Hier nun die Langversion.
Laut
Angaben von Zero kommt die DSR bei konstant Tempo 89 142km weit. Nebenbei bemerkt, bei konstant 113 noch 113km weit und in der Stadt 237km weit.
Die Frage war nun, wie schnell kann ich fahren um die 200km von Potsdam nach Naumburg (Saale) zu schaffen? Die
Theorie ist im Prinzip bekannt. Nur die noetigen Daten fuer ein konkretes Fahrzeug eher nicht. In der Praxis kann man ja erstmal von einer quadratischen Abhaengigkeit der benoetigten Antriebsleistung von der Geschwindigkeit ausgehen. Trotdem waere es in konkreten Zahlen besser. Jedoch kaum ein Hersteller gibt heraus, wie sich der Verbrauch mir der Geschwindigkeit entwickelt. Das einzige was ich dazu kenne ist von
Twike. Mit diesen Kurven verglichen, faellt der Unterschied zwischen 89 und 113 bei Zero auch ueberraschend klein aus.
Wie auch immer, ich machte mir Hoffnung, dass es mit 80 zwischen den Ortschaften bereits gehen koennte, da ich ja in den Ortschaften noch langsamer unterwegs sein werde. Diese Nummer wollte ich auch weder auf der Autobahn, noch auf der B2, obwohl die kuerzeste Verbindung, machen. Kreisstrassen, trozt kleiner Umwege, waren mein Ziel.
Und Nachladen? Der Onboard Lader laedt ca. 15km pro Stunde. Da ist schnell klar, dass langsamer fahren in jedem Fall schneller ist. Trotzdem fuehlte ich mich besser, zumindest eins von Zeros sogenannten Schnellladegeräten im Koffer zu haben. Dann kommt man immerhin auf ca. 25km pro Stunde.
Remo war so nett mir eines zu borgen.
Ich bin nun in die Expedition gestartet mit
- einem voll geladenen Akku,
- einem Navi um die kleinen und kleinsten Strassenein zu finden, dass ein paar Stunden durchhaelt und zusaetzlich die 12V-Steckdose mit USB-Adapter,
- Geduld und Pioniergeist.
Am besten faehrt mal die letzte Fahrt vor der Expedition schon genauso vorsichtig wie die ganze Tour. Dann passt die Reichweitenanzeige von Anfang an. Bei mir war das dann nach den ersten 9km fast nur innerorts der Fall. Die Restreichweite erreichte dann nahezu 220km.
Ich hatte inklusiver eventueller Schlenker zu Ladepunkten noch 200km vor mir. Ich triumphierte bereits innerlich. Egal, ob ich nun unterwegs nachlade oder nicht, das sollte zu schaffen sein. Ich hatte nun zum Glueck noch die Idee, den Trip2 zurueckzusetzen. Jetzt nur einfach so weiter fahren, dass die Summe aus Restreichweite und Trip immer groesser 200, moeglichst groesser 210 bleibt.
Auf dem Android Smartphone mit Google Maps gelang es mir nicht eine Route mit mehr als ein oder zwei Zwischenzielen zu erstellen. Und auch dann zeigt er nur die Entfernung zum naechsten Zwischenziel und zum Endziel. So hab erst ab dem lezten Zwischenziel die Methode gewechselt und habe permanent die Restreichweite mit der verbleibenden Entfernung verglichen. Als menschlicher Regler bin ich nun immer so schnell gefahren, dass die Restreichweite 10km groesser war als die Entfernung. Und das funktionierte bei 70 zwischen den Ortschaften nahezu perfekt. Anfangs hatte ich mal 80 probiert. War aber schon zuviel. Die Reichweitenanzeige machte dabei durchweg einen tadellosen Eindruck. Keine unvermittelten Spruenge oder Verhaltensaenderungen bei verschiedenen Ladestaenden.
Am Ende waren es also 214km und 10km Rest. Die 0% erreichte ich erst in der Garagenauffahrt. Fahrzeit insgesamt 5h.
Geladen habe ich waehrend meiner zwei Ess- und Trinkpausen von jeweils 15-20min. Also in Summe vielleicht 1-1.5kWh. Die haben es mir erlaubt die schnurgeraden 20km B100 von Bitterfeld bis Halle wenigsten mit 90 zu absolvieren.
Zu den verwendeten Ladepunkten. Ich hatte mir die in Frage kommenden barrierefreien, 24/7-Ladepunkte rausgesucht.
Auf dem Hinweg: 1) An einer halb verlassenen Tanke mit einer ganz verlassenen Waschstrasse mit eingeschlagenen Scheiben kam noch Strom aus einer Aussensteckdose
, 2) Beim
VW-Autohaus Otto Grimm in Bitterfeld ging alles palletti.
Auf dem Rueckweg hatte ich a) im Norden von Leipzig noch einen Termin und b) viel Zeit bis dahin. Daher hab ich 1) beim
Strominator in anderthalb Stunden nochmal voll gemacht. Zwischenzeitlich bekam ich mit, dass die anvisierte Elbebruecke in Wittenberg wie der ganze Ort an diesem Tag gesperrt ist und ich ein Stueck die Autobahn nehmen muss. Daher hab ich 2) bei Otto Grimm in Bitterfeld noch mal einem Stromschluck genommen. Und dann ging es beinahe im Normaltempo nach Hause.
Der Fahrer bekam Mineralwasser und belegte Broetchen, die er ironischerweise jeweils an Tankstellen gekauft hatte.
Gesamtergebnis: Es geht. Die entdeckten Kleinode waren eine nette Entlohnung.
So kann eine ganz normale Kreisstrasse in Brandenburg aussehen:
Etwas spaeter wurde daraus dann das:
Ach, war das herrlich!
Und auf dem Rueckweg an der Mulde:
Und ich moechte es trotzdem vorlaeufig nicht wiederholen. Meine Hochachtung vor denen, die das oefter machen!
Viele Gruesse, Jochen