Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

schnaeutz
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Nach 7 Monaten habe ich meien roten Smarty mit schwarzem Tridon bekommen. Gegen den Fahrkomfort kann man nichts sagen. Er ist einfach prima: sofortige gute Beschleunigung, keine Motorgeräusche, wohl aber deutliche Abrollgeräusche, und recht preiswertes Fahren. Aber es gibt durchaus Aspekte, die mich immer noch zum Diesel greifen lassen:

Von der angeblichen Reichweite von 160 km sind tatsächlich rechnerisch noch rd. 100 km übrig. Die Außentemperatur ist in diesen Tagen zwischen 4 und 12 Grad, also vollkommen frostfrei. Ganz leer fahren geht nicht, also bleiben 80 - 90 km verfügbare Reichweite übrig, sofern ich meinen Gasfuß zügele und keine längeren Steigungen bewältigt werden müssen. Wenn ich mir bei längeren Strecken viele Zwangspausen von jeweils einer Stunde ersparen will (trotz des 22 KW-Laders), nehme ich besser den Verbrenner. Sonst könnte ich meine Termine nicht einhalten. Ich habe häufig Strecken von ca. 100 km zu bewältigen. Das bedeutet, unterwegs einmal kurz nachzuladen und am Ziel in greifbarer Nähe tunlichst eine Ladesäule zu haben. Das ist eher selten der Fall. Heute hätte ich sogar eine nahe Ladestation gehabt. Ein Anschluss der Säule ist für einen Carsharinganbieter reserviert, der andere nahezu ständig mit einem ladenden Auto belegt. Also müsste ich nach meinem Termin eine andere Ladesäule gezielt anfahren und kann dann ein Nickerchen im Auto halten. Oder mir den Magen mit vielen Tassen Kaffee verderben. Ich frage mich, warum nicht mehr Säulen an einer Stelle aufgestellt werden, wenn die Nachfrage dort so groß ist. Konkret hatte ich übrigens das Terrain schon früher ausgetestet, noch niemals einen Ladeanschluss frei vorgefunden und war deshalb mit dem Verbrenner da. Die nächste Ladesäule wäre mehrere Kilometer entfernt gewesen, und das in einer Großstadt.

Es kommt noch schlimmer: Jede Fahrt muss am Computer geplant werden. Wo gibt es eine Ladestation? Habe ich die richitge Karte/App? Muss ich sie mir noch besorgen? Ist die Ladesäule nur während irgendwelcher Geschäftszeiten anfahrbar? Wo ist die Ladesäule versteckt? Dann vor Ort die Überraschung, ob die Säule frei ist, also weder vom Verbrenner zugeparkt noch mit einem ladenden Elektroauto besetzt. Ist keines dieser Hindernisse vorhanden, stellt sich die spannende Frage, ob die lt. goingelectric passende Karte oder App wirklich funktioniert (hat sie währennd der beiden Wochen in einmal nicht). Dann gibt es natürlich auch Fälle, wo ich für einige wenige KW/h einen Abschreckungspreis von pauschal ca. 10 EUR zahlen soll. Solche Säulen habe ich bisher meiden können. Münster ist z. B. eine recht teure Stadt für Elektromobilisten, wenn man nicht gerade Kunde der Stadtwerke Münster sein sollte.

Ich halte ein E-Fahrzeug für durchaus brauchbar, wenn es in der täglichen Praxis etwa 200 km - 300 km weit kommt. Wichtiger als die absolute Reichweite ist die Geschwindigkeit des Nachladens. Wenn ich in 5 Minuten weitere 250 km laden kann, ist das zumutbar. Jeder Einkaufsmarkt, jedes Einkaufszentrum, jede Autobahntanke, jeder Parkplatz, jedes Parkhaus braucht eine oder mehrere Ladesäulen! Sie müssen eine 3stelllige Ladeleistung in KW bringen und dürfen nicht an eine Marke gebunden sein. Keine Ladesäule darf in Städten weiter als 500 m von der nächsten entfernt sein! Es muss eine einzige Karte für alle Ladesäulen geben! Besser wäre es, wenn die Freischaltung durch den Stecker erfolgt! In einer einzigen App muss man nachsehen können, welche Säule frei ist! Ebenso muss ein Ladeplatz vorab für einige Minuten reserveriert werden können! Es muss nach Kilowattstunden abgerechnet werden, dabei ist ein moderater (!) Zuschlag zum normalen Strompreis hinnehmbar!

Ich fahre gerne elektrisch, sofern ich sicher bin, die heimische Garage wieder erreichen zu können, wo eine Wallbox zur Verfügung steht. Aber ansonsten fehlt es an einer zumutbaren Infrastruktur - Tesla einmal ausgeklammert.
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Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

Helfried
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schnaeutz hat geschrieben: Tesla einmal ausgeklammert.
Warum hast du dir reichweitentechnisch genau das Gegenteil gekauft, wenn du so lange Strecken zu bewältigen hast?

Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

schnaeutz
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160 km würden reichen!

Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

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schnaeutz hat geschrieben: 160 km würden reichen!
Du willst uns jetzt nicht ernsthaft erzählen, dass Du geglaubt hast, eine NEFZ-Angabe im Alltag zu erreichen? Unter allen Bedingungen, auch im Winter?

Hast Du das mit Deinen bisherigen Verbrennern geschafft?

OK, bei deren Reichweiten und Tankzeiten ist das (außer dem Geldbeutel) relativ egal. Aber bisschen Nachdenken hätte vielleicht geholfen. Die E-Karre muss die Heizleistung schließlich auch aus dem Akku ziehen, was der Verbrenner an Abwärme eh abgibt, Sommers wie Winters.

Und dann sich informieren: vor dem Kauf mal in entsprechenden Foren lesen, was da zum Thema realer Reichweiten zu lesen ist. Das war keine Option?
Gruß
Werner
Peugeot iOn Produktionsdatum 09/15 seit 01/16
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Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

Badman
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Für die Säulen bekommt man ein Gefühl. 100 Km entfernte Termine waren logischerweise am Rand der Möglichkeiten des Smarts. Im Sommer wird’s besser. Dann passt das.
Grundsätzlich beschreibst du aber genau das derzeitige Problem. Der Aufwand ist recht groß, anders wie beim Verbrenner aber die Zuverlässigkeit einer Tankstelle nicht vorhanden.

Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

Graustein
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Sorry, aber einfach 100km fahren und Smart???
Den Smart überlege ich meiner Frau zu kaufen um in der Stadt/Umland zu fahren (Kind abholen,Einkaufen, zur Arbeit) also auf strecken Max 10 km.
Ein i3 94Ah wäre hier die deutlich bessere Wahl gewesen.

Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

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schnaeutz hat geschrieben: Ich halte ein E-Fahrzeug für durchaus brauchbar, wenn es in der täglichen Praxis etwa 200 km - 300 km weit kommt.
[...]
Ich fahre gerne elektrisch, sofern ich sicher bin, die heimische Garage wieder erreichen zu können, wo eine Wallbox zur Verfügung steht.
Gibt doch schon genug Elektroautos, die das können! OK, auf der Autobahn sollte man sich zügeln und je nach Auto nicht mehr als 110 bis 130 km/h fahren. Aber 200 km sichere Reichweite haben wirklich schon viele Autos. Und Schnelllader an der Autobahn gibt es ja auch genug, und wenn es dann bei schlechten Bedingungen einmal 300 km sind, dann sind die fehlenden 100 km auch in höchstens 30 Minuten (bei manchen Autos auch in 10 bis 20 Minuten) wieder nachgeladen.

Aber das geht eben nicht mit einem Smart!

Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

Badman
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Und auch eher so für 10.000€ aufwärts Mehrpreis.

Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

Rudi L
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Badman hat geschrieben: Grundsätzlich beschreibst du aber genau das derzeitige Problem. Der Aufwand ist recht groß, anders wie beim Verbrenner aber die Zuverlässigkeit einer Tankstelle nicht vorhanden.
So ist es in der Tat. Früher war es die Reichweite die Probleme machte, das ist besser geworden. Jetzt benötigen wir noch zuverlässige Ladesäulen und keine Abzockpreise.
Die Pauschalpreise kommen m.W. aber auch deswegen auf weil es derzeit keine geeichten Gleichstromzähler gibt.

Re: Mein Fazit nach 2 Wochen elektrischen Fahrens

Badman
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Das Problem geht tiefer, jetzt nutzt man die Fahrzeuge und auch mal am Rand der Reichweite um wieder Ängste zu erleben, weil geplante Ladepunkte nicht funktionieren bzw. u. a. von Verbrennern blockiert oder bereits genutzt werden. Hier verlängert sich dann die Dauer für eine Strecke oder aber die Angst noch zum nächsten Ladepunkt zu kommen.
Das müsste nicht sein. Das liegt an der Infrastruktur und nicht am Fahrzeug. Was nützt mir die Reichweite, egal wie hypothetisch sie ist, wenn ich besser jeweils nur 50% plane und dann ein Glücksspiel starten muss.
Ist ja egal in das Auto 100/200/500 Kilometer hat. Wenn ich jeweils bei 70/150/450 schon Schweißperlen habe ob alles klappt, was es selten wirklich tut.

Beim TE liegt natürlich an ihm selbst, den Smart hätte ich mir nie auf 100 Kilometer notwendige Reichweite ausgelegt, wenn die nicht reinen Stadtverkehr umfasst, wo er sich wohl fühlt und man realistisch auch im Winter die Reichweite gute abschätzen kann.
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