf gelatscht (von 30kmh auf nasser Fahrbahn), da ich vor 3 Wochen ein Fahrsicherheitstraining hatte. Für mich war es ähnlich dem Golf 5. Aber der hatte auch schon mehr Pedalweg wie die anderen Autos, die ich bislang gefahren bin.

[mimikri]

Im ID.3 kommt ein elektromechanischer Bremskraftverstärker zum Einsatz. Es besteht immer noch eine mechanische Kopplung zwischen dem Bremspedal und der Bremshydraulik, also kein Brake by Wire oder ähnliches. Durch Regelung der Hilfskraft wird angestrebt das der Fahrer möglichst wenig Änderungen des Pedalgefühls wahrnimmt je nach dem wie der Anteil der Radbremse zum Generator eingeregelt wird.

Das kann ich nicht glauben: wie soll denn dann die Rekuperation gesteuert werden? Dafür ist es notwendig die Stellung des Brems- bzw. Strom-Pedals elektronisch zu verarbeiten. Insbesondere soll ja (in Grenzen) die mechanische Bremse erst greifen, wenn die Rekuperations-Leistung überschritten wird, also eventuell bei einer Vollbremsung im Normalfall aber nur kurz vor bzw. zum vollständigen Stillstand.
Das kann man insbesondere beim e-Golf sehr gut hören bzw. merken, wenn zunächst der Zeiger der Rekuperation stark ausschlägt und dann kurz vor Stillstand das schleifende Geräusch der Scheiben dazukommt.