Peugeot e-2008 komplett leer Fahren

[DavIT]

Erfahrungsbericht: Abenteuer mit meinem E-Auto an der Reichweitengrenze

Hallo liebe Community,

ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, aber ich möchte gerne meine Erfahrungen mit dem Internet teilen.

Und zwar ereignete es sich, dass aufgrund der sehr unzuverlässigen Reichweitenanzeige sich die Reichweite meines e-2008 (50 kWh) dem Ende näherte. Zuerst fängt bei ca. 10% (ca. 30 km) das Navigationssystem an, alle in der Karte verzeichneten Ladesäulen anzuzeigen. Im Tacho-Display erscheint die Meldung "Reichweite gering". Als diese Meldung aufkam, waren es noch ziemlich genau 20 km bis zu meiner Ziel-Ladesäule, einem Tesla Supercharger in der Schweiz. Deswegen verminderten wir die Geschwindigkeit von 110 km/h auf 100 km/h. Im weiteren Verlauf der Fahrt sanken die Kilometer der verbleibenden Reichweite, besonders aufgrund der anhaltenden Steigung, schneller als wir Strecke zurücklegten.

Bei etwa 15 km Restreichweite zeigte der Bordcomputer als Reichweite nur noch "--" an, und wir hatten noch 10 km zu fahren. Also verminderten wir die Geschwindigkeit weiter auf 90, 80, dann 70 km/h. Endlich von der Autobahn abgefahren, hatten wir noch etwa 5 km Stadt- und Landstraßenverkehr vor uns, welchen wir mit möglichst wenig Geschwindigkeit und möglichst wenig Beschleunigung zurücklegten. Des Weiteren deaktivierten wir die Rekuperation, solange wir nicht bewusst bremsen wollten, und schalteten die Klimaanlage aus.

Im weiteren Verlauf zeigte das Tacho-Display oft "Leistung beschränkt" mit einem Schildkröten-Icon an, bevor 700 m vor dem Ziel das Auto keine Leistung mehr produzierte und nur noch 10 km/h fuhr. Lediglich 100 m weiter stand das Fahrzeug komplett. Also Neutralgang einlegen, bevor die Steuerelektronik dies nicht mehr zulässt, und beginnen, das 1,6 t schwere Fahrzeug zu schieben. Zum Glück lag vor uns keine bedeutende Steigung mehr, lediglich ein Bordstein vor dem Supercharger. Nun quer vor zwei Supercharger geschoben, zum Glück war die Servolenkung noch vorhanden. In der App Laden aktivieren und einstecken. Blinkt grün, aber nach 60 Sekunden geht der Ladeindikator auf Rot.

Fahrzeug aus- und einschalten. Nun wird im Tacho-Display "Systemfehler Elektroantrieb: Fahrzeug anhalten, siehe Bedienungsanleitung" angezeigt. Laden weiterhin nicht möglich und auch das Einlegen des Neutralgangs oder Deaktivieren der Feststellbremse nicht möglich, um an eine andere Ladesäule zu schieben. Meine Idee war, das Fahrzeug zurückzusetzen, indem ich die 12V-Batterie abklemme. Leider wurde mit meinem Fahrzeug keine Bedienungsanleitung mitgeliefert, und online war dazu nichts zu finden.

Nach einigen verzweifelten Versuchen des Neustartens fanden wir diese Pannenhilfe-Nummer: +49 800 6666406. Dort wird nach dem Kennzeichen gefragt, was bei mir nicht funktioniert hat, aber alternativ ist auch die Identifizierung anhand der Fahrzeug-ID (Fahrgestellnummer) möglich. Nach einiger Aufklärung teilte der Mitarbeiter mir mit, dass durch das dreimalige abwechselnde Auf- und Abschließen sich das Fahrzeug zurücksetzt. Wichtig sei jedoch dabei, dass keine Person im Fahrzeug sitzt, da das Fahrzeug durch die Druckplatten in den Sitzen dies erkennen würde. Des Weiteren darf dadurch natürlich, wie in meinem Fall, kein Gepäck auf den Sitzen liegen.

Dann, nach mehrmaligem Wiederholen dieses Arbeitsschrittes, wurde der Fehler beim Hochfahren nicht mehr angezeigt, und wirklich: Beim erneuten Versuch, das Fahrzeug zu laden, startete der Ladevorgang. (Des Weiteren teilte der Mitarbeiter mit, dass in 90-120 Minuten ein Techniker bei mir sein könnte, da ich für mein weniger als 2 Jahre altes Fahrzeug einen Mobilitätsservice habe). Ernüchterung brachte dann die Anzeige, dass das Fahrzeug lediglich mit 6 Km/H oder 2 kW lädt. Ich vermutete, der Akku würde bei einem so niedrigen Ladestand nicht mehr Leistung erlauben. Nach 20 Minuten und etwa 1 Prozent Ladestand begann das Fahrzeug dann mit 100 kW zu laden. Nach dem Laden war auch das Einlegen eines Ganges wieder problemlos möglich.

Hier nochmal in Kurzversion:

1. Bei 30 km Warnung
2. 15 km wird nur noch "--" angezeigt -> Sparmaßnahmen: Klima auf Off und "B" (regeneratives Bremsen) nur aktivieren, wenn das Fahrzeug wirklich verzögert werden soll
3. Der Schleichmodus wird erst einige Meter vor dem völligen Stillstand aktiv
4. Dann möglichst schnell den Leerlauf einschalten und mit der normalen Bremsanlage das Fahrzeug halten
5. Beginnen, das Fahrzeug zu schieben
6. Lädt das Fahrzeug nicht und zeigt einen Fehler -> alles Gewicht von Sitzen entfernen (Gepäck und Personen) und dreimal abwechselnd auf- und zuschließen
7. Fahrzeug lädt nun für ca. 20 Min. mit 2 kW
8. Danach lädt und fährt das Fahrzeug wieder normal
9. Ansonsten -> +49 800 6666406

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Interessanter Thread!

Das "riecht" stark danach, dass die Firmware-Entwickler derartige Situationen im Grenzbereich der Betriebsmodi nicht mal in Betracht gezogen hatten.
Eigentlich sollten die Algorithmen so designed werden, dass sich das Fahrzeug aus jeder Bedroullie selber heraus retten kann
(soweit - wie hier beschrieben- dies technich möglich ist)

Eigentlich eine schwache Nummer

[hg6806]

Danke für den Bericht.
Eigentlich hätte ich auch mit viel mehr Sicherheiten gerechnet.
Normalerweise hat man bei einem Verbrenner, wenn er 0 Km Restreichweite anzeigt noch 5l Reservesprit drin. Das habe ich oft genug getestet. Oft noch 50km unter "0" gefahren.
Mit etwas Adäquaten hätte ich jetzt gerechnet. Ich fahre auch immer ganz gerne in den Grenzbereich, davon werde ich jetzt doch eher Abstand nehmen.