enormer Mehrverbrauch durch Heizung?

[Atlantisralle]

Moin zusammen,
seit 07/2023 fahre ich einen e208 GT (EZ 12/2022), sodass dies aktuell meiner erster "Elektrowinter" ist. Nun habe ich in den vergangenen Monaten etwas herumexperimentiert um den teils enormen Reichweitenverlust auf Kurzstrecken zu minimieren. Dank der tollen Peugeot-App häufiger auch mal ohne Vorheizung.

Wenn ich im Eco-Modus - also faktisch ohne Heizung - fahre, komme ich auf meinem 4km Arbeitsweg mit 6-8km Reichweite aus (egal ob mit oder ohne Vorheizen). Sobald ich aber im Normalmodus mit Heizung (nicht Klimaanlage!) fahre, und die Karre nicht vorgeheizt ist, kosten mich die 4km 14-22km Reichweite, wobei die ersten 8km RW schon nach 200m Weg weg sind. Vorgewärmt bin ich im Normalmodus bei 6-10km Verbrauch, wobei mich das Vorwärmen selbst auch 10km kostet. Im Ergebnis also wieder die 'kalten' ca. 14-22km Reichweitenverlust.
Die Fahrweise im Eco und Normalmodus ist absolut identisch - bei beiden nutze ich die mögliche Beschleunigung nicht aus und bei beiden ist die volle Rekuperation gewählt.

Gleiches Spiel auf der Autobahn: 60km Strecke, Tempomat 110km/h, möglichst keine Beschleunigung. Im Normalmodus komme ich im Winter nicht wieder nach Hause, im Ecomodus ist das kein Problem. Wenn man in der Stadt ggf. noch argumentieren könnte, dass es unfassbar viel Energie benötigt das Auto zu heizen, ist das Argument spätestens auf der Autobahn tot, denn irgendwann ist die Karre ja mal warm.

Sicherlich verbraucht das Heizen mit Strom Energie, aber es kann doch nicht wahr sein, dass es offenbar deutlich stromsparender ist ein 1,5t Auto ca. zehnmal zu beschleunigen bzw. mit 50km/h zu fahren anstatt einen kleinen Heizlüfter anzuwerfen. Geht Euch das ähnlich?

Die Karre war neulich in der Inspektion. Batterietest sagt 100,0%.

Danke Euch schonmal
Philip

[ablinne]

Ist normal. Hier auch schon oft diskutiert. Es ist tatsächlich so, dass das Aufheizen viel Energie benötigt. Die Arbeitszahl der Wärmepumpe hängt von der Temperatur ab. Wenn das nicht reicht, wird 1:1 elektrisch geheizt. Und auch das Warmfahren auf der Autobahn hilft bei 60km Strecke nicht, denn bis die Batterie so warm ist, dass die Wärme zum Heizen des Innenraums über die Wärmepumpe effektiv reicht, muss man schonmal wenigstens ein mal den Akku leer gefahren und die Schnellladesäule aufgesucht haben. Also eher so ab 150km aufwärts. Startet man mit Tiefkühlakku eher 300km und zwei Ladungen...

Ergänzung: Auf so kurzen Fahrten in starker Kälte hab ich in der Regel eh eine Jacke an. Dann aktiviere ich die Sitzheizung (der Stromverbrauch ist nämlich vernachlässigbar) und stelle ich die Lüftung auf kleinste Stufe, nur auf die Scheibe und die Temperatur aufs Minimum (aber nicht auf Lo) 14°C. Dann heizt er wirklich nur ganz wenig, was reicht um die Scheibe freizuhalten. Ob dann A/C an oder aus ist spielt keine Rolle, außer es ist wirklich extrem feucht und dann braucht man es eh. Warum soll ich das ganze Auto aufheizen, wenn ich nach 10 Minuten wieder parke und aussteige?

[Cliffideo]

Du schreibst, irgendwann ist die Karre ja mal warm.. das ist Denken aus Verbrennerzeiten, da dort der warme Motor mit seiner Abwärme für die Heizung sorgte. Beim E-Fahrzeug ist da nicht nur ein kleiner Heizlüfter, sondern ein großer Heizwiderstand zugange, der mit min. 2 kW oder mehr für ein warmes Auto sorgt.
Daher sagt man ja auch, dass man im Winter mit Heizbedarf ungefähr die Hälfte der angegebenen WLTP-Reichweite "erfahren" kann. Kommt das bei Dir hin? Hat das Fahrzeug eine Wärmepumpe zum Heizen? Da hat man auch noch Vorteile im Stromverbrauch gegenüber einem großen Heizwiderstand, der bei günstigeren Modellen verbaut ist. Und dieser hat auf der Autobahn ja die ganze Zeit zu tun, die Bude warmzuhalten und schaltet nicht nach ein paar Minuten ab, die Abwärme des E-Motors oder Akkus ist auch auf der Autobahn für die Fahrzeugheizung viel zu wenig.
Man kann aber viel Energie sparen und viel weiter kommen, wenn man die Heizung runterschaltet und eine evt. vorhandene Sitz- und Lenkradheizung nutzt

[rowi62]

Der Kleine muss ja erst einmal hochheizen, danach dir Temperatur halten. Das Hochheizen braucht massiv Strom. Bei 4 km würde ich die Heizung aus lassen. Selbst vorheizen lohnt sich da nicht (evtl. wenn es friert). Auch die Sitzheizung kommt bei mir erst nach 4 km am Popo an.

[AbRiNgOi]

Wenn ich im Eco-Modus - also faktisch ohne Heizung - fahre, komme ich auf meinem 4km Arbeitsweg mit 6-8km Reichweite aus (egal ob mit oder ohne Vorheizen). Sobald ich aber im Normalmodus mit Heizung (nicht Klimaanlage!) fahre, und die Karre nicht vorgeheizt ist, kosten mich die 4km 14-22km Reichweite, wobei die ersten 8km RW schon nach 200m Weg weg sind.

Hier liegt zusätzlich ein Rechenfehler vor. Die verlorenen Kilometer kann man nicht einfach vergleichen, weil die Zukünftig gefahrenen Kilometer auf den aktuellen Verbrauch gerechnet werden. Das bedeutet, du verlierst die 22km Reichweite dadurch, dass du den ganzen Akku mit diesem hohen Verbrauch fahren wirst, denkt zumindest die Elektronik im Auto.

Oder ein anderer Vergleich: Wenn du am Tag 1 eines Monats statt 10€ eben 11€ ausgibst (10% mehr), dann kannst du dir ausrechnen, dass dir das Geld 3 Tage früher ausgehen wird. Du hast also nach einem Tag gleich 3 Tage "verloren".
Und genau das macht die Elektronik, wenn die nach 4km erkennt wie viel Verbrauch du hast, rechnet die aus wie weit der Akku unter diesen Bedingungen halten wird und zieht gleich alles von der Reichweitenprognose ab.
Es macht also nur Sinn nach den 4km den Ladezustand in % zu vergleichen, alles andere ist zu verwirrend.

[stan23]

Auch die Sitzheizung kommt bei mir erst nach 4 km am Popo an.

Ist da so ein großer Unterschied zum e-208?
Ich merke die Sitzheizung schon nach wenigen Hundert Metern.

[Atlantisralle]

Moin,
danke für die ganzen Antworten. Hätte ich im Leben nicht gedacht, dass die Heizung so viel zieht. Also Ecomodus + Sitzheizung ist das Mittel der Wahl. Bei Kurzstrecken auch ohne Vorheizen?!

@Cliffideo Ja, der e208 hat eine Wärmepumpe drin.
@rowi62 Wie stan23 auch schreibt, ist die Sitzheizung eigentlich recht flott da. Wenn auch (im wahrsten Sinne des Wortes) kein Burner, aber immerhin warm. Im 2. Wagen Seat Leon (Benziner) brennt einem auf voller Stufe mitunter schonmal halb der Hintern ab, da ist der Peugeot etwas von entfernt.

[Helfried]

kosten mich die 4km 14-22km Reichweite, wobei die ersten 8km RW schon nach 200m Weg weg sind.
...

Sicherlich verbraucht das Heizen mit Strom Energie, aber es kann doch nicht wahr sein, dass es offenbar deutlich stromsparender ist ein 1,5t Auto ca. zehnmal zu beschleunigen bzw. mit 50km/h zu fahren anstatt einen kleinen Heizlüfter anzuwerfen. Geht Euch das ähnlich?

Anschaulicher wird es, wenn man statt in km mit kW denkt.
Das Aufheizen des Autos braucht beispielsweise eine Weile lang 5 kW, während das Fahren mit 40 km/h nur rund 3 kW benötigt, also deutlich weniger. Eigentlich wirklich krass, da hast du recht.

Bei so kurzen Fahrstrecken lohnt Heizen übrigens ohnedies nicht wirklich. Man heizt ja auch nicht das Badezimmer 30 Minuten vor, falls man nur kurz Zähne Putzen möchte und das Duschen erst Mittags macht. Home Office stinkt nicht.

[nurkurz]

Bringt in diesem Zusammenhang eigentlich Umluft etwas?

Wenn ich mir einen 2kW Badheizlüfter vorstelle, dann müsste mit der Heizenergie vom Peugeot der Innenraum eigentlich eine Sauna sein.

[ablinne]

Da wirds dann kompliziert, weil dann auch die Luftfeuchtigkeit eine Rolle spielt. Feuchte Luft hat eine höhere Wärmekapazität als trockene Luft. Daher kann es sinnvoll sein kalte, trockene Luft von draußen zu erwärmen anstatt halbwarme, feuchte Luft von innen. Wenn es feucht und kalt ist, kann auch die Verwendung der Klimaanlage Heizenergie einsparen, da sie die feuchte Luft trocknet, dabei Wärme aus der Feuchtigkeit gewinnt, die sie dann der trockenen Luft wieder zuführen kann. Also die Antwort ist wie so oft: kommt drauf an.