Fiat 500e Nachrüst-AHK belastbar?

[Britzler]

Hallo,

Wir dürfen in 2 Wochen unseren 500e (red) abholen und ich mache mir nun konkrete Gedanken, was ich mit meinem Anhänger mache. Ich weiss, dass es Nachrüst-AHKs für Fahrradträger etc. gibt und der Fiat keine Anhängelast eingetragen hat. Hat jemand (auf Privatgelände) schon mal versucht, mit so einer Nachrüstung-AHK doch etwas zu ziehen? Ich habe gelesen, dass es in Österreich eventuell sogar offiziell zulässig sein könnte. Mich interessiert vor allem, ob es technisch machbar ist, dass ich weiterhin zweimal im Jahr meinen Grünmüll selbst zur Deponie fahren kann. Wenn ich dabei kontrolliert und bestraft werde, ist das ein Problem, mit dem ich leben kann. Wenn mir dabei aber das neue Auto kaputt geht, dann eher nicht

Viele Grüße,
Steffen

[Britzler]

So, inzwischen habe ich mir bei Aukup einen "Adapter zur Befestigung eines Heckträgers" und einen "Elektrosatz 13pol. Fiat 500e" gekauft und verbaut.
Mechanisch war das ganze zwar recht viel Aufwand, hat aber gut gepasst (bis auf eine angeschweißte Mutter, die im Weg war) und macht einen sehr stabilen Eindruck. Elektrisch bin ich weniger begeistert, der Elektrosatz hat leider an einigen Stellen gar nicht gepasst und ich musste einige Leitungen verlängern und Stecker ändern. Mit einer Rolle Kabel und einem Lötkolben hätte ich vermutlich nicht viel länger gebraucht und mir die Kosten für den Elektrosatz sparen können. Zu zweit haben wir in einer Mietwerkstatt mit Hebebühne und Werkzeug 8,5h für den Einbau gebraucht. Dabei aber gute 1000€ gegenüber einem Angebot vom lokalen Händler gespart. Insgesamt bin ich zufrieden und freue mich auf den ersten Einsatz der AHK.

[Buhli]

Quelle: Bedienungsanleitung 500e

Zum Anhänger ziehen ist unser Wagen glaube ich nicht gedacht aber vielleicht zum Fahrradtransport viewtopic.php?p=1915182#p1915182
Gruß Matthias

[x12r13]

Technisch ist das ganze für mich nicht nachvollziehbar. Betrachtet man die motorleistung und fzg gewicht vom 500e, sollten sogar 3,5t Anhänger kein Problem sein.

Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass die Skateboard Struktur nicht lastverträglich ist und der Antriebsstrang das nicht aushält.

Beim 750kg Anhänger funktioniert dieser Einwand allerdings nicht mehr, da man sich da schon in den "normalen Betriebsgrenzen" befindet.

Ich denke, dass diese Beschränkung allgemein rechtlicher und wirtschaftlichen überlegungen geschuldet ist.

Stellt euch vor, man könnte 3,5t ziehen, das Licht abdrehen und bekommt einen 60kWh Akku mit 11kW "in beiden Richtungen". Um 30k EUR Strassenpreis. Da verkaufst a) kaum noch andere Autos und b) Bekommst diverse "abusive heavy duty" Anwendungsfälle die das Produkt technisch ans Limit bringen.

Wird man beim "erstlings Elektro" sinnvollerweise eher nicht machen

[aschaab]

Na, ich weiss ja nicht.... wenn das Chassis bzw die Fahrzeugstruktur nicht für die Kräfte und Momente beim Anhängertransport ausgelegt sind (und darauf deuten die Hinweise im Handbuch in ihrer Deutlichkeit ja hin), dann sind sie das nicht... Und selbst ein kleiner 750kg Anhänger kann ja schon beachtliche, kurzfristige Belastungen erzeugen....

[patba]

Mal ein paar Gedanken von mir zum technischen:

Grundsätzlich stehen die Anhängelasten im Fahrzeugschein, und der Hersteller legt sie fest im Rahmen der Typgenehmigung.

MAXIMAL darf ein PKW laut StVZO ziehen:
Ungebremst: 50% von (Leergewicht + 75 kg) des PKW, max. 750 kg
Gebremst: 100% des zul. Gesamtgewichts des PKW, max. 3500 kg

Für den 500e könnte Fiat also maximal eine Zulassung anstreben für ca. 730 kg ungebremst, 1725 kg gebremst.

Das Zugfahrzeug muss den Anhänger jedoch sowohl eine Steigung mit 12% dauerhaft raufziehen können, und v.a. dort auch 5x nacheinander anfahren können, als auch in einem Gefälle von 12% dauerhaft bremsen können. D.h. sowohl Antriebsstrang als auch Bremsen müssen diese Belastungen dauerhaft aushalten können. Der 500e hat nun aber nur eine Dauerleistung von 43 kW und Trommelbremsen hinten!

Ein übliches Wohnwagengespann braucht rel. unabhängig von seiner Masse schon in der Ebene eine Zugleistung von ca. 30 kW bei 80 km/h, wegen seines erheblichen Luftwiderstands. Bergauf werden da ganz schnell 50-80 kW oder mehr draus, dann natürlich abhängig von der Masse. Ich weiß, wovon ich rede, wir haben einen Wohnwagen… Mein Wohnwagengespann mit ca. 3500kg Gespanngewicht (1900 PKW + 1600 Wohnwagen) braucht an typischen steileren Autobahnsteigungen ca. 70 kW.
Ein gleich schweres Gespann mit flachem Pritschen-Anhänger ohne Aufbau braucht in der Ebene natürlich deutlich weniger. Die StVZO unterscheidet aber nicht zwischen verschiedenen Anhänger-Typen, sondern geht vom worst-case aus, genauso der Hersteller. Manche PKW-Hersteller haben glaube ich früher unterschieden, und das war entspr. im Schein ausgewiesen.

Für die Befestigung eines Fahrradträgers gibt es anscheinend keine großartigen Beschränkungen, außer dass eine ABE für die Kupplung vorliegen muss. Ein Kupplungs-Fahrradträger belastet die Kupplung auch nicht unerheblich, v.a. aber anders als ein Anhänger, nämlich nur als Kraft, die von oben auf die Kupplung drückt und damit am Querträger als Torsionskraft wirkt. Das entspricht der Stützlast beim Anhänger. Die Schub- und Zugkräfte des Anhängers treten beim Fahrradträger fast nicht auf, sind aber nochmal erheblich und v.a. sehr dynamisch und gehen über den Querträger voll in die Karosserie ein.

Mein Fazit: Vermutlich könnte der 500e schon ca. 600 kg ungebremst und 1000 kg gebremst ziehen, wenn er ggf. strukturell am Heck entsprechend dimensioniert ist. Ob das so ist, wissen wir nicht, bzw. den Warnungen von Fiat folgend muss man davon ausgehen, dass nein. Es gibt technische Limitationen, es ist aber dennoch bedauerlich, dass viele E-Auto-Hersteller den ganz einfachen Weg gehen und Anhänger komplett ausschließen.

Patrick

[Checkit]

Beim Smart hatte ich ein System von Paulchen genutzt. Die speziellen Lösungen waren mir einfach zu aufwendig. Einfach nachfragen wann/ob die ein System für den neuen 500e rausbringen.

[Singing-Bard]

Der Fiat 500e befindet sich in der Kategorie "Kleinstwagen".

Es ist so gut wie ausgeschlossen, das es von FIAT eine Freigabe für eine Anhängerkupplung gibt.

Das man mit den auf dem Markt befindlichen Fahrradträger Kupplungen locker einen Grünschnitt Anhänger ziehen könnte steht ausser Frage.

Aber um mal einen Einblick zu gewinnen wie Aufwändig es wäre eine Nachrüst AHK mit offizieller Abnahme zu bekommen der Link zu den BMW i3 Kollegen:

viewtopic.php?f=69&t=75003&start=410

Die Versuchen über Crowdfunding die erheblichen Test und Abnahmekosten für eine echte Anhängerkupplung auf die Beine zu stellen ...

[patba]

Der Fiat 500e befindet sich in der Kategorie "Kleinstwagen".

Die Kategorie "Kleinstwagen" ist da aber nicht dran schuld, sondern eher eine mir nicht ganz ergründliche Scheu der Hersteller, sich mit dem Thema AHK am Elektroauto auseinanderzusetzen.
Der aktuelle Verbrenner-500 darf einen Anhänger ziehen (400/800 kg), ein Smart darf es auch, und auch viele andere Verbrenner in der Größenordnung.

Patrick

[x12r13]

Na, ich weiss ja nicht.... wenn das Chassis bzw die Fahrzeugstruktur nicht für die Kräfte und Momente beim Anhängertransport ausgelegt sind (und darauf deuten die Hinweise im Handbuch in ihrer Deutlichkeit ja hin), dann sind sie das nicht... Und selbst ein kleiner 750kg Anhänger kann ja schon beachtliche, kurzfristige Belastungen erzeugen....

Das bezweifle ich eben ..

es gibt fahrraeder mit 150kg nutzlast.

Zb der 1960er fiat 500 hat eine zugelassene ahk für 240kg ... bei 500 kg fzg leergewicht und rd. 16kW motorleistung.

Und beim 1,5t kübel mit 40kW geht gar nix? Wenn das alles so fragil ist, wieso kann man dann 150km/h fahren? Oder "Fanilie Fettgefressen" transportieren?

Auf jeden Fall verhindert die Rechtslage, dass man mit dem Wagen 500kg Schutt zum 5km entfernten Bauhof schleppt oder Holz vom Baumarkt holt.

Finde ich grundsätzlich ärgerlich.